Wer anhand der Nachrichtenlage in diesem Jahr das Gefühl hat, alles werde schlechter, dem sei gesagt: Es gibt sie auch, die guten Nachrichten! So steigt laut Statistischem Landesamt der Anteil der Erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung in Bayern dank Photovoltaik, Biomasse und Wasserkraft auf 58 Prozent.
Damit stammt erstmals mehr als die Hälfte des Stroms aus Erneuerbaren Energien. Ein Effekt, der auch mit dem Ausstieg aus der Atomkraft zu tun hat. Doch parallel nimmt auch die Menge an Strom aus erneuerbaren Energien zu, auf 40.209 Gigawattstunden (GWh), rund fünf Prozent mehr als im Vorjahr.
Die Luft wird etwas besser
Ebenso steigt die Luftqualität im Freistaat: 48 Messstationen in bayerischen Städten zeigen nach Zahlen des Landesamts für Umwelt: Feinstaub und Stickstoffdioxid werden kontinuierlich weniger, der Trend hält an. Stickstoffdioxid und Feinstaub entstehen vor allem im Straßenverkehr, beim Heizen und in der Industrie.
Wie hoch die Belastung durch Luftschadstoffe ist, hängt auch vom Wetter ab: Hochdruck-Wetter mit Windstille führt vor allem im Winter zu einer höheren Konzentration als regnerisches und windiges Wetter. Aufgrund der mehrjährigen Entwicklung spielen einzelne Jahre mit Extremwetter jedoch offensichtlich nur eine geringe Rolle.
Weniger Hausmüll in Bayern -
Auch erfreulich: Die Bayern produzieren weniger Hausmüll. Nach einem coronabedingten Anstieg 2020 und 2021 sank der Müll von Privathaushalten 2022 laut Landesamt für Umwelt auf 462 Kilo pro Einwohner.
- und mehr Honigbienen
Und auch bei den Bienen gibt es Gutes zu vermelden: Zwar steht die Hälfte der Wildbienenarten in Deutschland weiter auf der Roten Liste bedrohter Arten. Die Honigbienen jedoch werden immer mehr. 2022 wurden fast eine Million Honigbienenvölker in Deutschland gezählt. Es gibt ebenso mehr Imker.
Politologe: Nachrichten können Realität "negativ verzerren"
Oft seien positive Entwicklungen langfristiger, sagt der Politologe und Coach Christian Thiele. Das Negative rücke in den Medien schneller in den Fokus und beeinflusse unser Weltbild: "Deshalb ist es wichtig, dass wir uns dieser Negativitätsverzerrung, dieser grauen Brille, durch die wir die Welt zu sehen neigen, auch bewusst sind und dagegen steuern. Durch Momente von Verbundenheit, Zuversicht und Freude, die wir bewusst finden und kultivieren sollten."
Zu viele schlechte Nachrichten können schaden
Krieg in der Ukraine, Zoff auf politischer Bühne, Terrorattacken in Israel – Nachrichten wirken auf die Psyche des Menschen, so der Experte für positive Psychologie. Sie erzeugen negative Emotionen. Diese schlagen nicht nur aufs Gemüt, sondern könnten im Extremfall auch körperlich Schaden anrichten, warnt Thiele: "Wir müssen tatsächlich schauen, dass auch körperliche Effekte wie die Herz-Variabilität, Stresshormone und so weiter nicht zu stark ansteigen, wenn wir uns zu häufig und zu unterbrechungsfrei den negativen Nachrichten aussetzen."
Wegsehen und den Kopf in den Sand stecken sei keine Option und löse keine Probleme, sagt der Experte. Es gelte, den eigenen Medienkonsum im Auge zu behalten und nur seriöse Nachrichtenquellen zu nutzen, so der Rat des 50-jährigen Motivationscoachs.
Weniger Kindersterblichkeit und HIV-Infektionen
Dass nicht alles auf der Welt schlechter wird, zeigt auch ein Blick auf globale Statistiken: Weltweit steigt die Lebenserwartung, die Zahl an HIV-Infizierten nimmt ab. Laut Unicef gehen weltweit mehr Mädchen zur Grundschule und es werden weniger Zwangsehen mit Kindern geschlossen. Anteilmäßig können immer mehr Menschen Lesen und Schreiben. Gleichzeitig sinkt weltweit die extreme Armut, ebenso wie auch die Kindersterblichkeit.
Deutschland: Weniger Scheidungen und weniger Zigarettenkonsum
In Deutschland gehen die Ehescheidungen leicht zurück. Laut Statistischem Bundesamt wurden im Jahr 2022 in Deutschland durch richterlichen Beschluss rund 137.400 Ehen geschieden. Damit sank die Zahl der Scheidungen gegenüber dem Vorjahr um 3,8 Prozent. Außerdem hält das Statistische Bundesamt fest: Sowohl der Zigaretten- als auch der Fleischkonsum gehen in Deutschland zurück.
Grundwasserpegel erholen sich langsam
Auf der anderen Seite haben sich in den vergangenen beiden Jahren die Grundwasserpegel etwas erholt, das bestätigt das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ). Nach dessen Angaben sind die Grundwasserstände bundesweit nach zwei nasseren Jahren wieder etwas angestiegen. Diese und andere positive Nachrichten sollten öfter aufgegriffen werden, appelliert Thiele an Journalisten: "Wir wissen auch, dass Schlagzeilen, die negative Wörter enthalten, mehr geklickt werden. Und von daher ist es aus meiner Sicht auch in der Verantwortung der Journalistinnen und Journalisten, auf konstruktive Facetten zu schauen."
Öfter einmal das Positive in den Blick nehmen – vielleicht ein guter Vorsatz für das neue Jahr.
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