Der zurückliegende Winter war in Bayern warm wie nie. Es ist sogar der mildeste seit Beginn der Messungen im Jahr 1881 gewesen. In Thüringen hat dies auch finanzielle Folgen für den Betreiber des größten Skigebiets im Freistaat, wie vor wenigen Tagen bekannt wurde. Die Thüringen Alpin GmbH betreibt unter anderem in Steinach – rund 20 Autominuten von Oberfranken entfernt – die Skiarena Silbersattel. Nun musste Insolvenz beantragt werden. Der Grund: ein zu warmer Winter.
"Für das alpine Skiangebot ist es sehr schade"
Das sorgt nicht nur im Nachbarbundesland für Bedauern. Der Verein "Tourismusregion Coburg.Rennsteig" mit Sitz in Coburg betreibt die touristische Vermarktung in der oberfränkisch-thüringischen Region. Dessen Geschäftsführer Jörg Steinhardt sagte im Gespräch mit BR24: "Für das alpine Skiangebot ist es sehr schade, dass es so gekommen ist." Auswirkungen von den zunehmend milden Wintern würde neben Hotels und Herbergen auch die Gastronomie spüren.
Auf der Suche nach alternativen Gästeangeboten
Auch wenn Wintersportler trotz der höheren Temperaturen nicht aufs Skifahren verzichten müssen, weil Teile der Skianlagen auch unter diesen Bedingungen dank Kunstschnee geöffnet sein können – die auf Wintersport spezialisierte Tourismusbranche in der Region müsse laut Steinhardt nach Alternativen suchen. Diese könnten zum Beispiel Mountainbikeparks, Wander- oder Wellnessmöglichkeiten sein. Steinhardt stellt bereits jetzt fest, dass "viele Gäste merken: 'Mit Schnee ist es schön, aber ohne geht es auch'". Er weiß aber auch, dass "die richtigen Wintersportfreunde nur kommen, wenn Schnee liegt". Und wie der nächste Winter werde, das wisse man nicht.
Steigende Temperaturen im Winter auch in den Alpenregionen
Mangelnder Schnee in Wintersportregionen – das ist nicht nur in den mittleren Höhenlagen wie im Frankenwald ein Thema. Dass auch der Alpentourismus unabhängiger werden will, zeigen die weitreichenden Folgen des Klimawandels. Als sich im vergangenen September rund 300 Vertreter aus insgesamt sechs Alpenregionen im schwäbischen Bad Hindelang getroffen haben, war ebenfalls klar: Der Fokus auf den Skitourismus stehe auf einem "sehr wackligen Bein". Deshalb brauchte es Überlegungen und Konzepte, wie man sich vom Schnee unabhängiger machen kann.
Schon jetzt würden beispielsweise im schwäbischen Balderschwang die Bergbahnen ganzjährig genutzt und man versuche, möglichst schnell und flexibel von Sommer- auf Winterbetrieb umstellen zu können. Alles mit dem Ziel, auch die Tage zu nutzen, in denen der Schnee nicht zum Skifahren reicht. Anstelle des alpinen Skitourismus würden in den kommenden Jahren in Balderschwang eher Angebote wie Schneeschuh- oder Winterwandern weiter ausgebaut, sagte Bürgermeister Konrad Kienle (CSU) am Rande des Treffens im vergangenen Jahr.
Ein weiteres Fazit lautete aber auch: Es sei wirtschaftlich nicht angemessen, von heute auf morgen den kompletten Skitourismus aufzugeben. Dieser spielt sowohl im Alpenraum als auch im Frankenwald eine große Rolle.
- Zum Artikel: Wie umweltverträglich ist Skifahren?
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