Wärme sei zwar grundsätzlich genau das Richtige für Kirschen, aber zu heiß sollte es auch nicht werden – sonst haben sie keine Zeit um groß und saftig zu werden, erklärt Rainer Gersitz aus Leinach im Landkreis Würzburg. Zehn verschiedene Sorten Kirschen baut der Landwirt mit seinem Familienbetrieb an. Die ersten Frühsorten sind schon geerntet. Wegen der hohen Temperaturen in den vergangenen Monaten hat die Kirsch-Ernste in Unterfranken dieses Jahr rund zwei Wochen früher begonnen als sonst. Insgesamt könnten es für Gersitz heuer gut fünf Tonnen Kirschen werden – ein Ertrag, mit dem er zufrieden wäre.
Kirschernte ist aufwändige Handarbeit
Gewogen und gepflückt wird mit Stiel, weil die Süßkirschen sonst ihren Saft verlieren und schneller matschig werden. Und: Das alles ist Handarbeit. Für den Familienbetrieb von Rainer und Susanne Gersitz ist der Kirschanbau neben Viehhaltung und Kartoffelanbau lediglich ein zusätzliches Standbein. Aber eins, das sie nicht missen wollen, sagt er: "Mir macht die Kirschernte Spaß, weil wir das aus der Landwirtschaft kaum mehr gewöhnt sind: Diese Ruhe um einen, die Natur zu hören. Mit den Maschinen heutzutage mit zig Computer um einen rum, ob das auf'm Mähdrescher oder auf'm Schlepper ist. Da ist die Kirschernte richtig meditativ."
Weniger Kirschbauern und Konkurrenz aus dem Ausland
Gersitz, seine Frau Susanne und die drei Töchter Lisa, Julia und Hanna stehen bei jedem Wetter zwischen den mannshohen Kirschbäumen und pflücken die roten Früchte – damit die Kunden das Obst so frisch wie möglich geliefert bekommen. Ein großes Plus gegenüber Import-Obst, das meist mehrere Tage bis hierher unterwegs ist.
Trotzdem sind die Kirschen aus der Türkei, aus Italien oder Chile leidige Konkurrenz: In den vergangenen Jahrzehnten haben in Leinach die allermeisten Kirschbauern ihren Betrieb aufgegeben – von etwa 250 seien nur noch etwa 25 Kirschanbauer übrig, sagt Rainer Gersitz. "Die es noch machen, machen es als Hobby oder aus Idealismus. Aber lohnen tut es sich nicht."
- Zum Artikel "Immer weniger Kirschbauern in der Fränkischen Schweiz"
Für die meisten lohne sich auch der zeitliche Aufwand nicht mehr. Denn der Trend gehe zu immer kleineren Portionen und Verpackungen, weil immer mehr Menschen in Single-Haushalten leben. Früher sei die Sortierung des Ertrags einfacher gewesen, erzählt Rainer Gersitz: "Früher gab es nur Sechs-Kilo-Steigen zu kaufen. Aber da wurde das Obst auch noch verarbeitet zu Marmelade, oder es wurde eingekocht. Da braucht man mit der 500-Gramm-Schale nicht anfangen."
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