Seit Sonntag sind Roland Richter und seine Frau Marion jeden Vormittag in ihrem Kirschgarten in der Nähe von Pretzfeld und "reißen Kirschen" – so sagt man hier zur Ernte. Die Sorten Burlat und Early Bird sind endlich reif, zwei Wochen später als sonst. Freilich noch nicht alle: Zwischen den sattroten Kirschen hängen auch immer noch ein paar hellere. Die bleiben noch ein Weilchen hängen. Zu Beginn der Kirschernte haben die Richters noch die Zeit, einen Baum zweimal zu ernten. In zwei bis drei Wochen, zur Hochsaison, geht das nicht mehr.
Freude über "durchschnittliche" Ernte
Für dieses Jahr erwarten die Richters eine durchschnittliche Ernte. Das klingt nicht besonders positiv, ist aber genau das, was sich ein Kirschenbauer wünscht. "Eine überdurchschnittliche Ernte ist immer schlecht", sagt Roland Richter. "Dann gibt’s zu viele Kirschen auf dem Markt, dann ist der Preis schlecht und man hat trotzdem einen Haufen Arbeit."
Regen und Hagel kann reife Kirschen noch schädigen
Allerdings gibt es noch ein paar Unwägbarkeiten. Schlechtes Wetter kann die Kirschernte verderben, im schlechtesten Fall wird sie verhagelt. Sobald die Kirschen reif sind, sollte kein Regen mehr fallen. "Wenn die Kirschen reif werden und es regnet längere Zeit drauf, dann platzen sie auf", so die Erfahrung des Landwirts. Und aufgeplatzte Kirschen will keiner mehr kaufen, so der Kirschbauer. Die gehen dann in die Industrie, in Brennereien oder Mostereien, und die zahlen weniger als der Kunde, der sich am Straßenrand oder im Supermarkt eine Steige mitnimmt. Damit das nicht allzu oft passiert, hat Roland Richter in eine Überdachung investiert, der die empfindlichen Früchtchen schützt.
Durchschnittliche Ernte steigert Qualität der Kirschen
Eine durchschnittliche Ernte ist auch besser für das Aroma. "Die Früchte schmecken besser", erklärt der Fachberater Obst- und Gartenbau am Landratsamt Forchheim, Hans Schilling. "Wenn der Baum weniger Früchte zu ernähren hat, kann er die Aromastoffe besser ausbilden". Auch das ist wieder gut fürs Geschäft.
In zwei Wochen müssen Erntehelfer unterstützen
Im Moment können die Kirschenbauern die Ernte noch allein stemmen. In zwei Wochen dann, zur Hauptsaison, bekommen sie Unterstützung von Erntehelfern aus Rumänien. Roland Richter, der die Landwirtschaft im Nebenerwerb betreibt, hat dann sechs Wochen Urlaub. Die verbringt er in seinem Kirschgarten, so wie jedes Jahr – wenn es denn nicht die Ernte vorher verhagelt hat. 2020 hing ein Großteil der Kirschen wegen der Trockenheit im Frühjahr schwarz am Baum. Die Ernte war quasi ein Totalausfall, es gab kaum Kirschen zu kaufen. Die Gefahr besteht heuer nicht.
Bis Ende Juli, Anfang August werden die Kirschenbauern in der Fränkischen Schweiz voraussichtlich zwischen 2.000 und 3.000 Tonnen ernten.
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