Laut der IHK München weitet sich das Problem fehlenden oder zu teuren Wohnraums für neue Arbeitskräfte immer mehr aus. Besonders betroffen seien zwar nach wie vor die Ballungsräume, sagte Annette Hilpert, Referatsleiterin für Stadt- und Regionalentwicklung bei der IHK Oberbayern, dem BR. Vor allem in Oberbayern und speziell im Münchner Umland sei aber "das Problem, bezahlbaren Wohnraum zu finden, definitiv auch im ländlichen Raum angekommen".
Zu wenig bezahlbarer Wohnraum für Geringverdiener
Gerade "Bezieher von mittleren und niedrigen Einkommen" hätten zunehmend Probleme, bezahlbaren Wohnraum oder überhaupt eine Wohnung zu finden, so Hilpert weiter. Das behindere immer häufiger die Personalakquise von Unternehmen, etwa in Branchen wie in der Logistik, im Gastgewerbe oder im öffentlichen Dienst. Ende 2022 fehlten laut Landesverband der bayerischen Omnibusunternehmen 2.000 in Bayern.
Viele Unternehmen unterstützten daher ihre Mitarbeiter bei der Wohnungssuche oder errichten gleich Werkswohnungen. Als Beispiel nannte Hilpert die Stadtwerke München, die das Ziel ausgegeben haben, bis 2030 für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 3.000 Wohnungen zu bauen. 87.000 Busfahrer sollen in den nächsten Jahren in Deutschland fehlen, damit rechnet der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmen.
Landsberg: Busunternehmen vermittelt Wohnungen für Fahrer
Auch in Landsberg am Lech etwa hat das Busunternehmen Waibel Bus zuletzt zusammen mit dem Landratsamt die Initiative ergriffen und es geschafft, durch die Vermittlung von Wohnungen neue Busfahrer aus dem Ausland anzuwerben. Aufgrund des Personalmangels waren zuvor vier Stadtbuslinien nur noch im Stundentakt gefahren, durch die neuen Busfahrer fahren alle Busse jetzt wieder im gewohnten Halbstundentakt.
So fährt zum Beispiel Iliyan Iliev auf den Linien des Landsberger Stadtbusnetzes. Der gebürtige Bulgare ist aus Berlin nach Landsberg gekommen. Das war möglich, da sein jetziger Arbeitgeber ihm und seiner Familie eine Wohnung vermittelt hat. "Zuvor war ich in Berlin. Dort gibt es viele Wohnungen, aber keine Arbeit. Hier ist es andersherum", sagt Iliev.
Wohnraum in Gewerbegebiet als Lösung?
Auch auf seinem Werksgelände in einem Landsberger Gewerbegebiet hat das Unternehmen in den Betriebsräumen provisorische Wohnungen eingerichtet und dort in den letzten Monaten mehrere aus Ungarn angeworbene Busfahrer untergebracht.
Außerdem würde man gerne noch Wohncontainer aufstellen, sagte Waibel-Bus-Geschäftsführer Winfried Venerius dem BR. Dies scheitere aber an fehlenden Genehmigungen für Wohnraum in einem Gewerbegebiet. Hier müssten die Kommunen mit Blick auf die politisch gewollte Verkehrswende "flexibler werden". Aktuell habe man noch immer 20 Stellen zu besetzen.
Annette Hilpert von der IHK schlägt außerdem etwa "Förderprogramme, zum Beispiel für den Werkswohnungsbau" vor, sodass Unternehmen sich noch mehr im Wohnungsneubau oder in der Bestands-Sanierung engagieren könnten.
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