Bei der Restauration der Marienstatue aus der Partnachklamm traute Josef Gillmeyer seinen Augen kaum. Als der Denkmalpflegemeister und Restaurator aus Garmisch-Partenkirchen die Figur von Grünspan und Kalk befreite, sprang auf einmal ein Deckel auf und eine Metallbox kam zum Vorschein.
Zeitkapsel mit geheimnisvollem Inhalt
Über 100 Jahre lag sie versteckt in einem Hohlkörper in der rund 1,20 Meter großen Bronzefigur. Die Öffnung der Zeitkapsel war aufregend, erinnert sich Klammwart Rudolf Achtner. Mehrere Münzen und ein kleines Büchlein kamen zum Vorschein. Das Schriftstück war durch Wasser arg in Mitleidenschaft gezogen und die Tinte größtenteils verwaschen, sagt Achtner. Nur einzelne Wörter waren noch zu entziffern und die Zahl "1899".
Mithilfe von forensischen Gutachtern soll versucht werden, wenigstens Teile des Pergaments wieder lesbar zu machen. Derzeit arbeiten Experten in der Bayerischen Staatsbibliothek daran. Die Gold- und Silbermünzen waren besser erhalten, nur etwas verschmutzt. Sie wurden in Regensburg bei einem Fachbetrieb aufbereitet. Es war ein kompletter Münzsatz: von einem Pfennig bis 20 Reichsmark aus den Jahren zwischen 1866 und 1899, zum Teil prägefrisch. Klammwart Achtner spricht von einem Schatz für den Markt Garmisch-Partenkirchen.
Madonna lüftet ihr Geheimnis
Lange ging man davon aus, dass die Marienfigur irgendwann zwischen 1910 und 1912 ihren Platz auf den Felsen hoch über der Klamm bekam. Doch der Fund im Inneren der Madonna belegt, dass sie vermutlich schon früher aufgestellt wurde. Achtner glaubt, dass sie Mitte oder Ende des 19. Jahrhunderts geweiht wurde. Womöglich aber stammt die Gottesmutter aus der Zeit der Holzarbeiter, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts einen Steig durch die Klamm anlegten. Er hofft jetzt auf mehr Informationen, wenn vielleicht ein paar mehr Wörter aus dem kleinen Büchlein wiederhergestellt werden können.
Für Achtner und die Geschichte der Partnachklamm ist der Fund trotzdem schon jetzt ein wertvoller Schatz. Was mit den Münzen und den Schriftstücken passieren soll, ist derzeit unklar.
Madonna mit Jesuskind steht wieder über den Fluten
Die Madonna wurde inzwischen mit einer ökumenischen Feier wieder an ihrem in den Fels geschlagenen Platz in der Klamm installiert. Ein evangelischer und ein katholischer Geistlicher leiteten die Zeremonie. Vier Monate lang hatte die Restauration gedauert. Der Grünspan und Kalk ist weg und jetzt strahlt sie wieder bronzefarben mit leichtem rotem Schimmer. So muss sie ausgesehen haben, als sie vor über 100 Jahren entstand, sagt Restaurator Gillmeyer. Ein spezieller Klarlack soll die Figur in den nächsten Jahren vor den extremen Bedingungen in der Klamm schützen.
Besuchermagnet Partnachklamm
Tosende Wassermassen, ein faszinierendes Lichtspiel, Tropfen, die von den Felsen fallen: Die Partnachklamm ist ein Ort für alle Sinne. Jährlich kommen rund 300.000 Menschen dorthin. Die etwa 700 Meter lange und teils über 80 Meter tief eingeschnittene Felsenschlucht nahe Garmisch-Partenkirchen wurde Anfang des 20. Jahrhunderts für den Tourismus erschlossen. Sie ist seit 1912 ein Naturdenkmal.
Immer wieder fügt Hochwasser der Klamm schwere Schäden zu. In den vergangenen Jahren mussten regelmäßig Instandsetzungsarbeiten erfolgen. Aus diesem Grund hat der Marktgemeinderat erst vor Kurzem beschlossen, den Eintritt zur Partnachklamm ab Mai auf zehn Euro für Erwachsene und fünf Euro für Kinder über sechs Jahren sowie Hunde zu erhöhen. Einheimische Besucher sollen 8,50 Euro zahlen.
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