Eine junge Landwirtin steht an einem Feld voller Raps. Die Pflanzen sind vom Hagel komplett zerstört.
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Landwirtin Anna-Maria Stürzer zeigt die vom Hagel komplett zerstörten Rapspflanzen.

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"Immer noch in Schockstarre" – Wenn der Hagel die Ernte zerstört

"Immer noch in Schockstarre" – Wenn der Hagel die Ernte zerstört

Es hätte eine Traumernte werden können, beste Bedingungen für den Raps von Familie Stürzer aus Höhenkirchen. Doch dann kam der Hagel - und hat alles komplett zerstört. Wie gehen Landwirte und Versicherungen mit den immer häufigeren Unwettern um?

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Hagel, Sturmböen, Starkregen – sie häufen sich in diesem Sommer. Erst vergangenen Freitag ist wieder ein heftiges Unwetter über den Landkreis München hinweggezogen. Das hat auch einen unheimlichen Schaden in der Landwirtschaft angerichtet.

Komplette Ernte binnen weniger Minuten zerstört

Bauer Anton Stürzer und seine Tochter Anna-Maria sind immer noch schockiert von der Wucht des Hagels, der ihren gesamten Raps, ihr Soja, ihre Sommergerste und Teile ihres Weizens auf den Feldern bei Höhenkirchen zerstört hat. Dabei hätte es dieses Jahr für Familie Stürzer eine Traumernte werden können.

Bis vergangene Woche waren die Bedingungen, vor allem beim Raps, ideal. Nicht zu heiß, kaum über 30 Grad, dazu ausreichend Wasser. "So einen tollen Raps haben wir die letzten 30 Jahre nicht gehabt!", erzählt Anton Stürzer wehmütig. Ernten konnten sie ihn noch nicht. Er war noch nicht reif.

Und dann kam der Hagel und hat seine komplette Ernte in zehn Minuten zerstört, erinnert sich Anton Stürzer. Es sei "sehr, sehr schwer, mit der Situation fertig zu werden", dass die Naturgewalt seine diesjährigen "Höchsterträge" einfach zunichtegemacht habe. Ein solches Unwetter habe seine ganze Familie noch nicht erlebt - selbst sein Vater und sein Großvater nicht, die vor Anton Stürzer den Hof bewirtschaftet haben.

Versicherungen: Unwetterschäden nehmen zu

Zwei große Versicherungen und der Bayerische Bauernverband bestätigen auf BR-Anfrage, dass Unwetterschäden in der Landwirtschaft immer häufiger auftreten. In den vergangenen fünf Jahren hätten sich "alle versicherbaren Gefahren verwirklicht".

Bauern können Ackerbau, Grünland, Sonderkulturen wie zum Beispiel Gemüse und Obst und Dauerkulturen (beispielsweise Hopfen) versichern, heißt es von der Versicherungskammer Bayern. Versichert sei der Ertragsverlust, der durch die versicherte Gefahr und eine verminderte Erntemenge entstehe. Naturgefahren wie Hagel, Sturm, Starkregen, Frost, Trockenheit oder Fraßschäden seien generell versicherbar. Überschwemmung und Hochwasser sind bisher ausgeschlossen.

Die sogenannte "Mehrgefahrenversicherung" wird staatlich gefördert. Sie werde, so heißt es unter anderem von der Allianz Agrar, vermehrt nachgefragt und auch vom Bayerischen Bauernverband empfohlen. Denn eine von Unwettern zerstörte Ernte könne Bauern, die meist als Familienunternehmer tätig sind, existenziell bedrohen.

Sachverständige prüfen die Schäden vor Ort

💬 BR24-User "GMS" hat in den Kommentaren nach Einzelheiten zur Ernteausfallversicherung gefragt. Das Team von "Dein Argument" ergänzt:

Bei einem Totalausfall der Ernte durch Hagel decken die Versicherungen bis zu 100 Prozent des Schadens ab. Wie viel von der Ernte durch das Unwetter zerstört wurde, ermitteln Sachverständige der Versicherung direkt an den Feldern. Dies ist vergleichbar mit dem Ablauf bei einem Hagelschaden am Auto, erklärt Thomas Härpfer. Er ist selbst Landwirt und Leiter des Schadenaußendienstes der Pflanzenversicherung bei Allianz Agrar. Die Sachverständigen kommen kurz nach dem Unwetter und prüfen vor Ort, wie viele Körner beispielsweise vom Hagel ausgeschlagen wurden. Dies werde auf das gesamte Feld hochgerechnet und so der prozentuale Schaden ermittelt. Der wird dann, je nach der entsprechenden Versicherung des Landwirts, abzüglich des Selbstbehalts ausgezahlt.

Die Landwirte bemessen jedes Jahr laut Versicherungen selbst, wie hoch ihre Versicherungssumme sein soll. Dies richtet sich nach der Größe des Feldes und der erwarteten Ernte je Hektar. Der Erntewert, heißt es von der Versicherungskammer Bayern, "wird ermittelt durch den für die Kulturart zu erwartenden mengenmäßigen Ertrag je Hektar und den dafür voraussichtlich zu erzielenden Marktpreis."

In Bayern fördert der Freistaat 50 Prozent der Versicherungsprämie für die sogenannte Mehrgefahrenversicherung. Wie hoch diese Summe ist, ist von Landwirt zu Landwirt unterschiedlich. Der Betrag richtet sich unter anderem nach der Region, nach der Größe der Felder und nach dem zu erwartenden Ertrag. Sinn und Zweck der staatlichen Unterstützung schon bei der Versicherung ist, Soforthilfezahlungen des Freistaats nach Schäden zu vermeiden. 💬

Unwetter kurz vor der Ernte - der schlechteste Zeitpunkt

Die größten Schäden, stellt die Versicherungskammer Bayern fest, sind jedes Jahr die sogenannten Ernteschäden, das bedeutet die Schäden kurz vor der Ernte. Dies ist der ungünstigste Zeitpunkt, weil die zu erntenden Früchte wie beispielsweise Raps oder Soja voll ausgebildet sind und leicht ausgeschlagen werden können.

Dazu komme: Die Pflanzen können die Verluste dann nicht mehr ausgleichen, weil sie bereits in der Abreife sind. Zu diesem Zeitpunkt ist das Erntejahr schon fast vorbei und die Landwirte können nichts mehr alternativ anbauen, um den Verlust zu verringern. Genau dies ist der Fall bei Anton Stürzer in Höhenkirchen. Bei ihm waren die Hagelschätzer schon da. Sie haben die betroffenen Felder begutachtet und so den Ertragsverlust ermittelt. Immerhin: Einen Teil des Schadens der Familie Stürzer wird die Versicherung begleichen.

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