Wassermassen und Regen statt weißer Weihnachten: In zahlreichen Regionen Deutschlands herrschte über die Feiertage Hochwassergefahr. In Bayern sind nach dem Ende des großen Regens die Pegel überall rückläufig, inzwischen auch in Ostbayern.
"Wasser Abmarsch" an der Donau
Am Mittwochmorgen besteht auch an der unteren Donau in Niederbayern zwischen Straubing und Passau nur noch Meldestufe zwei (von vier) - das heißt, Flussauen, Felder und Wiesen und auch einige Straßen und Wege sind noch überflutet. In Passau konnte die Meldestufe auf eins herabgesetzt werden. Auch hier wird das Hochwasser im Laufe des Tages laut Hochwassernachrichtendienst weiter zurückgehen.
Flussaufwärts im Bereich Regensburg gilt an der Donau bereits seit gestern nur noch Meldestufe zwei. Gleiches gilt für die Naab. Auch am Fluss Regen geht das Hochwasser stetig zurück. Bei Marienthal in der Oberpfalz und in Cham gilt ebenfalls Meldestufe zwei, welche dort laut Hochwassernachrichtendienst im Laufe des Mittwochs unterschritten wird.
Entwarnung auch an Isar und Inn
An Isar und Inn ist bereits wieder alles im grünen Bereich, alle Meldestufen wurden aufgehoben. Laut Deutschem Wetterdienst sind in den nächsten Tagen keine ergiebigen Regenfälle mehr zu erwarten, so dass das Hochwasser überall weiter abfließen kann.
Weiter kritische Lage in der Mitte und im Norden Deutschlands
In Niedersachsen übten die Wassermassen in der Nacht weiter erheblichen Druck auf mehrere Deiche aus. Ein kleiner Ort in Thüringen war besonders stark von den Unwettern betroffen. Sorge bereitet auch der Pegelstand der Oker bei Braunschweig.
Ort in Thüringen evakuiert - kein Strom, Toiletten außer Funktion
In Windehausen (Kreis Nordhausen) in Nordthüringen spitzte sich die Hochwasserlage so zu, dass am ersten Weihnachtsfeiertag die komplette Räumung des knapp 500 Einwohner zählenden Ortsteils von Heringen notwendig wurde. "Die Situation ist sehr bedrohlich, so ein Bild habe ich in der Goldenen Aue noch nicht gesehen", sagte der Bürgermeister der Stadt Heringen, Matthias Marquardt (Linke), der Nachrichtenagentur dpa.
Das Wasser stand zeitweise bis zu einem Meter hoch. Es gab keinen Strom, keine Zufahrt und auch keine Festnetztelefonie, beschrieb der Bürgermeister die Lage. Außerdem funktionierten die Toiletten wegen der fehlenden Abflüsse nicht mehr. Den Einwohnern sei daher dringend angeraten worden, ihre Häuser zu verlassen. Die Menschen würden jedoch nicht mit Polizeigewalt aus ihrem Zuhause geholt. Gegen Mittag meldeten die Einsatzkräfte, die Lage sei inzwischen stabil.
Braunschweig bereitet sich auf Oker-Flut vor
Sorge bereitet indessen die Lage im niedersächsischen Landkreis Goslar: Dort hat die Okertalsperre im Harz ihre maximale Kapazität erreicht. Über den Überlauf der Staumauer wird nun der Stadtverwaltung Braunschweig zufolge mehr Wasser in die Oker abgegeben. Statt 16 Kubikmeter fließen jetzt 30 Kubikmeter pro Sekunde in den Fluss. Es wird erwartet, dass die Welle in den späten Abendstunden in der Stadt ankommt.
Wegen der drohenden Oker-Flut hat die Stadt Braunschweig mehrere Straßen in Flussnähe gesperrt. Die Feuerwehr hat einen mobilen Deich aufgebaut, um die Innenstadt zu schützen.
Mehrere Deiche in Niedersachsen instabil
Auch andernorts in Niedersachsen sorgte das Hochwasser für Anspannung. In Rinteln im niedersächsischen Landkreis Schaumburg mussten bereits am Morgen des Zweiten Weihnachtsfeiertages 108 Bewohner einer Straße direkt an der Stadtmauer ihre Häuser verlassen. Im Landkreis Leer kämpften in der Nacht zum Dienstag Hunderte Einsatzkräfte gegen die Wassermassen. In der Gemeinde Uplengen war der Deich der Hollener Ehe an zwei Stellen gebrochen, zudem sei er auf einer Länge von fast 500 Metern aufgeweicht, sagte ein Kreisfeuerwehrsprecher. 450 Einsatzkräfte und Hunderte freiwillige Helfer konnten den Deich mit Sandsäcken stabilisieren.
In der Gemeinde Hatten im Landkreis Oldenburg wurde ebenfalls ein Deich instabil. Die Bewohner zweier Straßen mussten in Sicherheit gebracht werden. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) machte sich am Dienstag ein Bild von der Lage. Beim Besuch in Northeim, wo ein Damm gebrochen war, dankte er den Zehntausenden Helfern für ihren Einsatz über die Weihnachtsfeiertage.
Evakuierung in Sachsen-Anhalt
In Sachsen-Anhalt wurden die etwa 180 Bewohner der Ortschaft Thürungen wegen drohender Überschwemmungen am vollgelaufenen Stausee Kelbra und an der Helme aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen. "Alle Einwohnerinnen und Einwohner sind aufgerufen, bis spätestens 18.00 Uhr ihre Häuser zu verlassen", teilte eine Sprecherin des Landkreises Mansfeld-Südharz mit. Auch in anderen Orten der Region sollten sich die Einwohner auf mögliche Evakuierungen vorbereiten.
Im Audio: Die Hochwasserlage in Niedersachsen
Entwarnung für Rheinland-Pfalz, Saarland und Hessen
Die Wasserstände an Flüssen und Bächen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland gehen derweil bis auf wenige Ausnahmen zurück – und das dürfte in den kommenden Tagen auch erstmal so bleiben. "Die Tendenz ist fallend", sagte ein Sprecher des Hochwassermeldedienstes in Mainz. Möglicherweise könnte es zum neuen Jahr wieder einen Anstieg geben. Am Oberrhein waren die Höchststände am Dienstag bereits erreicht, am Mittelrhein wurden die höchsten Stände im Verlauf des Tages erwartet, anschließend sollte das Wasser auch hier zurückgehen.
Auch in Hessen entspannt sich die Hochwasserlage tendenziell. An den für das Bundesland relevanten Pegeln seien die Höchststände zum großen Teil erreicht oder bereits durchlaufen, teilte das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie mit.
Mit Informationen von BR-Korrespondenten, dpa und AFP
Grafik: Bayernkarte - Wetterwarnungen des DWD
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