Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg bleibt ein weiteres Jahr im Amt. Die Mitgliedstaaten hätten vereinbart, das Mandat des Norwegers bis zum 1. Oktober 2024 zu verlängern, teilte das Verteidigungsbündnis am Dienstag in Brüssel mit. Zuvor waren Versuche der Mitgliedstaaten gescheitert, sich auf einen anderen Kandidaten zu einigen.
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Nato: Amtszeit Stoltenbergs zuerst wegen Ukraine-Krieg verlängert
Die Amtszeit von Stoltenberg hätte eigentlich im vergangenen Jahr auslaufen sollen, wurde aber nach der russischen Invasion in die Ukraine verlängert. Der frühere Ministerpräsident Norwegens ist seit 2014 Generalsekretär der Nato. Damit ist er ihr ranghöchster ziviler Beamter. Sein Mandat wurde insgesamt schon vier Mal verlängert.
Der 64-jährige zeigte sich im Kurzbotschaftendienst Twitter "geehrt über die Entscheidung der Nato-Verbündeten", seine Amtszeit zu verlängern.
Keine Einigung über Nachfolge Stoltenbergs
Beim Nato-Gipfel am 11. und 12. Juli in Litauen hätte die Nachfolge von Stoltenberg bestimmt werden sollen. Doch es gab im Vorfeld keine Einigung über die Neubesetzung des Postens. Die meisten Nato-Mitgliedsländer wollten eine Frau als Generalsekretärin haben.
Stoltenberg selbst hatte in den vergangenen Monaten mehrfach erklärt, dass er eigentlich keine weitere Amtszeit anstrebe. Plan war es, in die Heimat zurückzugehen. Dort hätte Stoltenberg Chef der norwegischen Zentralbank werden können. Nach Angaben aus seinem Umfeld macht er nun aber aus "Pflichtbewusstsein" weiter. Vor allem die US-Regierung hatte den 64-Jährigen zuletzt immer wieder für seine Führungsstärke seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine gelobt. Stoltenberg habe einen "unglaublichen Job" gemacht, sagte Mitte Juni beispielsweise Präsident Joe Biden.
Von der Leyen hat Kandidatur ausgeschlossen
Die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte bereits eine Kandidatur für den Posten ausgeschlossen. Als mögliche Anwärter für die Nachfolge Stoltenbergs hatten in den vergangenen Monaten unter anderen die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen und der britische Verteidigungsminister Ben Wallace gegolten. Beide waren allerdings nicht unumstritten.
Als Argument gegen Wallace wurde in EU-Staaten genannt, dass er nie Staats- und Regierungschef war und nicht aus einem EU-Land komme. Gegner Frederiksens verwiesen unter anderem darauf, dass der wichtige Nato-Posten nicht erneut mit jemandem aus dem Norden besetzt werden sollte. Als Alternative wurde zuletzt auch der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez genannt, der nach der vorgezogenen Parlamentswahl in knapp drei Wochen einen neuen Job benötigen könnte.
Angesichts der schwierigen Suche nach einem neuen Nato-Generalsekretär hatten sich zuletzt immer mehr Politiker offen für eine weitere Verlängerung des Vertrags von Stoltenberg gezeigt. Wenn man sich nicht auf die Nachfolge verständigen könne, könne die westliche Verteidigungsallianz nicht ohne Generalsekretär dastehen, sagte etwa der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) vor kurzem.
Mit Informationen von AP, dpa, AFP
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