Jonathan Junge fühlt sich bereits sichtlich wohl in seinem neuen Ambiente. Der 27-Jährige steht hinter dem Verkaufstresen in dem gut sortierten, übersichtlichen Spielzeuggeschäft. Erst wenige Tage im neuen Job, hat er bereits jede Menge Kunden kennengelernt. Überrascht sei er, wie wohlwollend er hier in Franken begrüßt wurde, viele Kundinnen und Kunden hätten bereits ihre Freude dafür ausgedrückt, dass die Zukunft der traditionsreichen "Spielzeugkiste" nun erst einmal gesichert ist.
Das war Anfang des Jahres so noch nicht absehbar, denn der Laden, der 1945 eröffnet wurde, schloss. Fast ein Jahr war das kleine Ladengeschäft seitdem ohne Pächter. Seit einigen Tagen ist Jonathan Junge am Zug.
Spielzeug aus Holz statt aus Kunststoff
Wer pinke Barbie-Autos oder neonfarbene Glubschis für seine Kleinen sucht, wird in der Nürnberger Spielzeugkiste nicht fündig. Hier gibt es vor allem hochwertiges Holzspielzeug, viel Nachhaltiges, Handgemachtes – Dinge oft mit pädagogisch wertvollem Ansatz. Das soll auch so bleiben, sagt Jonathan Junge. Er wolle an dem bisherigen Konzept gar nichts ändern, nur eine Renovierung plane er. Außerdem baue er gerade an einem Online-Shop für den Laden. Analoges und digitales Geschäft könne sich ja durchaus gegenseitig befruchten.
Von der Wirtschaftsinformatik in den Einzelhandel
Jonathan Junge war in Hamburg als Wirtschaftsinformatiker in einer völlig anderen Branche tätig. So richtig glücklich war er dabei aber nicht. "Ich will näher am Menschen sein, etwas Sinnvolles tun, etwas, das mich erfüllt", meint Junge im BR24-Gespräch. Über die Leiterin des Nürnberger Spielzeugmuseums erfuhr er eher zufällig von der Chance in Franken.
Allzu lange zögert der 27-Jährige nicht. Er habe sich schon beim ersten Blick in den Laden verliebt. So klein, so gut sortiert, geradezu ein Schmuckstück. Mittlerweile kenne er sich bereits gut mit dem Sortiment aus. Die überwiegend weibliche Kundschaft berät Jonathan Junge an diesem Vormittag mit Bedacht und Fachkompetenz.
Spielsachen schon immer großes Thema in der Familie
Junges Vater ist in Berlin Professor für Ludologie – beschäftigt sich also wissenschaftlich mit dem Phänomen des Spielens. Das Thema "Spielsachen" sei in der Familie somit schon immer präsent gewesen, erzählt Junge. Ein eigenes Geschäft zu führen, davor habe der Hamburger Respekt, ist aber dennoch optimistisch und ordert bereits ordentlich Ware für das Weihnachtsgeschäft.
Von Hamburg nach Nürnberg für eine neue, berufliche Herausforderung – durchaus mutig angesichts der stets unsicheren Situation im Einzelhandel. Insbesondere in der Nürnberger Altstadt. Dort gibt es seit Jahren viel Fluktuation, Leerstand und Geschäftsaufgaben. Der Handelsverband Deutschland (HDE) wagt düstere Prognosen: Demnach würden allein in diesem Jahr bundesweit 9.000 Geschäfte geschlossen. Sinkende Kaufkraft, Internetkonkurrenz und steigende Mieten seien die Hauptursachen.
"Nachhaltige Spielsachen sind gefragt"
Jonathan Junge glaubt trotzdem an die Zukunft der "Nürnberger Spielzeugkiste", denn "Nachhaltigkeit und Qualität sind gefragter denn je", meint der Einzelhändler. Wer den Laden besuche, der wisse oft schon ziemlich genau, was er suche. Da werde auch nicht immer jeder Cent zweimal herumgedreht, denn Qualitätsspielzeug habe nun mal seinen Preis. Jonathan Junge ist angekommen in Nürnberg. Er fühlt sich wohl in der größten Stadt Frankens. Mal sehen, was er spielerisch noch alles so aus der Kiste zaubert.
- Zum Artikel: Erstmals Siegel für faire Spielzeug-Produktion
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