Über 100.000 Firmen in Deutschland haben einen Betriebsrat. Betriebsräte wachen darüber, dass die Rechte der Arbeitnehmer gewahrt werden. Sie sind, wenn man so will, die Hüter des Betriebsfriedens und sollen Konflikte zwischen Beschäftigten und ihren Chefs lösen. Doch woher wissen sie, wie sie ihre Arbeit zu machen haben?
Einiges davon können sie zum Beispiel bei Hans Schneider lernen. Er hat 1988 das Institut für Betriebsräte (IfB) in Riedhausen bei Murnau gegründet – weil er "ein Herz für Betriebsräte" hat, wie er sagt. "Weil die sich für andere einsetzen und dann oft zwischen allen Stühlen sitzen. Von den Kolleginnen und Kollegen werden sie beschimpft und von den Chefs auch." Sein Institut bietet klassische Grundlagen-Seminare an – aber auch ein paar Besonderheiten.
Großes Angebot an Seminaren
Die meisten Kurse drehen sich um Arbeitsrecht, Gesetzestexte und Grundlagen für die Arbeitnehmervertreter. 330 verschiedene Seminare bietet das Institut an Standorten in ganz Deutschland an, 5.000 Veranstaltungen im Jahr. Die Zentrale liegt in Riedhausen bei Murnau. Von dort werden alle bundesweit angebotenen Kurse in Seminar-Hotels organisiert. Das Institut ist größter Anbieter in Deutschland in dieser Sparte.
Abends raucht der Kopf
Im Seminarhotel in Bernried fand vergangene Woche ein Grundlagenseminar statt. Einer der Referenten, Rechtsanwalt Jörn Wolfgram, vermittelt seinen Teilnehmenden den Umgang mit Paragraphen der Arbeitsgesetzgebung. "Das Komplexe ist die Sprache", sagt er. "Ich muss versuchen, das Juristendeutsch auf die Situation von Arbeitnehmern herunterzubrechen."
Fünf Tage dauert der Grundlagenkurs. Abends rauche der Kopf, sagt einer der Teilnehmer, der zum ersten Mal eine solche Fortbildung besucht. So viel Stoff habe er seit Schulzeiten nicht mehr gepaukt.
Rechtsanwalt Jörn Wolfgram unterrichtet eine Gruppe Betriebsräte.
Stattliche Wallache warten auf ihren Einsatz
Für ein anderes Seminar müssen die Teilnehmenden den Seminarraum verlassen – und finden sich in einer Reithalle in Rottenbuch im Landkreis Weilheim-Schongau wieder. Eine Gruppe Betriebsräte schaut gebannt auf drei schnaubende Pferde. Sie sollen mit ihnen Übungen machen. Drei stattliche Wallache – ein großer Brauner, ein Schimmel und ein geschecktes Pferd – warten auf ihren Einsatz.
Die Trainerin Sandra Zunterer macht seit Jahren erstaunliche Erfahrungen. "Die Tiere sind ein guter Spiegel unseres Verhaltens. Die merken sofort, wie es dir wirklich geht." Die Teilnehmer werden die Pferde über kleine Hindernisse führen. Daraus können sie und ihr Kollege Stärken und Schwächen im Führungsverhalten ablesen.
Mit Pferden lernen Betriebsräte Führungsverhalten
Wie man Führungsverhalten mit Pferden lernen kann, erklärt Hans Schneider im Reitstall so: "Wenn das Tier zu stark bestimmt wird, bockt es – wenn man es zu lasch führt, macht es, was es will." Wie im richtigen Leben und in der Arbeit mit Kolleginnen und Kollegen auch.
Unter seinen Mitarbeitern sind ein paar ausgewachsene Pferdespezialisten. Die spiegeln den Teilnehmern des Seminars ihre Rückschlüsse aus dem Verhalten der Pferde. Dieses Wissen nehmen die Teilnehmenden mit nach Hause und können es – wenn alles gut geht – dann in Gesprächen mit Arbeitgebern und Kolleginnen und Kollegen einsetzen.
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