Joschka Fischer als Gastredner bei der Vollversammlung der IHK Schwaben
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IHK Schwaben wählt neuen Präsidenten – Joschka Fischer hält Rede

IHK Schwaben wählt neuen Präsidenten – Joschka Fischer hält Rede

Die IHK Schwaben hat einen Unternehmer aus Zusmarshausen zu ihrem neuen Präsidenten gewählt. Gastredner bei der Vollversammlung war Ex-Außenminister Joschka Fischer. Der stellte die Exportorientierung der deutschen Wirtschaft in Frage.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Reinhold Braun aus Zusmarshausen ist der neue Präsident der IHK Schwaben. Er folgt auf den Allgäuer Unternehmer Gerhard Pfeifer, der nach dem Tod von Andreas Kopton die IHK Schwaben geführt hatte.

In seiner Rede vor dem vollbesetzten Saal im Augsburger Kongresszentrum erklärte der 58 Jahre alte Braun, ein zum Teil über Jahrzehnte gewachsener Branchenmix, verbunden mit der günstigen Lage zwischen den Metropolräumen München, Stuttgart und dem Bodenseeraum, mache die Stärke Schwabens aus. Dieses "Business-Biotop" samt seiner "Artenvielfalt" müsse man pflegen. Dazu brauche es entsprechende politische Rahmenbedingungen, so Braun.

IHK-Präsident kritisiert Bürokratie und Steuerlast

Dem BR sagte Braun, er wolle einige Probleme angehen, die die Wirtschaft seit Jahren belasten würden. Braun nannte etwa überbordende Bürokratie, die den Betrieben von staatlicher Seite auferlegt werde. "Wir haben viele Dokumentationspflichten, die sind sinnbefreit – von denen müssen wir uns trennen", so der neue IHK-Präsident. Günstigere Energiepreise und niedrigere Steuerlasten, das seien ebenfalls wichtige Themen, ebenso wie der riesige Personalmangel.

Migranten willkommen

Es sei wichtig, durch Aus- und Weiterbildung neue Mitarbeiter zu finden erklärte Braun und betonte, gerne auch solche mit Migrationshintergrund: "Unser Ziel muss sein, die Leute, die wir in Deutschland haben, möglichst schnell in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Das beste Integrationsprogramm ist über die Arbeit". In seinem Unternehmen seien über 40 verschiedene Nationalitäten vertreten. "Und man muss wissen, Zusmarshausen ist keine Stadt, sondern ein Markt. Das ist ein Pfund, und die gute Nachricht: Es funktioniert!"

  • Zum Artikel: Fachkräfteeinwanderungsgesetz tritt schrittweise in Kraft
Der neue IHK-Präsident Reinhold Braun
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Die IHK Schwaben hat Reinhold Braun zu ihrem neuen Präsidenten gewählt.

1.300 Mitarbeiter in Zusmarshausen

Braun ist Geschäftsführender Gesellschafter der Sortimo International GmbH in der Marktgemeinde Zusmarshausen im Landkreis Augsburg. Das Unternehmen beschäftigt rund 1.300 Mitarbeiter. Die IHK Schwaben vertritt 144.000 Betriebe zwischen Oettingen und Lindau aus den Bereichen Industrie, Handel und Dienstleistungen.

Ex-Außenminister Joschka Fischer mit besorgten Worten

Als Festredner hatte die IHK zum diesjährigen Neujahrsempfang den ehemaligen Außenminister Joschka Fischer geladen. Der 75-jährige frühere Vizekanzler der Grünen stellte zu Beginn seiner Rede die Frage ans Publikum: "Wie viel Realität vertragen Sie?" Die geopolitische Lage sei so schwierig wie nie, er sei jetzt 75 Jahre alt und habe trotz der Erfahrung der Ära des Kalten Krieges nie "so etwas wie aktuell erlebt". Ukraine-Krieg, Nahost-Krise, das "Säbelrasseln" in Fernost zwischen China und Taiwan, all das sei brandgefährlich und es habe auch Auswirkungen auf die Wirtschaftslage der kommenden Jahre.

Deutschland, die NATO und die Wahl zum US-Präsidenten

Fischer erklärte, die wichtigste Frage sei für ihn in diesem Jahr, ob Trump noch einmal US-Präsident werden könne – "und wird das dann die NATO überleben – und was wird Putin dann tun?" Deutschland müsse "abschreckungsfähig werden", betonte der Ex-Außenminister, um sich vor Russlands Hegemoniestreben zu schützen.

Exportorientierung der deutschen Wirtschaft in Frage gestellt

Die geopolitische Lage sei komplex – und fatal für die Wirtschaft: So habe der Konflikt in Nahost Auswirkungen auf die Lieferketten, Stichwort Schiffsverkehr im Nadelöhr Suezkanal. Generell stelle sich für ihn zudem die Frage, so Fischer, "können wir uns unsere Exportabhängigkeit noch leisten?" Die bisherigen Erfolgsfaktoren der deutschen Wirtschaft – billige Energie aus Russland und der große Absatzmarkt in China – seien dahin – "und das wird nicht wiederkommen", meinte Fischer. Fischers Ratschlag: Deutschland müsse sich entbürokratisieren und vor allem in der Digitalisierung aufholen, und mehr in neue Sparten investieren, durch KI-Technik würden hier die Karten neu gemischt.

Kritik an Bundesregierung und Bauernverband

Der ehemalige Außenminister und Vizekanzler sparte nicht mit Kritik an der aktuellen Bundesregierung. Zum Thema Agrardiesel erklärte Fischer: "Ich hätte das nicht angefasst". Er mahnte aber auch in Richtung Bauernverband, dass dessen Auftreten gegenüber der Regierung völlig überzogen sei.

Fischer nennt rechtsextreme Bestrebungen "Schande für unser Land"

Eine deutliche Absage machte Fischer der AfD und rechten Gruppierungen: Unter dem großen Applaus der Zuhörer sagte Fischer, dass es "eine Groteske und eine Schande für unser Land" sei, dass jetzt "Nazis, die das Land schon einmal zugrunde gerichtet haben", wieder mitmischen wollten. Er glaube aber an die Resilienz der Bundesrepublik. "Dass wir ein Land im Untergang sind, das kann mir keiner weismachen", so Joschka Fischer unter dem großen Applaus der Gäste des Neujahrsempfangs.

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