Künstliche Intelligenz (KI) wird jetzt schon im Handwerk angewendet: Automatisierte Wareneingänge, digitales Vermessen und 3D-Modellierungen sind nur einige Beispiele. Am Donnerstagabend ging es beim Treffen des Ostbayerischen Handwerks der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz und der Arbeitsgemeinschaft Unternehmensführung im Handwerk (AGU) darum, wie und wo KI im Handwerk in Zukunft noch eingesetzt werden kann.
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KI ersetzt den Meterstab
In der Schreinerei von Thomas Hierbeck in Schöllnach im Landkreis Deggendorf spielt KI schon jetzt eine wichtige Rolle: "Grundsätzlich wird sie bei allem angewendet, das standardisiert ist. Beim Küchenbau zum Beispiel", so Hierbeck zum BR. "Da gibt es ein Kastl, wo der Backofen rein soll", die KI gebe dann an, wie viele Platten benötigt werden.
Wo die Löcher in den Platten hinmüssen oder wo Befestigungen sind – das mache heute schon alles der Computer. "Da braucht sich heute keiner mehr hinstellen und mit dem Meterstab rummessen". Klar sei aber auch: Der Handwerker muss die Küche schlussendlich selbst einbauen. "Die bringt nicht einfach eine Drohne zum Kunden", sagt Hierbeck, der auch Vorsitzender der AGU ist.
Kreativität der Handwerker kann nicht ersetzt werden
Und es gibt eine weitere Einschränkung, sagt Hierbeck. Das betreffe vor allem Bereiche, in denen Kreativität gefragt sei. "Ich bin im Denkmalschutzbereich tätig, und überall wo man historische Handwerkstechniken nachvollziehen muss, ist KI noch relativ schnell am Limit, weil das Einzelanfertigungen sind."
Wolfgang Dorner ist Professor an der Technischen Hochschule Deggendorf (THD) und forscht zu KI im Handwerk. Dazu läuft gerade ein Forschungsprojekt in Kooperation mit der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz. Die Forscher untersuchen gemeinsam mit den Experten aus dem Handwerk, wie 5G künftig etwa auf Baustellen eingesetzt werden kann.
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Handwerksbetriebe mit Vorreiterrolle
"Viele digitale Lösungen können bisher nur in der Fabrik angewendet werden, weil ich hier eine Leitung habe", erklärt Dorner dem BR. "Und diese Lösungen kriegt man durch das 5G-Netz plötzlich auf die Baustelle raus, auf die Montage im mobilen Einsatz". Autonome Roboter, wie sie jetzt schon in der Autoindustrie eingesetzt werden, könnten so auf die Baustelle gebracht werden und den Handwerkern körperliche Arbeit abnehmen. Insbesondere da, wo Personal schwer zu finden sei, seien solche Möglichkeiten für Handwerksbetriebe attraktiv.
Schreinereien wie die von Thomas Hierbeck seien hier Innovationstreiber, sagt Dorner. Handwerksbetriebe seien "hochinnovativ" und würden eine Vorreiterrolle in Sachen KI übernehmen. "Das sind kleine, inhaberbetriebene Unternehmen, die schnell, flexibel und agil reagieren können und so KI-Lösungen schnell adaptieren können."
Innovationen zu Geld machen
Beim Empfang in Regensburg war auch Ministerpräsident Markus Söder (CSU) zu Gast. Er lobte das innovationsfreudige Handwerk in Bayern und mahnte, die Entwicklung und Patentierung von KI nicht der Konkurrenz im Ausland zu überlassen. Die Unternehmen in Bayern müssten ihr Know-How und ihre Innovationen zu Geld machen.
Beim Fraunhofer Institut in Erlangen feiere Bayern jedes Jahr ein glückliches und ein trauriges Jubiläum: "Das Glückliche ist die Erfindung der MP3-Technik. Das Traurige ist, dass die anderen damit Geld verdienen." Das Ziel heute müsse heißen: "Technologie und wissenschaftlichen Fortschritt am Ende mit ökonomischem Erfolg zu verbinden."
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