Auf den ersten Blick sieht es aus wie eine normale Landmaschine - doch hier wurde Künstliche Intelligenz verbaut.
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Auf den ersten Blick sieht es aus wie eine normale Landmaschine - doch hier wurde Künstliche Intelligenz verbaut.

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KI auf dem Acker – neue Wege beim Kampf gegen das Unkraut

Künstliche Intelligenz kann auch in der Landwirtschaft unterstützen. Das will ein Agrartechnik-Startup mit ihrer Entwicklung beweisen. Sie haben eine Maschine gebaut, die bei der Unkrautbekämpfung helfen soll. Doch wie gut funktioniert das?

Über dieses Thema berichtet: Abendschau - Der Süden am .

Allein in der Sonne auf dem Acker – so wächst der Salat am besten. Doch Unkraut hacken ist zeitaufwendig. Für eine Reihe Salat braucht man ungefähr 30 Minuten. Beim Obergrashof, einer Bio-Gärtnerei bei Dachau, bedeutet das 700 Stunden Hacken im Jahr.

Das Agrartechnik-Startup "Dahlia Robotics" aus Garching bei München hat dafür nun eine besondere Maschine entwickelt. Von weiter weg sieht sie aus wie ein normales Anbaugerät für den Traktor – doch die Entwickler haben die Maschine mit Künstlicher Intelligenz ausgerüstet. Unter den Modulen sind Kameras, die die Salatreihen abscannen, erklärt Mitgründer Torsten Steiner.

KI kann Salat und Unkraut unterscheiden

Dafür mussten sie vorab das gesamte Gemüse auf dem Feld fotografieren und die KI damit füttern. Denn der Salat wechselt teilweise auch in der Reihe die Kultur. Auf den Bildern haben die Entwickler dann jeweils Nutzpflanzen und Unkräuter markiert, damit die KI den Unterschied lernen kann. Nun sollen die Klingen um die Nutzpflanzen herum hacken – auf Basis der KI-Signale.

Ob diese Technik auch wirklich funktioniert, will das Startup bei einem finalen Testversuch unter Beweis stellen. Auch Jakob Berg vom Verband bayerischer Zuckerrübenanbauer lässt sich das Vorserienmodell zeigen. Die Maschine könne laut Startup später auch bei anderen Kulturpflanzen zum Einsatz kommen und ist nicht nur für den Bio-Gemüsebau interessant.

Einsetzbar bei Zuckerrüben

Die Reduktion von Pflanzenschutzmitteln sei auch für konventionell wirtschaftende Landwirte ein Thema, so Berg. Sollte es möglich sein, die Unkräuter mit einem solchen Hackgerät effizient und schnell zu bekämpfen, sei das eine wertvolle Sache für die Zukunft.

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Die Künstliche Intelligenz kann zwischen Unkraut und Nutzpflanze unterscheiden - und steuert so die Klingen.

Bio-Landwirt zwiegespalten

Auch Bio-Gemüsebauer Peter Stinshoff vom Obergrashof verfolgt das Experiment auf seinem Acker mit Interesse. Immerhin zahlt er 14.000 Euro jährlich an Helfer nur fürs Hacken. Als Landwirt sei er auch Ökonom und müsse beachten, was sich in Zukunft wirtschaftlich rentiert. Trotzdem sei er hin- und hergerissen. Für ihn gehören Menschen auch zum Acker und körperliche Arbeit finde er nicht prinzipiell schlecht. Man schaffe aber halt nicht immer alles und das Unkraut wachse schnell davon.

Für Peter Stinshoff wäre die KI-Maschine vor allem interessant, wenn er sie auf sämtlichen Kulturen einsetzen könnte – und nicht nur auf Salat. Sein Eindruck ist außerdem, dass man die Hacktechnik jeweils auf den Boden und Betrieb abstimmen muss.

Roboter oder Anbaugerät?

Weiterer Nachteil: Für das Modell braucht es aktuell einen Traktor, einen Fahrer und Diesel. Gerade bei viel Regen wie in den letzten Wochen, könne man mit schwerem Gerät oft nicht über den Acker fahren. Die Alternative: Vielleicht ein solarbetriebener KI-Hackroboter?

Einige Zuckerrübenbauern setzen auf ihren Äckern bereits Farmroboter ein – allerdings ohne Künstliche Intelligenz. Auch das Startup aus Garching hatte in der Vergangenheit damit experimentiert und sich dann vorerst auf das Anbaugerät fokussiert. In Zukunft wollen sie aber weiter versuchen, einen autonomen Roboter mit ihrer KI auszurüsten.

Sonnenbrand für Software-Entwickler

Interessant ist deshalb für die Praxis: Arbeitet die Künstliche Intelligenz richtig? Ist das Unkraut nun weg? Jakob Berg von den Zuckerrübenanbauern schaut sich die Salatreihen genauer an. Rund um die Kulturpflanze hat die Maschine die Unkräuter tatsächlich weitestgehend ausgehackt.

Die Technikprofis jedenfalls sind zufrieden mit ihrem Einsatz auf dem Feld, bestätigt Torsten Steiner. Das sei ein Job, wo man auch als Informatiker mal einen Sonnenbrand bekommen könnte. Für ihn ein guter Ausgleich: Nicht nur vor dem Bildschirm sitzen und die Software schreiben, sondern auch auf dem Acker den Praxiseinsatz testen.

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Die Maschine soll später auf verschiedenen Kulturpflanzen einsetzbar sein.

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