Seit Jahren klagen Menschen in Deutschland über Ärztemangel. Doch auf die Diskussionen folgten keine Konsequenzen, bemängelt die Bayerische Landesärztekammer. Präsident Gerald Quitterer hat im Vorfeld des 81. Bayerischen Ärztetags 2022 in Regensburg viel Kritik am aktuellen System: Die Arbeitsbedingungen im ambulanten und stationären Versorgungsbereich hätten sich dramatisch verschlechtert.
Viel Arbeit, wenig Geld: Ärzte fordern sofortige Gegenmaßnahmen
"Ärztinnen und Ärzte arbeiten seit Jahren an der Belastungsgrenze und seit der Einführung der Honorarbudgetierungen teilweise auch unentgeltlich", hieß es von ihm am Dienstag in einer Mitteilung. "Wir werden ohne sofortige Gegenmaßnahmen Praxen nicht mehr nachbesetzen und die gewohnten Versorgungsstrukturen im ambulanten Bereich und in den Krankenhäusern nicht mehr aufrechterhalten können." Das Coronavirus fordere die Mediziner seit zweieinhalb Jahren und "auch weiterhin immens", erklärte Quitterer.
Er möchte von Seiten der Politik und Krankenkassen größere Wertschätzung für die ärztliche Patientenversorgung sehen. Außerdem müssten unter anderem eine Kommerzialisierung der Medizin verhindert und Zulassungskriterien zum Medizinstudium erweitert werden. Unnötige Bürokratie müsse ein Ende haben.
Ärzteprotest als "einzige Möglichkeit"
Erst am Montagmorgen versuchten Ärzte mit Protesten mehr Aufmerksamkeit zu bekommen - Quitterer verteidigte die Maßnahme. Proteste, die auf Leistungskürzungen und Nullrunden in Honorarverhandlungen hinwiesen, seien "die einzige Möglichkeit, auf diese Missstände hinzuweisen". Zahlreiche Praxen hatten zum Wochenbeginn zwischen 8 und 10 Uhr geschlossen.
Wolfgang Krombholz, Vorsitzender des Vorstands der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns, verwies in dem Kontext bereits auf die stark gestiegenen Kosten der Mediziner aufgrund von Inflation und Energiepreissteigerungen. Diese würden auch Arztpraxen treffen.
Kritik an Lauterbachs Plänen
Kritik gibt es aber auch an den Plänen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), der vorhat, die sogenannte Neupatientenregelung zu streichen. Bislang haben Ärzte dadurch finanzielle Vorteile, wenn sie neue Patienten behandeln und zusätzliche Termine anbieten. Angesichts solcher Sparpläne werden die Proteste wohl weitergehen, heißt es bereits von Seiten der Mediziner.
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