Der G7-Gipfel auf Schloss Elmau war ein Mammuteinsatz für die Polizei. Etliche Demonstrationen waren angemeldet und das an mehreren Orten. Das Unterstützungskommando der bayerischen Polizei (USK) war überall mit im Einsatz.
Die Spezialeinsatzkräfte werden immer dann hinzugezogen, wenn das Gewaltpotential besonders hoch ist. Reporterinnen von "Kontrovers - Die Story" haben die USKler aus Dachau über ein halbes Jahr begleite.
Enorme Polizeipräsenz, um Ausschreitungen im Keim zu ersticken
Samstag in München: Max ist gemeinsam mit über 100 anderen USK-Polizisten eingeteilt, um auf der Theresienwiese für Sicherheit zu sorgen. Die Veranstalter erwarten 15.000 Demonstranten. Auch autonome, teils linksextreme Aktivisten aus dem sogenannten schwarzen Block sollen dabei sein. Max soll später neben dem schwarzen Block herlaufen und beobachten. Allein das könnte erfahrungsgemäß schon zu Provokationen führen. Die Polizeipräsenz in München ist enorm: 3.000 Einsatzkräfte sind bei der Demo dabei.
Auch, weil es in der Vergangenheit bei ähnlichen Veranstaltungen zu schweren Ausschreitungen gekommen ist. Beispielsweise beim G20-Gipfel im Jahr 2017 in Hamburg. 20.000 Polizisten sollten damals für Sicherheit sorgen. Dennoch kam es zu schweren Krawallen: Fast 500 Beamte und eine unbekannte Zahl an Demonstranten wurden verletzt, Geschäfte geplündert, Autos angezündet und Straßenzüge verwüstet. Das soll bei diesem Gipfeltreffen um jeden Preis verhindert werden.
Video: Kontrovers - Die Story: Inside USK - Polizeispezialkräfte im Einsatz beim G7-Gipfel
Polizei und USK verfolgen deeskalierende Strategie gegenüber Demonstranten
Tatsächlich ist der sogenannte schwarze Block bei der Demonstration mit dabei. Die Gruppe setzt sich aus Personen der autonomen und linksextremen Szene zusammen. Sie sind teilweise gewaltbereit. Zu Beginn der Demo verläuft vorerst alles friedlich. Solange das so bleibt, verfolgen sowohl USK als auch Polizei eine deeskalierende Strategie. Die massive Präsenz der Einsatzkräfte soll abschreckend wirken, sodass ein Eingreifen im Idealfall gar nicht nötig ist. Aber genau für dieses Vorgehen stand die Polizei in der Vergangenheit in der Kritik. Der Vorwurf der Demonstranten: Die Polizei wende unnötig Gewalt an. Soweit soll es in München gar nicht erst kommen
Max und seine USK-Kollegen halten sich im Hintergrund: "Wir sind die Feuerwehr, wenn doch etwas passieren sollte." Max kontrolliert am Rand der Veranstaltungsfläche Demonstranten, die vermummt sind mit Mützen, Brille und FFP2-Masken. Das ist auf solchen Demonstrationen verboten. Aber auch die Kontrolle verläuft friedlich: "Das war ohne Vorkommnisse im Nachgang, darum konnten die jetzt ganz normal an der Demo teilnehmen", erklärt Max.
Großaufgebot schon auf der A95 Richtung Garmisch-Partenkirchen
Einen Tag später, am Sonntag, protestieren die G7-Gegner in Garmisch-Partenkirchen. Hier ist der USKler Felix mit seinem Team im Einsatz. Ihre Arbeit beginnt schon auf dem Weg von München zum Demonstrationsort. Sie begleiten Reisebusse mit Versammlungsteilnehmern bereits auf der Autobahn, denn auch hier könnten gewaltbereite Demonstranten dabei sein. Entwarnung: Der Verdacht hat sich nicht bestätigt. Im Bus scheinen keine gewaltbereiten Demonstranten zu sitzen. Für Felix das Zeichen zum Abzug: "Das ist komplett entspanntes Klientel, kein Auftrag für uns, fürs USK. Dementsprechend haben wir jetzt nur noch Teilkräfte hier, sollte doch Unterstützung benötigt werden. Aber für uns bedeutet es jetzt erstmal weiter nach Garmisch."
Die Demo in Garmisch-Partenkirchen führt hier über eine dreieinhalb Kilometer lange Strecke - unter anderem durch die Fußgängerzone. Felix beobachtet die Teilnehmer mit voller Konzentration. Manche Demonstranten, die Schwierigkeiten machen könnten, kennt Felix schon von anderen Einsätzen. "Es ist auch immer ein klares Signal, wenn sich viele schwarz kleiden und Masken übers Gesicht ziehen. Dann sollte man schon mal genauer hinschauen. Ansonsten gibt es tatsächlich ganz viele individuelle Szenarien, die bei uns das Bauchgefühl wecken, dass das vielleicht ein Klientel ist, das wir betreuen sollten."
Doch dann die Ansage: Rückzug für das USK. Sie sollen sich nur noch am Rand der Demo aufstellen. Auch das gehört mittlerweile zur Strategie der Polizei. "Die uniformierten Kräfte sind genug und wir sind wirklich nur für den Notfall da, deswegen ziehen wir uns ein bisschen zurück, dass wir auch gar nicht erst in den Fokus geraten", erklärt Felix.
Positive Bilanz des G7-Einsatzes: Wenige Einsätze, kaum Gewalt
Im Verlauf beider Demonstrationen in München und Garmisch-Partenkirchen kommt es zwar zu kleineren Handgemengen, doch es bleibt dabei: Die USK-Beamten müssen nicht eingreifen. Die Polizeihundertschaften vor Ort können die Situationen allein bewältigen. Die Bilanz für Felix: Ein intensives Wochenende mit 170 Arbeitsstunden, keine besonderen Vorkommnisse.
Braucht es also die massive Polizeipräsenz inklusive USK-Einheiten? Auf jeden Fall, sagt Felix: "Die Nacht war kurz, die Einsatzphasen waren lang, es hat nicht viel gegeben aus polizeilicher Sicht. Aber wenn man natürlich weniger Einsatzkräfte auf die Beine stellt, wird die Einsatzbelastung für den einzelnen Beamten umso höher und irgendwann dann untragbar."
Die Reportage "Inside USK: Polizei-Spezialkräfte beim G7-Gipfel" ist Teil der Kontrovers-Story-Reihe "Inside USK" und ab jetzt online verfügbar. Die weiteren Folgen über die Einsätze und die Ausbildung des USK gibt auf dem YouTube-Kanal von BR24, in der BR-Mediathek.
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