Standort der ehemaligen Synagoge Nürnberg.
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Am 8. September jährt sich die Einweihung der ehemaligen Hauptsynagoge von Nürnberg, die genau hier stand, zum 150. Mal.

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Jüdische Gemeinde in Nürnberg feiert Doppeljubiläum

Jüdische Gemeinde in Nürnberg feiert Doppeljubiläum

Vor 150 Jahren wurde in Nürnberg eine prachtvolle Synagoge eingeweiht. Die Nazis haben sie 1938 zerstört. Seit 40 Jahren hat die Israeltische Kultusgemeinde Nürnberg wieder eine Synagoge. Zu den beiden Gründungsjubiläen gibt es einen Festakt.

Über dieses Thema berichtet: Livestreams · BR Fernsehen am .

Am 8. September jährt sich die Einweihung der ehemaligen Hauptsynagoge von Nürnberg am Hans-Sachs-Platz zum 150. Mal. Die heutige Synagoge in der Arno-Hamburger-Straße wurde vor 40 Jahren eingeweiht. Dieses Doppeljubiläum begeht die jüdische Gemeinde in Nürnberg mit einem feierlichen Festakt. Das BR Fernsehen überträgt den Festakt live ab 14.50 Uhr - zu sehen auch hier im Stream.

Neue Torarolle zum Synagogen-Jubiläum

Aus diesem Anlass nimmt die Israelitische Kultusgemeinde Nürnberg eine neue Torarolle in Gebrauch. Die Tora ist die Heilige Schrift der Juden. Sie umfasst die fünf Bücher Mose, die auch zur christlichen Bibel gehören. Im Judentum ist es ein heiliges Ritual, die Tora von Hand abzuschreiben. Das erfolgt durch einen sogenannten Sofer, der sie mit einem Federkiel Wort für Wort auf Pergament überträgt. Das Pergament ist nach fest vorgegebenen religiösen Regeln aus Ziegen-, Schaf- oder Rinderhaut gefertigt.

Am Tag des Festakts fügt der Sofer die letzten Worte der Abschrift hinzu. Die somit fertiggestellte neue Schriftrolle wird dann in einer öffentlichen Prozession in die Synagoge überführt und von Rabbiner Steven Langnas erstmals in Gebrauch genommen. Eigentlich soll jeder Jude "irgendwann in seinem Leben" eine Torarolle schreiben oder schreiben lassen, erklärt Langnas im Gespräch mit BR24. Wann immer das abgeschlossen wird, "ist es eine große Feier, eine große Freude". Und der Rabbiner fügt hinzu: Eine neue Torarolle solle jede Generation dazu anhalten, sich mit der Schrift zu beschäftigen und einen eigenen Zugang zu ihr zu finden.

8. September ein wichtiger Gedenktag

Der 8. September – im jüdischen Kalender am 9. Aw – ist ein besonderer Tag im Judentum. Die Gläubigen gedenken an diesem Datum jedes Jahr der Zerstörung des Tempels in Jerusalem 587/586 v. Chr. durch die Neubabylonier. Traditionell ist das auch ein Datum, das Juden auswählen, wenn sie eine neue Synagoge einweihen. Im Judentum, das wie das Christentum eine Schriftreligion ist, hat die Tora eine zentrale Bedeutung, weshalb aus ihr in den Synagogen vorgesungen und vorgetragen wird. Verwahrt wird sie in einem schmuckvollen Toraschrein.

Vormalige Synagoge schon vor der Pogromnacht zerstört

Die traurige Erfahrung der Zerstörung ihrer Gotteshäuser machten die Juden über viele Jahrhunderte ihrer Geschichte. In Nürnberg zuletzt durch die Nationalsozialisten im August 1938, also schon Monate vor der Pogromnacht im Deutschen Reich am 9. November desselben Jahres. Maßgeblich initiiert hatte den Abriss Julius Streicher, NS-Gauleiter Franken, der das antisemitische Hetzblatt der Nazis, "Der Stürmer", herausgab.

Neue Nürnberger Synagoge 1984 eingeweiht

Es sollte bis 1984 dauern, bis in Nürnberg wieder eine Synagoge eingeweiht werden konnte. 40 Jahre ist das her, wobei die jüdische Gemeinde nicht mehr die Größe aus früheren Zeiten erreicht hat. Doch es gehören auch ein Gemeindezentrum und neuerdings ein Kindergarten dazu. Und im Eingangsbereich der heutigen Synagoge steht ein handgefertigtes Modell der vormaligen Nürnberger Hauptsynagoge. Es entstand nach einer digitalen Rekonstruktion der Technischen Hochschule Darmstadt.

Aktuell wieder Angst vor Antisemitismus

Heute machen sich viele Jüdinnen und Juden aufs neue Sorgen vor Antisemitismus. Er zeigt sich in Deutschland offen in Hass, Gewalt und Anschlägen. Nicht nur Menschen aus der rechtsextremen Szene hetzen: Seit dem 7. Oktober 2023 (Terrorangriff der Hamas gegen Israel) tun das hierzulande auch vereinzelt palästinensische Gruppen und ihre Sympathisanten. Aus diesen Gründen wird der Festakt der Israelitischen Kultusgemeinde in Nürnberg von einem großen Aufgebot an Sicherheitskräften geschützt, wie die Polizei mitteilt.

Der jüdischen Gemeinde ist der Festakt ein wichtiges Anliegen. "Wir setzen ein Zeichen, dass jüdisches Leben in unserer Stadt wieder da ist, wo es hingehört: in die Mitte der Nürnberger Gesellschaft", zitieren die Nürnberger Nachrichten den Vorsitzenden, Jo-Achim Hamburger. Zu den Ehrengästen zählt neben Ministerpräsident Markus Söder auch Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König.

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