Jeder Pilz-Sammler kennt sie: Spaßig gemeinte Warnungen von Freunden und Bekannten, nur keinen giftigen Pilz zu erwischen. Genau das aber ist im Landkreis Aichach-Friedberg einem Ehepaar passiert: Die beiden, 40 und 50 Jahre alt, hatten Knollenblätterpilze aus dem Wald mitgenommen und zuhause gegessen. Mit schweren Vergiftungen kamen sie zwei Tage später ins Krankenhaus in Aichach. Das Gift der Pilze schädigt die Leber sehr stark – und das kann lebensbedrohlich werden.
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Giftiger Knollenblätterpilz ist eigentlich leicht zu erkennen
Die Pilzsachverständige Sabine Mengel aus Obergriesbach kann sich allerdings nicht wirklich erklären, warum die markanten Knollenblätterpilze immer wieder mit genießbaren Arten verwechselt werden: "Wenn ich Pilze mit weißen Lamellen für Speisezwecke sammle, dann sollten alle Alarmglocken angehen", sagt Mengel. Noch dazu haben der Weiße wie auch der Grüne Knollenblätterpilz am Stielende eben die markante Knolle. Die steckt in einer Hülle, die nach oben steht.
Bemerkenswert ist allerdings auch, dass es heuer zumindest im Wittelsbacher Land um Aichach wohl mehr Knollenblätterpilze gibt als sonst, "trotz der sauren Böden", wie Sabine Mengel sagt. Weil der Knollenblätterpilz eher auf kalkhaltigen Böden wächst, findet man ihn auch entlang von geschotterten Wegen.
Wer beim Pilze-Suchen auf "Nummer sicher" gehen will, kann im Wald allein Röhrlinge mitnehmen. Anders als mit Lamellen-Pilzen "kann man sich damit nicht umbringen", sagt Sabine Mengel. Auch einige Röhren-Pilze - mit ihrer schwammartigen Kappenunterseite - können mal bitter schmecken oder im schlimmsten Fall Übelkeit verursachen, aber es gibt keine Exemplare, die unsere Organe schädigen.
Pilz-Bücher helfen, Pilz-Erkennung am Handy nicht
Lamellen-Pilze muss man dagegen immer sicher bestimmen: Entweder mit Hilfe von Pilz-Büchern oder auch mit einer Datenbank-App auf dem Handy. Merkmale wie "braune Kappe", "weißer Stiel" kann man dort eingeben und kann die Treffer dann weiter mit dem gefundenen Pilz abgleichen.
Von automatischen Foto-Apps zur Pilzbestimmung rät Sabine Mengel dagegen dringend ab. Die hätten bei ihrem Test schon Giftpilze fälschlicherweise als genießbare Exemplare erkannt und umgekehrt. "So etwas zu nutzen, um einen Pilz vermeintlich zu bestimmen und sich dann diese Pilze in die Pfanne zu hauen, also das ist lebensmüde. Das sollte man nicht tun!"
Speisepilz wird jetzt doch als "giftig" eingestuft
Und dabei ist das Wissen über die Pilze in unseren Wäldern längst nicht in Stein gemeißelt. Der "Grünling" etwa kommt in Kiefernwäldern vor und wurde lange als Speisepilz gerne gegessen. Dann aber, erzählt Sabine Mengel, gab es in Frankreich mehrere Todesfälle. Die Betroffenen hatten über Tage und Wochen größere Mengen der Pilze gefunden und gegessen. Deren Giftstoffe sammelten sich im Körper an. Seitdem dieser Zusammenhang bekannt ist, gilt der "Grünling" als Giftpilz.
Umgekehrt beim "netzstieligen Hexenröhrling". Der galt als toxisch, sobald man zum Essen Alkohol trinkt. Inzwischen ist aber klar: Das ist eine "individuelle Unverträglichkeit". Viele Menschen können den schmackhaften Pilz durchaus essen, auch zusammen mit Alkohol.
Beste Strategie: Von erfahrenen Pilz-Sammlern lernen
Der Rat der Pilz-Expertin in Obergriesbach: Von erfahrenen Pilz-Sammlern lernen. Ihr reiches Wissen und ihre Begeisterung für Pilze gibt Sabine Mengel bei Volkshochschulkursen und Wanderungen gerne weiter. Dabei gilt: Gegessen wird nur, was sicher und eindeutig bestimmt ist. Außerdem müssen Pilze frisch sein, denn immer wieder gibt es "unechte Pilzvergiftungen": wenn Sammler zu alte, verschimmelte Exemplare in die Pfanne schnippeln. Und: Gut durcherhitzen ist ganz wichtig laut Expertin.
Einer ihrer persönlichen Favoriten ist die "Krause Glucke", die eher wie Blumenkohl aussieht, aber nicht wie ein Pilz. "Das ist ein Irrsinn, die zu putzen. Aber sie ist sehr lecker."
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