Im Jahr 2016, noch bevor Nachhaltigkeit, Regionalität und faire Produkte so richtig hip waren, schlossen sich im Blauen Land rund um Murnau (Lkr. Garmisch-Partenkirchen) acht Unternehmen zusammen, um ihre Produktionsweise sowie Lebenseinstellung transparent und für ihre Kundschaft nachvollziehbar zu machen. Und das Ganze mit großem Erfolg.
Die Off-Mühle in Sindelsdorf
Es rattert auf drei Stockwerken, in diesem Traditionsbetrieb. Tausend Tonnen Mehl und Futtermittel werden hier pro Jahr produziert. Verarbeitet wird nur regionales, gentechnikfreies Getreide, denn seit 2004 trägt die Off-Mühle das Biosiegel und ist Naturland-zertifiziert.
Obwohl hochtechnologisiert, kann alles noch per Hand gesteuert werden. Das ist dem Inhaber, Müller Martin Sonner, wichtig und das gibt er auch an seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiter: "Bei uns, da lernen die noch Müller. Bei uns muss er das riechen, sehen und fassen, was er mit der Maschine macht und mit dem Getreide auch. Mit dem Korn. Wie hart ist das Korn, was hat das für eine Eigenschaft, wie muss die Mühle eingestellt werden, dass ein Topprodukt rauskommt."
Aus der Region für die Region
Die Mühle betreibt die Familie Sonner größtenteils mit Wasserkraft sowie Photovoltaikstrom, sie wollen in den nächsten Jahren sogar komplett energieautark werden. Und das erklärt auch, warum sie Teil des Bündnisses "kostbar" sind. Ökologisch wirtschaften steht bei den Sonners im Mittelpunkt.
Deshalb schlossen sie sich vor fünf Jahren mit sieben anderen Betrieben aus dem Blauen Land zusammen. Die, wie die Mitglieder betonen, alle die gleichen Werte teilen, um den Verbraucherinnen und Verbrauchern zu zeigen, wie wichtig es ist, nachhaltig zu arbeiten, Qualität großzuschreiben und Produkte aus der eigenen Region wertzuschätzen. "Wichtig ist, dass das Geld und dass die Kraft in der Region bleibt, und so lebt auch eine Region, genau wie ein Verein. Ich bin der Meinung, wir können uns in Bayern oder in Deutschland selber versorgen, das geht und das demonstrieren wir. Da sind wir auch mit kostbar draufgekommen, dass wir das im kleinen Kreislauf laufenlassen, im Land mit wenig Wegen, wenig Aufwand", sagt Martin Sommer.
Alpakas für die Zukunft
Diesen Gedanken teilen auch die Schmids ein paar Kilometer weiter, auf dem Alpakahof in Riegsee. Jahrzehntelang betrieb die Familie klassische Milchviehwirtschaft – mit viel Arbeit und immer weniger Ertrag. Vor 20 Jahren standen Helene und ihr Mann, Sepp Schmid, dann vor der Entscheidung: den Hof verkaufen oder nochmal neu anfangen? Sie krempelten die Ärmel hoch und erfanden sich samt Hof nochmal komplett neu: Sie waren mit die Ersten in Bayern, die Alpakas züchteten – entgegen aller Widerstände. "Was Neues anfangen, das ist so Typsache, das tu ich gern. Was probieren, wo alle sagen, das ist ein Schmarrn. Für meine Schwiegerleute war das natürliche eine Katastrophe. Jetzt heirat' der ein und macht alles anders. Aber, als es dann lief, hat's ihnen schon gefallen", sagt Sepp Schmid.
Tierwohl und Achtsamkeit
Mittlerweile gehören sie zu den gefragtesten Züchtern Deutschlands. Doch bei den Schmids steht nicht der Profit im Vordergrund. Ihnen geht's ums Tierwohl und darum, die Menschen an diese besonderen Wesen im Oberland heranzuführen. Sie werden nämlich, wegen ihrer ruhigen Art, auch als Therapietiere eingesetzt: Erlebnisbäuerin Helene Schmid bietet Alpakaspaziergänge an: "Jedes Tier hat seinen eigenen Charakter. Wenn ein Kind Selbstbewusstsein-Probleme hat, muss es sich dann da auch ein bisschen durchsetzen, das ist eine Achtsamkeitsübung. Und die Freude ist dann umso größer - Wow, ich hab' des jetzt g'schafft!"
Etwas bewegen in der Heimat
Geschafft hat's auch Thomas Eckel in Murnau. In einer ehemaligen Fabrikhalle hat er sich seinen Traum erfüllt: eine eigene Kaffeerösterei. 20 verschiedene Sorten importiert er, alles nachhaltig und fair. Doch in seiner Heimat wollte er konkret etwas bewegen, daher war er 2016 der Initiator von kostbar: "Die Leute, die bei 'kostbar' dabei sind, die haben diese gleichen Werte, diese gleiche Grundeinstellung. Wie: es ist aus der Region, es ist für die Region. Wir fragen uns: Was ist uns wieviel wert? Das war die Umwelt, das waren die Menschen, das waren uns unsere Kinder - Diese gemeinsamen Werte wollen wir den Kunden mit anbieten. Und da haben wir festgestellt, dass jeder, der in der kostbar-Gruppe mit dabei ist, genauso tickt."
Und damit wird klar, dass Alpakas, eine Mühle und Kaffee durchaus zusammenpassen und kostbar sein können.
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