Lilli Plodeck ist studierte Kunstpädagogin und leitet die Jugendkunstschule in Gräfelfing bei München. Zusammen mit fünf weiteren Kolleginnen unterrichtet sie rund 120 Kinder von 5 bis 15 Jahren.
Heute geht's in der "Schule der Phantasie" in Gräfelfing um das Thema Aquarell. Etwa zwölf Kinder im Grundschulalter stehen um einen großen Tisch und tragen auf ihren Papieren die Farben auf. Die einen ganz vorsichtig, mit feinen Pinselstrichen und vielen bunten Farben. Andere malen großflächig aus und experimentieren mit der Technik.
"Große Wertschätzung den Kindern gegenüber"
"Der Vorschlag heute war Wasser - etwas mit Wasser oder Gewitter", erzählt Lilli Plodeck, während sie schon für die nächste Runde Aquarell-Papiere an kleinen Holzbrettern festgeklebt. So können die Kinder leichter malen und beim Ablösen des Blattes entsteht ein weißer Rahmen. "Aber wie es hier immer ist: Es ist ein Vorschlag von unserer Seite und wir haben große Wertschätzung den Kindern gegenüber und das heißt, die Kinder können sagen: 'Ich mache lieber - wie die Thea - eine Eistüte…'"
Thea malt gerade die Kugeln ihrer Eistüte bunt aus - auch, weil die Gruppe nachher noch zusammen Eis essen geht. Denn heute ist der letzte Kurstag vor den Sommerferien. Josepha bleibt lieber beim Thema Wasser und malt ein Gewitter mit einem bunten Baum, der gerade umfällt. "Ich hatte gerade Lust, einen bunten Baum zu malen, weil da wird ja das Bild auch bunt, auch wenn es Gewitter ist", so die Achtjährige.
Kinder fördern - ohne Leistungsdruck und Bewertung
Das Ziel der 48 Jugendkunstschulen in Bayern ist, dass Kinder ohne Leistungsdruck und frei von Bewertungen ihrer Kreativität freien Lauf lassen können. In den zwei Werksräumen in der Schule in Gräfelfing befinden sich deshalb viele unterschiedliche Werkstoffe und Materialien. So lernen die Kinder Zeichnen und Malen, Drucken, aber auch das Arbeiten mit Ton oder Pappmaché. Außerdem gibt es für die jungen Künstlerinnen und Künstler umfangreiche Materialsammlungen, wie etwa verschiedenfarbiger Sand aus aller Welt, Korken oder Muscheln in allen Größen und Formen.
Landesverband der Jugendkunstschulen fordert mehr Unterstützung
Die Schule in Gräfelfing ist top ausgestattet. Die Werksräume sind hell und freundlich eingerichtet. Es gibt sogar eine kleine Terrasse, um die Kunstwerke in der Sonne trocknen zu lassen. Die Leiterin Lilli Plodeck ist dafür dankbar, denn die Kommune, also die Stadt Gräfelfing, fördert die Schule gut. Hinzu kommt noch die Teilnahmegebühr der Eltern - 250 Euro pro Kind und Jahreskurs.
Damit aber mehr Kinder und Jugendliche an solchen Kursen teilnehmen können und mehr Kommunen motiviert werden, solche Schulen zu unterstützen, fordert der Landesverband der Jugendkunstschulen vom Freistaat mehr Geld: "Wir wollen, dass Kinder und Jugendliche in ganz Bayern, in der Stadt und auf dem Land, Zugang zu Kunst und Kultur haben – unabhängig vom Geldbeutel der Eltern", so die Vorsitzende Sabine Eitel. Jugendkunstschulen könnten das auch leisten, dafür aber benötigten sie eine zuverlässige Förderung von Land und Kommune, ähnlich die der bayerischen Musikschulen.
"Mehr drin in Bayern": Kunstaktion unter der Bavaria
Mehr Unterstützung - das fordern die bayerischen Jugendkunstschulen nun vom Freistaat. Im Vergleich zu anderen Bundesländern hinke da Bayern nämlich noch deutlich hinterher, so der Landesverband. "Während Bayern beim Ausbau von Musikschulen Vorbildliches geleistet hat, haben wir bei der Strukturentwicklung und Förderpraxis der Jugendkunstschulen großen Nachholbedarf."
Aus diesem Grund hat der Landesverband am Mittwochabend unter dem Motto "Mehr drin in Bayern" eine Kunstaktion in München organisiert. An den Stufen unter der Bavaria haben Kinder und Jugendliche aus ganz Bayern ihre Kunstwerke gezeigt und außerdem ein großes Banner aufgerollt - ein Kunstwerk, das sie zuvor noch gemeinsam gestaltet hatten. Zudem trugen die Pädagoginnen und Pädagogen der Kunstschulen T-Shirts mit der Aufschrift "Mehr drin in Bayern".
Im Video: Aktion auf der Theresienwiese
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