Der Landkreis Hof hat mit Starkregen bittere Erfahrung. Im Sommer 2021 war in mehreren Orten rund um Hof landunter. Der Schaden wurde auf 50 bis 70 Millionen Euro geschätzt. Die Erinnerungen an die Flut, die ohne Vorwarnung aus heiterem Himmel kam, sind noch lebhaft. Etwa bei der Bürgermeisterin von Berg, Patrizia Rubner (CSU): "Ich habe das in dieser Dimension nicht kommen sehen. Unser Schönitzbach ist ja eigentlich ein gemütliches Wässerchen." Doch im Ortsteil Bruck standen damals binnen Minuten viele Häuser unter Wasser.
Hochwasser an großen Flüssen lässt sich leichter vorhersagen
Anders als an den großen bayerischen Flüssen, die der staatliche Hochwassernachrichtendienst normalerweise gut im Blick hat und Fluthöhen verlässlich Stunden im Voraus vorhersagen kann, sind die Städte und Dörfer gegenüber Starkregenereignissen noch ziemlich auf sich allein gestellt. Die kleinen Bäche, die dann zu reißenden Fluten werden, sind bisher nicht mit Überwachungssystemen ausgestattet.
Zwei Dörfer bekommen eine smarte Flutvorhersage
Der Landkreis Hof ändert das jetzt – zumindest für Bruck und die benachbarte Gemeinde Issigau. Beide nehmen an einem Pilotversuch teil, im Rahmen des vom Bund geförderten Projektes "Hofer Land digital". Ziel ist es, ein lokales Hochwasserwarnsystem für die beiden Dörfer einzurichten. Mehrere Sensoren am Schönitzbach und am Issigbach liefern dazu ständig die Wasserstände, ein Regensensor verzeichnet die Menge des Niederschlags.
Erstmal Daten sammeln und lernen
Diese Daten richtig zu interpretieren, auch mit Künstlicher Intelligenz, ist jetzt die Hauptaufgabe des technischen Projektpartners Oneneo GmbH aus Schwarzenbach am Wald um Landkreis Hof. Paul-Bernhard Wagner ist Koordinator für das Netzwerk Smart Cities beim Landkreis Hof. Er betont den Versuchscharakter des Ganzen: "Das ist nichts, was jetzt ad hoc perfekt funktioniert. Sondern wir werden erstmal Erfahrungen sammeln und mit der Zeit immer besser werden."
Eine halbe Stunde Vorwarnzeit wäre das Ziel
Ziel ist, im Ernstfall den Feuerwehren in Bruck und Issigau zwischen 20 und 40 Minuten Vorwarnzeit zu geben, bevor Wassermassen die Dörfer erreichen. Dann können noch Schutzwände und Schotte aufgebaut werden, um das Schlimmste zu verhindern.
Vorbild für andere?
Landrat Oliver Bär (CSU) betont jedenfalls: "Jede Minute kann wertvoll sein, gerade im Fall von Starkregenereignissen." Ob die Erkenntnisse aus dem Pilotversuch einmal auf den ganzen Landkreis, ganz Bayern oder gar Deutschland übertragbar sein werden, muss sich noch erweisen.
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