Die "Judensau" am Regensburger Dom passt nicht ins heutige Stadtbild. Sie zeigt jüdische Männer, die an den Zitzen einer Sau saugen – eine bewusste Diffamierung des Judentums. Zum einen, weil das Schwein im Judentum als unrein gilt, im Christum als Inkarnation des Teufels. Zum anderen, weil es andeutet, dass Juden nur den Wohlstand der Gesellschaft ausnützen würden. Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) bezeichnet die Skulptur als "Stein gewordener Hass", der den historischen Antisemitismus symbolisiere. Doch erkennt das jeder, der an der Schmähplastik vorbeiläuft?
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Bisherige Informationstafel: Zu unscheinbar
Lange wurde über dem Umgang mit der sogenannten "Judensau" diskutiert. Vor allem die bisherige Informationstafel stand in der Kritik. Unauffällig war die Plexiglasscheibe angebracht. Wer es nicht wusste, lief auf dem Weg in den Regensburger Dom einfach an ihr vorbei.
Daher wird am Montagmittag eine neue Informationstafel vorgestellt: aus Metall. Und mit neuem Text, der die "Judensau" historisch einordnen soll. Als Eigentümer des Doms will sich der Freistaat sowie die Diözese von judenfeindlichen Darstellungen distanzieren. Unter anderem steht auf der Tafel nun: "Heute soll diese Skulptur alle Menschen mahnen, gegen jede Form von Propaganda, Hass, Ausgrenzung und Antisemitismus vorzugehen."
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Bundesverfassungsgericht: Skulpturen nicht entfernen
Das Motiv der "Judensau" findet sich ab dem 13. Jahrhundert fast nur im deutschen Sprachraum. Judenfeindliche Darstellungen gibt es daher an vielen Kirchen in ganz Europa. 2022 hatte der Bundesgerichtshof geurteilt, dass eine entsprechende Schmähplastik an der Wittenberger Stadtkirche nicht entfernt werden muss, weil sie durch die Informationstafeln zu einem Mahnmal geworden sei.
Dagegen legte ein jüdischer Kläger Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht ein, das entschieden hat: Die Plastik muss nicht entfernt werden. Die Stadtkirchengemeinde Wittenberg will die Skulptur nun museumspädagogisch begleiten.
Runder Tisch: Neues Konzept gegen das Vergessen
Eine Entfernung des Relikts vom Regensburger Dom stand für alle Beteiligten nicht zur Debatte – trotz der judenfeindlichen Darstellung. "Wenn man die Plastik entfernt, ist ja der Antisemitismus nicht verschwunden", sagte Ilse Danziger, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Regensburg. Vielmehr biete die Skulptur die Chance, auf den bis heute existierenden Antisemitismus aufmerksam zu machen.
Kultusminister Piazolo bezeichnet den Regensburger Weg daher als vorbildlich für die Auseinandersetzung mit ähnlichen Schmähplastiken in ganz Deutschland. Denn neben Kultusministerium, dem Antisemitismusbeauftragten und dem staatlichen Bauamt haben auch die jüdische Gemeinde und das Regensburger Domkapitel am neuen Konzept mitgewirkt. So verweist ein QR-Code auf der Tafel auf eine Internetseite, die Informationen auch über andere judenfeindliche Darstellungen an historischen Gebäuden in Bayern und die Geschichte von Jüdinnen und Juden in Regensburg liefert.
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