Die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) muss sparen. Die Finanzierung sei unsicher, das liege vor allem am kirchlichen Träger, teilt die Universität mit. Insgesamt geht es um 2,5 Millionen Euro. Hintergrund ist demnach eine Nullrunde des Überdiözesanen Fonds (ÜDF), den Bayerns Bischöfe für Gemeinschaftsaufgaben unterhalten.
Die für 2024 geplanten ÜDF-Ausgaben wurden jüngst beim Stand von 42,5 Millionen Euro eingefroren. Für Zuschussempfänger wie die KU bedeutet das wegen steigender Lohn- und Lebenshaltungskosten de facto Kürzungen.
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Eine "schwierige Situation"
Durch die sinkenden Kirchensteuereinnahmen sei die Finanzierung immer schwieriger, informierten die bayerischen Bischöfe bei der Vollversammlung der Freisinger Bischofskonferenz. Die Uni wird zu 85 Prozent vom Staat finanziert und zu 15 Prozent von der Kirche. So ist es gemäß dem Bayerischen Konkordat (Vertrag zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Freistaat Bayern) geregelt. "Es ist eine schwierige Situation, weil es nicht planbar und nicht antizipierbar ist", meinte KU-Präsidentin Gabriele Gien in einem Gespräch mit dem BR.
Weitere Gelder erhält die Uni über staatliche Zuschüsse und Sondermittel zur Strukturförderung der Freisinger Bischofskonferenz - außerdem über sogenannte Drittmittel, mit denen Forschungsprojekte gefördert werden. Doch gerade diese kirchlichen Sondermittel von über fünf Millionen Euro sollen deutlich zurückgefahren werden. "Das ist, wie wenn man ein Haus baut und dann zieht man das Fundament weg", beschrieb Gien die Lage.
Ein weiteres großes Problem: die steigenden Kosten. Die 85 Prozent des Staats werden bei steigenden Kosten angepasst. Bei den kirchlichen 15 Prozent ist das laut Universität nur bedingt der Fall. So sei eine finanzielle Lücke entstanden, da beispielsweise die Gehälter und Energiekosten massiv angestiegen seien. Den größten Posten im Haushalt nehmen die Gehälter an der Uni ein. Ohne Sparmaßnahmen sei diese Lücke nun nicht mehr zu schließen, teilt die Universität mit. So musste die Uni im laufenden Jahr bereits 1,6 Millionen Euro einsparen.
Freistaat und Uni verhandeln offenbar seit Monaten
Nun müssen im kommenden Jahr in allen Bereichen der Uni acht Prozent eingespart werden. Um das Ziel zu erreichen, werden nun Einsparvorschläge der Fakultäten geprüft. Dabei sollen Strukturen verschlankt und Abläufe effektiver gestaltet werden, etwa indem man noch mehr digitalisiert. Noch sei es nicht vorgesehen, aber man könne künftig nicht ausschließen, dass Professuren bei einer Vakanz vorläufig nicht neu besetzt würden, so die Universität. Für unbefristete Stellen habe der Träger zudem eine vorübergehende Einstellungssperre verhängt.
In einem Uni-Papier, das dem BR vorliegt, heißt es: Seit Monaten hätten Freistaat und kirchlicher Träger intensiv verhandelt. "Dabei bot der Freistaat der Kirche auch an, die KU finanziell noch stärker zu unterstützen. Ein positiver Ausgang dieser Gespräche ist derzeit fraglich. Nach Informationen der Universität konnte bei jüngsten Verhandlungen keine Einigkeit erzielt werden, weil nicht klar ist, ob der kirchliche Träger seine nach den getroffenen Absprachen bestehenden Verpflichtungen einhalten kann", heißt es in dem Papier.
Präsidentin Gien: Vertrauen erschüttert
Gien betonte: "Bei solch existenziellen Entscheidungen über die Zukunft der KU würden wir uns wünschen, dass die Universität in die Verhandlungen einbezogen wird und dass die Bischofskonferenz das Gespräch mit der Hochschulleitung sucht."
Die KU-Präsidentin sagte, das Vertrauen sei erschüttert. Noch im Mai bekannte sich Kardinal Reinhard Marx als Magnus Cancellarius ganz klar zur Katholischen Universität. "Diesen Worten müssen nun Taten folgen", meinte Gien auf BR-Anfrage. Die Kirche müsse nun ein klares Bekenntnis abgegeben - egal in welche Richtung, sagte die Universitätspräsidentin. "Wir können nicht abhängig von Ad-hoc-Entscheidungen der Bischöfe sein." Es müsse eine Planungssicherheit gegeben. An der Universität könne man nicht nur für zwei Jahre planen, die Planungen seien auf bis zu zehn Jahre angelegt. "Wir brauchen eine langfristige Strategie", so Gien. Sie hätten auch immer als Dialogpartner für die Bischöfe zur Verfügung gestanden, die Angebote seien aber immer ausgeschlagen worden. "Wir hätten den bayerischen Bischöfen gerne die Abläufe und Strukturen einer Universität erklärt."
Nun müsse weiterverhandelt werden: mit dem bayerischen Wissenschaftsministerium und den bayerischen Bischöfen, um eine langfristige Strategie für die Universität zu erarbeiten, sagte Gien. Auch Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) hatte sich in der Vergangenheit deutlich für die Universität ausgesprochen. Im Mai nannte er sie "eine Perle" in der Universitätslandschaft. Die Zusammenarbeit zwischen Universität und Ministerium sei bislang gut verlaufen, meinte Gien.
Wissenschaftsminister: "Kirche muss Farbe bekennen"
"Die Kirche muss endlich Farbe bekennen und sich zur Zukunft ihrer KU positionieren. Ich appelliere an die bayerischen Bischöfe, sich bei ihren Entscheidungen des besonderen Stellenwerts der KU in der bayerischen Universitätslandschaft bewusst zu sein", sagte Blume nun in einem Zeitungsinterview. Er unterstrich die besondere Bedeutung der KU, die "einzigartig" sei und erklärte, der Freistaat sei bereit, einen noch größeren Beitrag zu leisten. "Aber das funktioniert nur, wenn die kirchliche Seite verlässliche Aussagen zu ihrem Finanzierungsbeitrag trifft."
Die KU ist die einzige Universität in kirchlicher Trägerschaft im deutschsprachigen Raum. Sie wurde 1980 in Eichstätt gegründet. Derzeit gibt es acht Fakultäten an den Standorten in Eichstätt und Ingolstadt. Rund 5.000 Studenten studieren dort, etwa 900 Menschen sind bei der Uni beschäftigt.
Die KNA berichtet zudem, dass Studentinnen und Studenten am Dienstag in Eichstätt gegen die Sparmaßnahmen demonstrieren wollen, da sie Einschnitte für ihr Studium befürchteten. Präsidentin Gien sagte, dass sie bei der Qualität der Lehre keine Abstriche plane.
Mit Informationen von KNA und dpa
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