Inhaberin Susanne Dichtl vor den Auslagen in ihrem Konditorei-Café in der Augsburger Innenstadt.
Bildrechte: BR/Christian Wagner

Die Preise für Torten und Pralinen hat Konditorei-Inhaberin Susanne Dichtl schon hochgesetzt. Die gestiegenen Strompreise fängt das nicht auf.

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Handwerk im Energie-Schock: Ernüchtert über staatliche Hilfe

Die meisten Verbraucher warten noch mit Bangen auf die erste Abrechnung für Strom und Gas nach den enormen Preissprüngen. Viele Handwerksbetriebe sind dagegen schon mittendrin im Preis-Schlamassel. Aber viele Hilfen lassen auf sich warten.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Teurer sind die Leckereien schon geworden, sagt Susanne Dichtl und setzt sich an ihren Lieblingstisch in dem traditionsreichen Café in der Augsburger Bahnhofstraße. Denn die Preise für Zucker, Mehl und Schokoladen sind auch gestiegen. Die Aufschläge von 40 oder 50 Prozent könne der Konditorei-Betrieb mit höheren Preisen aber gar nicht auffangen.

Backöfen und Kühlung: 25.000 Euro für Strom - im Monat

Geschweige denn die gestiegenen Kosten für Strom und Gas: Die liegen bei Dichtl normalerweise bei 8000 Euro. Aber im Sommer waren es bis zu 25.000 Euro, im Monat! Also: Sparen ist das Gebot der Stunde. Susanne Dichtl sagt: "Wir haben wirklich Kühlhäuser stillgelegt. Wir haben die Arbeitszeiten in der Produktion verändert, sodass die Öfen keinen Leerstand haben. Wir haben wirklich viel umstrukturiert und neu gedacht, was ja nicht von Nachteil war." Nur: Irgendwann sei halt nichts mehr übrig, was man noch sinnvoll einsparen könne. Deshalb sollten ja auch die Unternehmen Unterstützung vom Staat bekommen.

Energie-Krise: Augsburger Konditorei enttäuscht von der Politik

Das Energiepreis-Dämpfungsprogramm? Ersatzlos ausgelaufen, beklagt Susanne Dichtl. Der Strompreisdeckel, für Dezember versprochen? Kommt im März, dann rückwirkend. In der Politik, meint die Konditorei-Inhaberin, werde viel diskutiert, ohne dass etwas Greifbares auf den Tisch kommt.

Vielleicht muss man Entscheidungen einfach schneller treffen, sich die entscheidenden Spezialisten auch dazu holen. Und da wünsch ich mir, dass da auch Leute dabei sind, die den Mittelstand kennen. (Susanne Dichtl)

Bei der Handwerkskammer für Schwaben ist Vize-Hauptgeschäftsführer Alfred Kailing nur teilweise zufrieden mit den Hilfen: "In der Art der Hilfen würde ich sagen, ja. In der Geschwindigkeit, nein. Man hätte früher über die Bremsen nachdenken müssen, da war klar, dass man etwas machen muss und man hat zu lange gebraucht. Und so ist es halt doch sehr lange, bis wirksame Preisbremsen kommen werden."

Handwerkskammer drängt Betriebe: Handelt jetzt!

Außerdem weist Kailing darauf hin, dass Betriebe, die Öl, Holz, Hackschnitzel oder Pellets einsetzen, bisher von keinerlei Hilfen profitieren. Härtefall-Regelungen seien zwar für den Januar versprochen, aber "das scheint ein sehr bürokratisches System zu werden. Die Frage ist: Wann bekommt man dann tatsächlich das notwendige Geld? Da ist viel offen, was die Verfahren betrifft und die Abwicklung."

Und der Handwerks-Vertreter warnt eindringlich: Die Preisbremsen werden nur ein Jahr lang greifen. Die alten Preise von 17 Cent die Kilowattstunde, die würden wohl die nächsten fünf oder zehn Jahre nicht zurückkommen, wenn überhaupt. Handwerks-Betriebe mit hohem Energieverbrauch müssten sich jetzt sehr schnell Gedanken machen, etwa über Photovoltaik-Anlagen, die sich jetzt sehr schnell bezahlt machen.

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Augsburger Konditorei plant erst mal ohne den Staat

Für die Konditorei von Susanne Dichtl, mitten in der Augsburger Innenstadt, keine Option. Und ernüchtert über die - aus ihrer Sicht - zähe Hilfe sagt sie: Für ihren Betrieb und die 80 Mitarbeiter hat sie den Faktor "Unterstützung vom Staat" lieber aus der Kalkulation gestrichen, zuversichtlich ist sie trotzdem: "Den Dichtl gibt's seit 80 Jahren. Den wird's noch weitere 80 Jahre geben. Davon bin ich überzeugt."

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