Eine Zapfsäule mit dem Bio-Dieselkraftstoff HVO 100
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Eine Zapfsäule mit dem Bio-Dieselkraftstoff HVO 100

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HVO100 - Staatsgüter mit "Klima-Diesel" sehr zufrieden

Noch im April soll in Deutschland der Verkauf von HVO100 an Jedermann beginnen. Geschlossene Nutzerkreise dürfen den Kraftstoff mit 90 Prozent weniger CO₂-Ausstoß schon länger nutzen, wie etwa seit vorigen August die Bayerischen Staatsgüter.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau - Der Süden am .

Umweltgerechte Düngesysteme entwickeln, neue Pflanzensorten prüfen oder optimierte Fruchtfolgen testen. Die bayerischen Staatsgüter erproben vieles auf dem Acker. Ein ganz besonderer Feldversuch läuft seit August vergangenen Jahres. Da haben die dem Landwirtschaftsministerium unterstellten Staatsgüter an ihren insgesamt neun Standorten in ganz Bayern in ihre Betriebstankstellen einen neuen Kraftstoff gefüllt. Und den fossilen Diesel durch HVO100 ersetzt.

Staatsgüter müssen klimaneutral werden

Seither fahren alle rund 200 Dienstfahrzeuge mit dem Sprit, der aus Rest- und Abfallstoffen hergestellt wird. Und dadurch die CO₂-Emissionen im Vergleich zum herkömmlichen, aus Erdöl produzierten Diesel um rund 90 Prozent reduziert.

"Die Staatsgüter müssen bis 2028 klimaneutral sein, diese Vorgabe hat uns die Politik gemacht", sagt Geschäftsführer Anton Dippold. "Außerdem haben wir eine Vorbildfunktion, deshalb machen wir uns schon einiger Zeit Gedanken, wie man einen landwirtschaftlichen Fuhrpark klimaneutral betreiben kann."

So gibt es in der Zentrale in Grub bei Poing auch einen kleinen Radlader mit batterieelektrischem Antrieb. Der funktioniere gut, sagt Dippold. Bei den großen Maschinen und Traktoren, die den ganzen Tag im Einsatz auf dem Acker sind, sei "Elektro aber nicht praktikabel, wir müssten zwischendurch immer nachladen."

Mit dem Dieselersatz HVO100 glaubt der Staatsgüterchef eine Möglichkeit gefunden zu haben, die den gesamten Fuhrpark nahezu klimaneutral macht, ohne dass beim Einsatz Abstriche gemacht werden müssen.

HVO100 ist guter Dieselersatz

"Ich bin sehr zufrieden. Zum einen gibt es keine Leistungsunterschiede zwischen fossilem Diesel und HVO100. Und zum anderen, was mir besonders wichtig ist: Die technische Zuverlässigkeit ist bei diesem Kraftstoff gegeben und er leistet auch einen wichtigen Klimaschutzbeitrag", so Dippold.

Dieses positive Urteil gilt für den gesamten Fuhrpark. Der umfasst 140 Nutzfahrzeuge vom Liefer- und Lastwagen hin bis zu großen landwirtschaftlichen Maschinen wie Traktoren und Mähdreschern, sowie rund die 60 Dienst-PKW der Staatsgüter. Nicht alle haben übrigens eine Freigabe des Herstellers für den Kraftstoff HVO100. Probleme bei den Motoren hat es aber bislang aber nicht gegeben.

Nichts auszusetzen am Diesel-Ersatz haben auch die Beschäftigten, die mit den schweren Maschinen unterwegs sind. Andreas Soller arbeitet als Versuchstechniker im Staatsgut Grub bei Poing. Trecker fährt der gelernte Landwirt seit seiner Jugend. "Ich bin zufrieden mit dem HVO100", sagt der gelernte Landwirt, "das ist eine gute Alternative, auf der Straße genauso wie auf dem Acker. Die Leistung passt."

Fuhrunternehmen steigen ebenfalls um

Ganz ähnlich sieht das Georg Mayer, ein Fuhrunternehmer in der Oberpfalz. Im vergangenen Jahr hat seine Spedition an ihrem Firmensitz in Maxhütte-Haidhof einen Teil ihrer 40-Tonner probeweise mit HVO100 betankt. Im April stellt Mayer alle 25 LKW komplett auf den neuen Kraftstoff um.

"Wir haben null Probleme gehabt mit irgendwelchen Ausfällen oder so. Der Probebetrieb ist einwandfrei gelaufen. Es gibt meines Erachtens momentan im Dieselbereich nichts Besseres als das HVO."

Öko-Diesel ist etwas teurer

Dass der Kraftstoff zwischen 10 und 20 Cent teurer ist als normaler Diesel nimmt Mayer erst mal in Kauf. Er hat sowieso keine Alternative. Für seine LKW, die eine besonders niedrige Ladefläche haben, gebe es bislang gar keine Elektro-LKW, außerdem seien die E-Antriebe dreimal so teuer wie ein Diesel.

Mayer hält es zudem für problematisch, "immer mit drei Tonnen, die die Batterien in einem E-Lastzug wiegen, durch die Gegend zu fahren." Der Fuhrunternehmer hofft, dass seine Kunden bereit sind, für einen fast klimaneutralen Transport etwas mehr zu bezahlen.

Forderung nach Entlastung bei CO₂-Maut

Diese Hoffnung hat man auch beim Landesverband Bayerischer Transport- und Logistikunternehmen (LBT). Dort sieht man aber zugleich die Bundesregierung in der Pflicht, Firmen zu entlasten, wenn sie HVO100 nutzen.

"Mit HVO100 vermeiden wir sofort und in großer Menge das Treibhausgas CO₂", sagt LBT-Geschäftsführer Stephan Doppelhammer. Bislang sehe es aber nicht so aus, dass die Politik diesen Beitrag zu mehr Klimaschutz im Straßengüterverkehr bei der CO₂-Maut honoriert. Die beträgt 200 Euro pro Tonne CO₂-Emissionen. LKW, die einen Elektro- oder Brennstoffzellenantrieb haben, sind davon befreit.

"Wir fordern, dass LKW mit HVO im Tank da gleichgestellt werden und die Maut in Höhe der CO₂-Einsparung reduziert wird", betont Doppelhammer im Interview mit BR24. Das könnte noch mehr Unternehmen motivieren, sofort auf den Treibstoff aus Rest- und Abfallstoffen umzusteigen und so schneller als vom Gesetzgeber vorgeschrieben zum Klimaschutz beizutragen.

Dieser Artikel ist erstmals am 30.03.2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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