Menschen mit vom Holzwurm befallenen Gegenständen warten vor der Kirche
Bildrechte: BR / Achim Winkelmann

In der Kirche St. Wendelin in Steinbach wird der Holzwurm bekämpft. Das Angebot, weitere befallene Gegenstände abzugeben, wurde fleißig genutzt.

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Kirche in Unterfranken kämpft gegen den Holzwurm

Anobium Punctatum – die Larve des Nagekäfers, im Volksmund: der Holzwurm wütet in einer Kirche in Steinbach im Lkr. Haßberge. Um Geld für die Bekämpfung zu sammeln, hatte die unterfränkische Gemeinde eine pfiffige Idee.

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Er versteckt sich im gesamten Kirchenraum, in Heiligenfiguren, an der Treppe zur Empore, ja selbst in der nicht mal zehn Jahre alten Orgel – an allen Ecken rieselt der Holzstaub, sagt Messner Thomas Blasl. Vor nun schon mehr als zwanzig Jahren hat die kleine Gemeinde bei Ebelsbach im Landkreis Haßberge erstmals entdeckt, dass sich der Holzwurm in ihrer hübschen Rokkoko-Kirche St. Wendelin ausgebreitet hat. Das soll sich in dieser Woche ändern. Dafür rückt eine Spezialfirma aus Lauf an der Pegnitz an. Die dichtet die Kirche gründlich ab und begast den gesamten Innenraum mit einem Insektizid.

Aktion kostet 12.000 Euro – kein Geld vom Bistum

Allerdings ist die Bekämpfung des Schädlings nicht ganz billig. Rund 12.000 Euro kostet Maßnahme. Die Diözese Würzburg sieht die Maßnahme zwar als grundsätzlich notwendig an, möchte sich aber finanziell nur mit einem kleinen Zuschuss beteiligen, sagt Kirchenrätin Manuela Schneyer. "Wir sind maßlos enttäuscht von der Diözese. Wir hatten uns einen ordentlichen Zuschuss erhofft und fühlen uns ein Stück weit im Regen gelassen und abgehängt." Gerade einmal 900 Euro von der Kulturstiftung der Regierung, dazu gut 1.000 Euro von der politischen Gemeinde hat die Kirchengemeinde in Aussicht.

Menschen geben vom Holzwurm befallene Gegenstände ab

Bis zum Samstag konnten deshalb Privatleute gegen eine kleine Spende vom Holzwurm befallene Gegenstände abgeben und mitbegasen lassen. Und das wurde richtig gut genutzt. So hat Rosemarie Schrauer einen gut ein Meter hohen Holzkopf in der Kirche abgestellt, dem man den Mund aufschieben kann, einen sogenannten Kleiekotzer. Der geschnitzte Kopf aus dem 19. Jahrhundert war ursprünglich in einer Mühle an einem Kasten angebracht. An der Rückseite sieht man die Nagespuren des Holzwurms, genauso wie an dem alten Dengelbock, den Julia Meyer in die Kirche bringt oder dem Holzkreuz aus Rebstöcken, das Diakon Joachim Stapf selbst gebaut hat. "Natürlich gehört auch der Holzwurm zu Gottes Schöpfung, aber wenn er so viel zerstört, muss man eben schauen, dass man anderes bewahrt und auf den Holzwurm verzichtet", sagt der Geistliche lachend.

Auch die Orgel ist befallen

Am Samstagmittag sah die Kirche mit den abgestellten Kreuzen, Tischen, einem riesigen Holz-Pferdeschlitten und vielen Kisten und Kästen ein bisschen aus wie das Lager von Kunst und Krempel. Mehrere Tage wird die Kirche begast, denn auch die gerade einmal zehn Jahre alte Orgel ist von dem Schädling befallen. Ende der Woche können die Menschen ihre Gegenstände wieder abholen – hoffentlich holzwurmfrei.

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