"Yanni", so nennen wir den 40-jährigen Familienvater aus Nürnberg, arbeitet schon viele Jahre für die Nürnberger Verkehrs-Aktiengesellschaft (VAG). Erst als Busfahrer, jetzt als Fahrausweisprüfer. Die Bezeichnung Kontrolleur sei auch ok, meint er. Yanni will seinen richtigen Namen nicht nennen – eine Sicherheitsmaßnahme. Denn nicht jeder Fahrgast, der ohne Ticket erwischt wird, zeigt sich immer sofort einsichtig. Verbale Attacken sind keine Seltenheit. "Ich hatte schon einige brenzlige Situationen", erzählt Yanni. Körperlich sei er aber noch nie angegriffen worden.
Gearbeitet wird im Team
Heute ist Frühschicht, das heißt, es geht schon morgens um sechs los. Yanni ist immer im Team unterwegs. Er und seine vier Kollegen sind ein eingespieltes Team. Fünf Männer im Alter zwischen 30 und 40. Sie verteilen sich am Gleis.
Die Kontrolle soll in der U2 vom Plärrer Richtung Flughafen stattfinden. Die Gruppe steigt in die U-Bahn ein, verteilt sich taktisch so im Wagen, dass niemand ohne Fahrausweis die Möglichkeit hat, schnell zu entwischen. "Schönen guten Morgen, darf ich um Ihre Fahrausweise bitten?" – Yannis Kollege Robbi – auch dies ist ein Pseudonym – macht die Ansage, sobald die Bahntüren geschlossen sind.
Prüfer passen aufeinander auf
Die Fahrgäste kramen in ihren Taschen, zücken ihre Handys. Yanni und seine Kollegen beginnen mit den Kontrollen, lassen sich die Tickets zeigen, scannen die Fahrausweise mit ihrem Gerät zur mobilen Datenerfassung. Die Männer haben sich dabei gegenseitig immer im Blick, versuchen die Gesamtsituation nie aus dem Auge zu verlieren. "Die Situation kann sich von einer Minute zur nächsten verändern", meint Yanni.
Kontrolleure kommen in Zivil
Die Kontrolle läuft bewusst freundlich ab, man wolle die Fahrgäste nicht unnötig gängeln. Einer älteren Kundin wird gleich digital vor Ort das 49-Euro-Ticket aktualisiert. Die Ausweisprüfer der VAG sollen auch Serviceaufgaben erfüllen.
Dabei sieht man den fünf ihren Job nicht an – keine Uniform, kein VAG-Logo an der Jacke. Yanni und sein Team arbeiten in Turnschuhen, Jeansweste und sportlichen T-Shirts. Trotzdem kommt es beim Ein- und Aussteigen aus der U-Bahn immer wieder zu amüsanten Begegnungen. "Viele Stammkunden kennen uns", erzählt Robbi. "Da gibt es auch mal einen netten Plausch."
Regelmäßiges Deeskalationstraining
Yanni ist seit drei Jahren als Ausweisprüfer für die VAG unterwegs. Eine bewusste Entscheidung. Er hat eine vierwöchige Zusatzausbildung durchlaufen, nimmt regelmäßig an Deeskalationstrainings teil. Er mag das Dreischichtmodell, den Gedanken an einen sicheren Arbeitsplatz.
Ein Fahrausweisprüfer verdient etwa zwischen 2.300 und 3.000 Euro brutto. "Wie fast alle Branchen suchen auch wir nach geeignetem Personal in diesem Bereich", sagt Olf Birnbacher von der Nürnberger VAG. Interessierte sollten gut im Umgang mit anderen Menschen sein und ein dickes Fell mitbringen, denn oft gehe es verbal schon mal zur Sache.
Fahrausweisprüfer auch mal kulant
2022 habe die VAG rund 900.000 Fahrgäste kontrolliert, berichtet Birnbacher. 21.000 davon wurden beanstandet. Das heißt nicht immer, dass alle auch eine Strafe zahlen müssen. Die französischen Touristen etwa, die Yanni an diesem Tag überprüft, müssen einfach eine Fahrkarte nachlösen. Die beiden jungen Männer mit den großen Koffern kamen mit dem Flugzeug nach Nürnberg und wollten vom Hauptbahnhof aus weiter nach Bamberg fahren. Mit dem Zugticket, dachten sie, könnte man auch U-Bahn fahren. Falsch. Yanni erklärt es ihnen geduldig. Er bittet die Männer, mit auszusteigen. Am nächsten Fahrkartenautomat können sie sich ein Ticket kaufen, müssen keine 60 Euro zahlen.
"Hier und da drücken wir auch mal ein Auge zu", meint Yanni dazu – etwa auch bei älteren Menschen, die sich mit der Technik der Fahrkartenautomaten nicht gut auskennen.
Kontrolleure bekommen keine Prämien
Bei Yanni und seinen Kollegen laufen die Kontrollen an diesem Tag überwiegend routiniert ab, lediglich drei Fahrgäste sind ohne Fahrkarte. 95 Prozent haben ein gültiges Ticket, sagt der 40-Jährige – und möchte gleich noch mit einem Vorurteil aufräumen: Prämien oder andere Vorteile bekommen die VAG-Mitarbeiter nicht, wenn sie Menschen ohne gültigen Fahrausweis ertappen, betont er. "Wir sind keine Jäger und Sammler." Am liebsten sei es ihnen, wenn alle ein Ticket haben und nicht schwarz fahren.
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