Ein Mann steht vor einem Zelt. Auf einem Rollstuhl ein Ballon, der die Welt darstellt, an ihr ein Tropf, gehalten von einem Mann im Mediziner-Kittel: Die Welt hängt am Tropf und muss auf die Intensivstation. Medizinstudent Kasimir will das verhindern.
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Die Welt hängt am Tropf und muss auf die Intensivstation. Medizinstudent Kasimir (25) will das verhindern.

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Klimacamp in München: Sich vernetzen, um die Welt zu retten

Klimacamp in München: Sich vernetzen, um die Welt zu retten

Auf der Theresienwiese in München findet zur Zeit ein Klimacamp statt. In Seminaren lernen Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Beispiel über das Gärtnern in der Stadt oder nachhaltig Geld anzulegen. Wer sind die Menschen, die sich hier versammeln?

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 1 am Morgen am .

Auf der Theresienwiese sind ein Dutzend Zelte aufgebaut. Deren Namen erinnern an die Wiesn, sagen aber sogleich aus, das hier etwas in den Augen der Teilnehmer wichtigeres stattfindet: "Träumrosl", "Zirkuszelt Riesenrat" oder "Klimaschützen-Zelt". In München findet zur Zeit ein viertägiges Klimacamp statt.

Klimacamp gegen Machtlosigkeit

Viele Besucher sind noch nicht vor Ort, die meisten gehen schnell von Zelt zu Zelt, um sich vor dem eisigen Wind zu schützen oder aber um an einem der Seminare und Workshops teilzunehmen zum Beispiel eines der Seminar und Vorträge zu hören - zum Beispiel zum Thema "Nachhaltig Geld anlegen - geht das überhaupt" oder aber "Gärtnern in der Stadt".

Im Infozelt sitzt die 27-jährige Sophia hinter einem Tisch mit Tonnen von Broschüren und Informationsmaterial. Sie kommt aus dem Münchner Umland, arbeitet in der Stadt und ist vor allem durch ihre sehr aktive Schwester zum Klimacamp gekommen. Sie gehört keiner Organisation an, ihr Engagement beschränkt sich auf Demos und das was sie im Privaten tun kann: keine Flugreisen, Energie sparen, bewusst einkaufen. Sophia sucht nach Antworten, sagt sie.

Vor allem auf die Frage, was man dagegen tun kann sich so machtlos zu fühlen angesichts der drohenden Klimakatastrophe. "Ich wünsche mir aber auch, mich weniger allein zu fühlen, dadurch dass ich hoffentlich hier viele andere Menschen kennenlerne, die sich auch viele Gedanken machen und man informiert bleibt über das was in der Welt passiert."

Mehr Interesse am globalen Süden zeigen

Der 26-jährige Joschua aus der Nähe von Erding steht vor einer großen Tafel zwischen den Zelten auf der Theresienwiese. Hier ist das gesamte Programm für die vier Camp-Tage angepinnt. Schon seit seiner Kindheit war Joschau politisch interessiert und aktiv. Jetzt will in ein paar Minuten den dreistündigen Workshop: "Wie die Klimabewegung inklusiver wird". Da könne noch einiges passieren weil " wir teilweise noch das Verständnis haben, dass Klimaschutz so etwas ist, was nur die - nennen wir es mal privilegiertere weißere - nördlichere Hemisphäre betrifft. Tatsächlich bekommen wir hier aber die 'netteren' Folgen des Klimawandels ab, während der globale Süden dann halt den 'unspaßigeren' abbekommt".

Für Joschua geht es im Camp auch zum einen darum sich vier Tage intensiv mit dem Thema Klima zu beschäftigen - und das ganz selbst bestimmt und nach Lust und Laune - wenn man keine Lust auf den nächsten Vortrag habe, könne man sich auch einfach mal ausklinken. Zum anderen möchte der 26-Jährige wie er sagt, daran mitwirken dass der Fokus in der Politik sich mehr in Richtung Klimapolitik verschiebt.

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Joschua (26) vor der Programmtafel interessiert sich für den Workshop "Wie die Klimabewegung inklusiver wird"

Aktiv in der Realität statt auf Social Media

Annika und Stella kennen sich aus Ihrer Arbeit für das Klima. Die Studentinnen versuchen im Klimacamp nicht nur zuzuhören und sich fortzubilden. Sie verteilen kleine Flugblätter über die Auswirkungen der Klimakrise. Die 19-jährige Münchner Sportwissenschaft-Studentin Annika sagt, dass über die Klimaaktivsten zur Zeit vor allem negativ berichtet wird. Es werde vernachlässigt, warum es zum Beispiel die Klebeaktionen gibt. Mit ihren Flyern wollen die beiden auch noch mehr Wissen über den Klimawandel in die Gesellschaft bringen, dann würden die Menschen die Politik auch strenger beurteilen. Demonstrationen, auch in Berlin, hätten zu wenig gebracht, auch Gespräche Politik seien ergebnislos gewesen - deswegen brauche es deutlichere Aktionen. Und dennoch sei auch die persönliche Arbeit wichtig, das heißt das Gespräch mit Menschen.

Ihre Freundin Stella ist 21 Jahre alt und war schon bei Fridays for Future aktiv. Sie produziert einen englischsprachigen Podcast zu Umwelt- und Klimathemen. Stella wird bald Regenerative Food and Farming (regenerative Ernährung und Landwirtschaft) studieren. "Ich finde, dass neben protestieren, Flyern verteilen, Artikel schreiben - neben diesen ganzen Sachen, die sozusagen theoretisch sind, dass man auch sagt ich will auch selber anpacken. Also ich will auch wirklich lernen: wie kann ich aktiv die Natur unterstützen?". Stella will auf dem Klimacamp auch viele Mitstreiter treffen und sie aus der reinen Social-Media-Aktivität heraus in die Realität holen. "In den Camp entstehen vielleicht Ideen, die man dann mit rausnehmen kann. Vielleicht können wir dann irgendwas zusammen bewegen."

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Die Freundinnen Annika und Stella engagieren sich gemeinsam gegen den Klimawandel

Erde am Tropf

Kasimir hat ein eigenes Zelt für sich. Nicht besonders einladend nennt es sich "Intensiv-Station". Hier bemührt er sich Camp-Besuchern den Zusammenhang zwischen Gesundheitsthemen und dem Klimawandel nahezubringen. Er engagiert sich bei "Health for Future". Der 25-jährige Medizinstudent steht vor seinem ersten Staatsexamen und ist im Studium auf die Organisation getroffen, die sich nicht nur um die Auswirkungen eines veränderten Klimas auf die Gesundheit kümmert, sondern auch das das Gesundheitssystem klimafreundlicher gestalten will.

"Es gibt nur gesunde Menschen auf einem gesunden Planeten. Das merkt man in Deutschland an Hitzetagen, aber es gibt keine konkreten Hitzeaktionspläne. An heißen Tagen hat man ein deutlich erhöhtes Auftreten von Schlaganfällen, Herzinfarkten und allen möglichen kardiovaskulären Ereignissen."

Schon als Schüler war Kasimir aktiv, Klassensprecher und hat sich bei den Schulsanitätern engagiert. Wie fast alle hier im Camp genießt er es mit gleichgesinnten einige Tage zu verbringen: "Das Klimacamp ist natürlich auch erst mal eine große Chance für einen selbst sich mit anderen zu vernetzen, die ähnliche Ideale leben oder in der Klimaszene aktiv sind." Dann geht Kasimir wieder in das Intensiv-Station-Zelt und kümmert sich um die Erde, einen großen blauen Luftballon, der im Rollstuhl sitzt und am Tropf hängt.

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