HVO 100 wird aus Speisresten, Ölen und Fetten sowie aus Pflanzenölen hergestellt. In der Fachsprache ist auch von biogenen Reststoffen die Rede. Der Vorteil, gegenüber fossilem Treibstoff können die CO₂-Emissionen deutlich gesenkt werden. Nachdem die Bundesländer heute zugestimmt haben, könnte der Kraftstoff schon bald an Tankstellen verfügbar sein.
HVO 100 vor der Markteinführung
Die Betreiber der freien Tankstellen stehen schon "in den Startlöchern", wie der Pressesprecher ihres Verbands UNITI Alexander Vorbau auf BR24 Anfrage mitteilte. Ab Mitte April könnte der Ökodiesel an mehreren Zapfsäulen zur Verfügung stehen. Beschaffungsprobleme sieht man nicht.
Einer der größten Hersteller ist die Firma Neste. Das Unternehmen verspricht, dass ihr Diesel aus 100 Prozent erneuerbaren Rohstoffen besteht und bis zu 90 Prozent weniger Treibhausgasemissionen ausstößt als fossiler Diesel.
Einführung hängt unter anderem an der heutigen Entscheidung
Beim großen Lobbyverband der Mineralölindustrie "en2.x" ist man etwas zurückhaltender. Man warte den weiteren Gesetzgebungsprozess ab, heißt es beim Verband, bei dem unter anderem die Betreiber der Shell und Jet-Tankstellen Mitglieder sind. Der "en2.x"-Hauptgeschäftsführer Christian Küchen beklagte bereits vor einigen Wochen, dass die Verunsicherung bei Herstellern, Händler und Tankstellenbetreibern groß sei. Er forderte eine schnelle gesetzliche Regelung. Aus erneuerbaren Rohstoffen hergestellter Diesel wie zum Beispiel HVO100 böten die Chance, rasch und nachhaltig die CO₂-Emissionen im Fahrzeugbestand zu senken, so Küchen.
Ersetzt Ökodiesel E5 Super?
Jetzt stellt sich für viele Tankstellenbetreiber die Frage, welcher Kraftstoff für HVO 100 womöglich aus ihrem Sortiment fliegt. Denn die Zahl der Tanks und Zapfsäulen an den Tankstellen ist beschränkt. Bei UNITI geht man davon aus, dass man das geregelt bekommt.
Beim ADAC warnt man davor, den Kraftstoff E5 nicht mehr anzubieten. Denn obwohl Super E10 die meisten PKW mittlerweile vertragen, wird immer noch zu rund 70 Prozent E5 getankt. Ein Auslaufen des Kraftstoffes widerspreche den Lebensrealitäten, heißt es denn auch beim ADAC. Der Automobilclub empfiehlt, Sorten mit "weniger Marktrelavanz" zu streichen, zum Beispiel die häufig angebotenen "Premium" Diesel.
HVO 100 deutlich teurer als Dieselkraftstoff
Der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger dagegen nutzt die Gelegenheit, sich gegen die Verwendung von E5 auszusprechen. Der Politiker fordert Autobesitzer zum Umdenken auf. Mittlerweile könne Super E10 von fast allen Autos getankt werden. Das heißt, jeder könne zum Klimaschutz beitragen, indem er mehr Biokraftstoffe tanke, statt Super E5 eben E10 mit einem Anteil von bis zu zehn Prozent Bioethanol. Das spare sogar bares Geld.
Mit HVO100 kann man dagegen offensichtlich kein Geld beim Tanken sparen, denn der Kraftstoff dürfte teurer sein als fossiler Sprit. Die Rede ist von aktuell 15 Cent mehr im Vergleich zu einem Liter gewöhnlicher Diesel. Wie groß die Unterschiede dann an der Zapfsäule sind, hängt natürlich von den Unternehmen und dem Wettbewerb ab.
Wer kann HVO100 tanken?
Für viele Autofahrer stellt sich die Frage: Verträgt mein PKW überhaupt HVO100? Ein Großteil der aktuell zugelassenen Fahrzeuge schon, heißt es beim Automobilverband VDA. Dennoch empfiehlt ein Pressesprecher des Verbands jedem Fahrzeughalter, sich im Vorfeld des Tankvorgangs beim Hersteller über die Freigabe seines Fahrzeuges zu informieren. Die Branche arbeite zudem an einem gemeinsamen Informationsportal über XtL-Kraftstoffe, wie die synthetischen Kraftstoffe auch genannt werden.
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