Auch in ländlichen Gegenden finden Lehrlinge, Geringverdiener oder Ältere mit kleinen Renten nur schwer eine bezahlbare Wohnung. In der oberbayerischen Fremdenverkehrsgemeinde Ruhpolding entstehen deshalb gerade 24 Sozialwohnungen. Mitte nächsten Jahres sollen sie fertig sein. Gebaut wird in Hybridbauweise, dabei werden vorgefertigte Holzelemente in das tragende Stahlbetongerüst eingepasst. Bei guter Planung kann so schneller und kostengünstiger gebaut werden, so Ralph Büchele, Geschäftsführer der Bayernheim.
Bayernheim sieht Chance für schnelleres und günstigeres Bauen
Er sieht ein Einsparungspotenzial von bis zu 15, 20 Prozent bei den Kosten und eine Beschleunigung in der Planungsphase, "noch mal 20, 25 Prozent". Die Bayernheim will in Ruhpolding eine Art Prototypen für ländliche Sozialwohnungen bauen, um die Pläne dafür später an anderen Orten wiederzuverwenden. So soll bei den nächsten Projekten alles schneller und günstiger ablaufen.
Die staatliche Wohnbaugesellschaft Bayernheim soll eigentlich im Auftrag von Ministerpräsident Markus Söder bis Ende 2024 insgesamt 10.000 Wohnungen bauen, als Ersatz für die verkauften 33.000 GBW-Wohnungen der Landesbank. Nach BR-Recherchen werden aber bis dahin wohl bayernweit keine 1.000 fertiggestellt. Weil die 24 Sozialwohnungen für Ruhpolding jedoch wichtig sind, kam auch Forstministerin Michaela Kaniber als Vertreterin der Staatsregierung zur Baustelle in ihrem Stimmkreis. Sie freue vor allem, wenn möglichst viel Holz verbaut werde, das CO₂ bindet und dem Klimaschutz dient. In der Holzhybridbauweise sieht sie nicht nur einen ökologischen, sondern auch einen ökonomischen Vorteil.
SPD-Spitzenkandidat von Brunn kritisiert "miserable Bilanz"
Einer der größten Kritiker der nur langsam in Schwung kommenden staatlichen Baugesellschaft Bayernheim ist SPD-Fraktionschef Florian von Brunn. Er begrüße zwar grundsätzlich den Bau bezahlbarer Wohnungen auch auf dem Land, etwa für junge Leute, die ausziehen wollen, oder Rentner. Aber für ihn sei der Ruhpoldinger Termin vor allem "eine Wahlkampfaktion". Schließlich baue die Bayernheim nicht, wie von Söder versprochen, 10.000 Wohnungen, sondern bisher "nur eine Handvoll". Das sei "wirklich eine miserable Bilanz", so von Brunn. Die Staatsregierung solle wesentlich mehr tun für bezahlbaren Wohnungen, die sich die Menschen leisten können.
Nach Auskunft des bayerischen Bauministeriums baut die Bayernheim zur Zeit Wohnungen vor allem in Ballungsräumen und größeren Städten. In Kleinstädten oder Gemeinden, wie in Ruhpolding, lägen aktuell nur rund fünf Prozent der Wohnungen, die von der Bayernheim gebaut, geplant oder entwickelt würden.
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