Der Bund Naturschutz in Bayern, kurz BUND oder BN, hält die Pläne für die Modernisierung am Grünten für nicht genehmigungsfähig. In einer Pressekonferenz heute in Immenstadt erläuterten die BN-Vertreter ihre Kritik und Einwände, die sie ihm Rahmen des Genehmigungsverfahren auch bereits beim Landratsamt Oberallgäu eingereicht haben. Die Stellungnahme umfasst mehr als 50 DinA-4-Seiten.
Naturschützer kritisieren Grünten-Ausbau in Schutzgebieten
Hauptkritikpunkte des BN sind, dass sich die Planungen im Landschaftsschutzgebiet und direkt neben einem europäischen FFH-Schutzgebiet befinden. Die vorgesehenen Baumaßnahmen seien mit über 5,5 Hektar Flächenversiegelung sowie 3,3 Hektar Bergwaldrodung und etwa zehn Hektar Zerstörung oder erhebliche Beeinträchtigung von Biotopen, wie artenreichen Bergwiesen, verbunden.
BUND: Grünten-Ausbau "völlig überdimensioniert"
Thomas Frey, BN-Regionalreferent für Schwaben, nannte das Projekt "völlig überdimensioniert". Es stehe in krassem Gegensatz zu nachhaltigem Tourismus und vereinbarten Klimaschutzzielen. Laut BN ist das Vorhaben am Grünten deshalb vergleichbar mit den Ausbauplänen am Riedberger Horn: Es sei ein emotionales Thema, da der Grünten ein beliebter Berg sei. Außerdem werde ein Skigebiet in einer Höhenlage manifestiert, wo Skifahren künftig aufgrund des Klimawandels selbst mit Beschneiung kaum mehr möglich sein werde.
Druck auf Schutzgebiete würde "enorm steigen"
Die Eingriffe stellten zudem eine Naturzerstörung von überregionaler Bedeutung dar. Da vor allem Tagesgäste angezogen würden, die alle mit dem Auto anreisen müssten, weil Rettenberg bisher nur unzureichend an den ÖPNV angeschlossen sei. Auch wenn die Gäste mit dem Lift nicht bis an den Gipfel fahren könnten, der Druck auf die sensiblen Schutzgebiete dort würde weiter enorm steigen.
Grüntengipfel laut BN schon jetzt "zu stark frequentiert"
Laut Alfred Karle-Fendt von der BN-Kreisgruppe Kempten-Oberallgäu, ist der Grüntengipfel schon jetzt zu stark frequentiert und Wanderer sowie Bergsportler müssten besser gelenkt werden. Er machte es unter anderem daran fest, dass sowohl die Zahl der Birkhühner enorm zurückgegangen sei, aber auch der geschützte Goldscheckenfalter große Teile seiner Ei-Ablage-Gebiete verloren habe. „Schon jetzt müsste etwas getan werden, weil wir so die EU-Vorgaben für FFH-Gebiete nicht mehr einhalten“, sagte er.
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Bund Naturschutz droht mit Klage
Der Bund Naturschutz geht davon aus, dass das geplante Projekt vom Landratsamt nicht genehmigt werden kann. Sollte es doch so weit kommen, will der BN klagen. Rechtsanwalt Dirk Teßmer aus Frankfurt, der den BN auch im Rechtsstreit um den Hambacher Forst vertritt, sieht gute Chancen vor Gericht dann zu gewinnen. „Es hakt an allen Ecken und Enden“, sagt er bei der Pressekonferenz zu der er online zugeschaltet wurde.
Bund Naturschutz möchte neue Ausbau-Pläne
Ginge es nach den Wünschen des Bund Naturschutz, so sollen die Pläne ausgesetzt und mit einer leeren Landkarte neu begonnen werden, damit geklärt werden könne: Was ist am Grünten naturverträglich möglich? Laut Thomas Frey wäre es wünschenswert, dass drei Seiten gewinnen: „Der Gast, die Einheimischen und die Natur.“ Würde das Vorhaben wie geplant umgesetzt, seien Gewinne eher einseitig.
Die Pläne für den Grünten-Ausbau
Eine Allgäuer Unternehmerfamilie plant am Grünten unter anderem eine ganzjährig betriebene 10er-Gondelbahn, ein großes Parkhaus, Zufahrts- und Wirtschaftsstraßen mit mehreren Kilometern Länge, ein neues Speicherbecken sowie den Ausbau künstlicher Beschneiungsanlagen.
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