Am Mittwoch war offizieller Baubeginn für den Hochwasserschutz in Simbach am Inn im Landkreis Rottal-Inn. Damit sollen Katastrophen, wie sie die Kleinstadt im Juni 2016 erleben musste, in Zukunft verhindert und der ökologische Zustand des Simbachs verbessert werden.
- TV-Doku aus Simbach am Inn: Bauen im Einklang mit der Natur
Hochwasserschutz kostet über 50 Millionen Euro
Die Maßnahmen kosten über 50 Millionen Euro. Es handelt sich um das größte laufende Hochwasserschutzprojekt im Bereich eines Wildbachs in Bayern. Den offiziellen Spatenstich hat Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) ausgeführt.
Geplant sind unter anderem eine Verbreiterung des Simbachs, dazu neue Deiche, Hochwasserschutzwände und ein Ausschotterungsbecken. Dem Wildbach Simbach soll damit Raum für eine natürliche Entwicklung gegeben werden, heißt es aus dem Bayerischen Umweltministerium.
Entstehen soll auch ein Naherholungsgebiet im Ortskern von Simbach. Geplant sind unter anderem Fußgänger- und Radwege, die am neuen Bachlauf entlangführen.
Die Schutzeinrichtungen sollen die Sicherheit der Stadtbewohner erhöhen und Schutz vor einem hundertjährlichen Hochwasser bieten.
Hochwasserschutz ist trotz Maßnahmen begrenzt
Die Sicherheit und der Wasserabfluss würden deutlich verbessert, sagt Siegfried Ratzinger vom Wasserwirtschaftsamt Deggendorf, schränkt aber ein: "Grundsätzlich muss man auch sagen, das ist Schutz vor einem hundertjährlichen Ereignis. Und es kann und wird wahrscheinlich irgendwann einmal wieder ein Hochwasser kommen, bei dem auch dieser Schutz überfordert ist. Und das muss man im Hintergrund haben. Der Schutz ist tatsächlich begrenzt."
Bernhard Großwieser, 2. Bürgermeister von Simbach am Inn, ist allerdings "sehr, sehr froh" über den Beginn der Baumaßnahme: "Wir sind für jeden Teilabschnitt froh, der jetzt tatsächlich verwirklicht wird. Wir sehen natürlich, dass die Planungszeiten sehr lange sind, auch dass die Planungen sehr aufwendig sind." Die Leute seien seit 2016 verängstigt, gerade die, die sehr nahe in Bereichen wohnen, die damals betroffen waren.
Umweltminister Thorsten Glauber sagt: "Es ist natürlich nicht immer einfach für uns als Bauingenieure. Für Architekten ist die Planung von Hochwasserschutzmaßnahmen eine Herausforderung mitten in der Stadt. Jede Mauer findet man als eine zu viel. Gleichzeitig muss ich aber schützen."
Man wolle ja auch die Lebensqualität der Stadt erhalten und gleichzeitig die Bürger gut schlafen lassen können. Deshalb sei man froh, dass es jetzt mit dem Hochwasserschutz vorangehe. Deswegen werde eine neue Stadtmitte geschaffen und der Wildbach Simbach zwischen den Hochwasserschutzdeichen verlaufen. Der Bereich zwischen den Deichen und Wänden werde begrünt. Durch einen Weg entlang des neuen Bachlaufs soll ein Naherholungsgebiet im Ortskern entstehen.
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💡 Hintergrund:
Im Juni 2016 versanken Simbach und die beiden Nachbargemeinden Triftern und Julbach in einem gewaltigen Hochwasser. Sieben Menschen starben. Ursache war ein eher lokales Starkregenereignis. Kleinere Bäche und Flüsse führten ungeheure Wassermassen mit sich. Verstärkt wurden die Fluten, weil ein wichtiges Abflussrohr durch Treibholz versperrt war und ein Staudamm brach. Der sonst nur wenige Zentimeter führende Simbach schwoll auf über vier Meter an. Die B12 stand bis zu vier Meter unter Wasser. Entlang des Simbachs bot sich ein Bild der Verwüstung mit zahlreichen zerstörten Häusern und weggeschwemmten Fahrzeugen. Der Schaden damals: 1,25 Milliarden Euro.
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