Die Entscheidung fiel mit großer Mehrheit: Aus einem Gewerbegebiet an der ehemaligen Paketposthalle im Stadtteil Neuhausen soll ein neues Wohn- und Geschäftsviertel werden – samt zwei 155 Meter hohen Türmen. Wohnungen, Büros, Läden, Hotellerie und soziale Einrichtungen soll es dort geben.
Hoffnung auf mehr Wohnungen
Neue Hochhäuser – in Neuhausen oder anderswo – damit verbinden auch viele Bürger Hoffnungen: Hochhäuser schaffen auf wenig Fläche viel Platz, so die Überlegung. Wenn es dann auch noch "harmonisch passt, würde ich nicht Nein sagen", erklärte etwa eine Münchnerin in einer BR-Umfrage. Denn "München braucht Wohnungen". Ähnlich sieht es ein anderer Passant: "In einer Stadt, in der die Mieten explodieren, sollte man sich keinen Lösungen verschließen".
"Gewinn für die Stadt" oder "Dammbruch"?
Von einem "guten Tag" und einem "Gewinn für die Stadt" sprach Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) nach der heutigen Ausschussentscheidung. Der CSU-Landtagsabgeordnete Robert Brannekämper dürfte dagegen weniger begeistert gewesen sein. Mit dem Verein "Hochhausstop" will er speziell die Zwillingstürme verhindern.
Die beiden Türme wären erst der Anfang in Sachen Hochhausbau, fürchtet er: "Das ist der Dammbruch." Deshalb müsse man das Vorhaben verhindern. 60 Meter hohe Gebäude wären ja "in Ordnung", findet Brannekämper, "aber keine 150 Meter".
OB Reiter kritisiert "Horrorfantasien"
In fast zwei Jahren hat der Verein nach eigenen Angaben mehr als 40.000 Unterschriften für ein Bürgerbegehren gesammelt. Nicht "81 Leute im Rathaus", sondern die Bürger sollten entscheiden, "wie es mit ihrer Stadt weitergeht", betont der Politiker. Um Unterschriften wurde nach Ansicht von OB Reiter aber mit teils irreführenden Informationen geworben. Konkret sprach er von "unlauterem Vorgehen". Es würden "Horrorfantasien" verbreitet, "die so nicht kommen werden".
2004 hatte es schon einmal einen Bürgerentscheid über Hochhäuser in München gegeben. Das Ergebnis damals: Neue Gebäude in der Innenstadt sollen nicht höher als die Türme der Frauenkirche sein, also maximal 100 Meter. Dieser Bürgerentscheid ist aber rechtlich nicht mehr bindend.
Stadtbaurätin widerspricht Befürchtungen
Stadtbaurätin Elisabeth Merk hält das Areal an der Paketposthalle zudem für einen idealen Standort für die 155-Meter-Türme: Es sei ein innerstädtischer Standort, "super erschlossen" und damit unter vielen, auch ökologischen Gesichtspunkten viel besser geeignet als ein Standort "weiter draußen" mit weniger Geschossen.
Der Befürchtung, dass die beiden geplanten Hochhäuser Auslöser für eine Flut von Wolkenkratzern in München sein könnten, widerspricht die Stadtbaurätin: Die Stadt habe bereits gezeigt, dass sie verantwortungsvoll mit dem Thema umgehe, und sie habe extra eine Studie anfertigen lassen. Deren Ziel sei es nicht, München zu einer Hochhaus-Stadt zu entwickeln, so Merk. Im Gegenteil: Vielmehr gehe es darum aufzuzeigen, wo Hochhäuser theoretisch Sinn machen und wo nicht – eben um eine "Flut" zu verhindern.
Ob in Sachen Zwillingstürme an der Paketposthalle die Münchner noch selbst abstimmen werden, hängt vom Ergebnis der rechtlichen Prüfung des Bürgerbegehrens ab. Der Verein "Hochhausstop" will die gesammelten Unterschriften demnächst beim Kreisverwaltungsreferat einreichen.
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