Am Mittag um halb zwölf sind die ersten da, eine halbe Stunde zu früh. Während die Helferinnen und Helfer in der Küche noch Hühnerfrikassee abschmecken und Nudeln kochen, warten aus der Ukraine geflüchtete Frauen, Kinder und ein paar wenige Männer auf das Mittagessen. Wer noch nicht da war, muss sich erst registrieren. Die anderen setzen sich schon einmal an die Tische, die hinter zwei Trennwänden stehen, abgesondert von der Lebensmittelausgabe. Ein kleines Mädchen weint und windet sich im Arm der Mutter. Sie hat Hunger.
Rasanter Anstieg bei der Tafel: Von 120 auf 640 Essen
Seit einer Woche bietet die Nürnberger Tafel ein warmes Mittagessen für die Menschen an, die nicht in einer Gemeinschaftsunterkunft untergebracht sind. Seitdem sind die Zahlen geradezu explodiert, sagt Projektleiterin Edeltraud Rager. "Es hat sich sehr stürmisch entwickelt", so die Tafelchefin. Am Montag kamen 120 Geflüchtete zum Essen. Gestern am Mittwoch musste das Tafelteam 640 Frauen, Männer und Kinder verpflegen.
Auch heute war der Ansturm wieder groß. Quasi "nebenbei" müssen weiterhin die normalen Tafel-Kunden versorgt werden, die sich in der Sigmundstraße Lebensmittel abholen. Gut 100 sind das jeden Tag. Wie lange kann die Tafel diese Menge an Menschen bewältigen? "Ich habe keine Ahnung, aber irgendwie geht’s immer", meint Edeltraud Rager. Noch.
- Zum Artikel: Hilfe für die Ukraine: Mittelfränkische Aktionen im Überblick
Lager der Nürnberger Tafel noch gut gefüllt
Im Moment reichen die Lebensmittelvorräte, das Lager ist gut bestückt und die Spender großzügig. Einige Helfer sind unterwegs, holen in Forchheim Spätzle und Schupfnudeln und in Nürnberg Kloßteig und Klöße ab. Edeltraud Rager hofft, dass die Spendenbereitschaft anhält.
"Sonst muss man überlegen, ob man dann doch den Weg geht, den Tafel eigentlich nicht gehen darf, nämlich was zukaufen." Die Situation wird sich voraussichtlich erst dann entspannen, wenn die ersten Ukrainer Geld bekommen und selbst einkaufen und kochen können.
Irina aus Kiew: "Danke, dass ihr uns helft"
Erschwert wird die angespannte Situation durch das Verständigungsproblem. Viele der Menschen, die versorgt werden müssen, sprechen nur ukrainisch oder russisch. Englisch können nur wenige ein paar Brocken. Irina aus Kiew zum Beispiel, die mit ihrer Freundin und deren Kind geflohen ist. Seit vier Tagen ist sie in Nürnberg. "Ja, es schmeckt", sagt sie. "Danke, dass ihr uns helft."
Nürnberger Tafel sucht weitere Ehrenamtliche
Um den Betrieb am Laufen zu halten, sucht die Nürnberger Tafel weitere Ehrenamtliche, vor allem solche, die übersetzen können. Besonders die Registrierung der Geflüchteten ist ohne Sprachkenntnisse schwierig. Aber auch Freiwillige in der Küche oder im Service sind bei Edeltraud Rieger und ihrem Team willkommen. "Je mehr Helfer wir haben und auf je mehr Schultern wir das verteilen können, desto leichter geht’s."
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