Das war mehr als nur eine Zäsur. Das war eine historisch beispiellose Demütigung eines vom dreijährigen Angriffskrieg Russlands gezeichneten Verbündeten im Oval Office, exekutiert vor den Augen der Welt von einem vor Wut enthemmten Donald Trump und seinem gewissenlos folgsamen Claqueur J. D. Vance.
Niemals zuvor in der Geschichte von live übertragenen Begegnungen eines US-Präsidenten aus dem Weißen Haus mit einem – vormals muss man jetzt sagen – partnerschaftlich verbundenen Alliierten gab es einen derart ver- und zerstörerischen Frontalangriff als den vom vergangenen Freitag.
Unter kompletter Missachtung der Diplomatie
Hatten Frankreichs Präsident Macron und der britische Premier Starmer bei ihren Visiten in dieser Woche noch versucht, die Flut von Unterstellungen und schlichten Lügen des US-Präsidenten über den Ukraine-Krieg mehr oder weniger diplomatisch elegant gerade zu rücken, ließ Trump den um die eigenständige Zukunft seines Landes kämpfenden Selenskyj unmittelbar nach dem Komplett-Eklat aus dem Weißen Haus werfen – unter Missachtung selbst der niedrigsten diplomatischen Verhaltensregeln.
Er solle erst dann sich wieder in Washington blicken lassen, wenn er bereit sei, einen "Deal" nach Trumps Regeln zu unterschrieben, schickte der US-Präsident dem fassungslosen Selenskyj per Social Media hinterher.
Weltmächte teilen Einflusszonen unter sich auf
Was sind die Folgen dieses katastrophalen Auftritts Trumps? Der US-Präsident überreicht Wladimir Putin, auf dessen Konto Hunderttausende Tote und unbeschreibliche Kriegsverbrechen an der Zivilbevölkerung gehen, die Ukraine auf dem Silbertablett. Ohne jede Gegenleistung, als eine Art kostenloser Morgengabe zur vollständigen Wiederannäherung an Russland.
Washington, Peking, Moskau – in Trumps machtpolitischem Kosmos fällt allein dieser "Liga" der Weltmächte die globale Verteilung von Ressourcen und Einflusszonen zu. Der Ukraine-Krieg "störte" da nur und als der US-Präsident erkennen musste, dass sich der russische Angriffskrieg eben nicht ad hoc, binnen kürzester Zeit, würde beenden lassen, suchte und fand Trump einen Schuldigen: Das konnte nur der ukrainische Präsident sein und genau aus diesem Grund vollzog Trump an Selenskyj das grausame Spektakel.
Eine blamablere Aufkündigung aller außen- und sicherheitspolitischen Grundsätze und Verhaltensregeln Amerikas, als die, die Donald Trump jetzt vollzogen hat, hat es in der jüngeren Geschichte nicht gegeben.
Im Video: Weitere Reaktionen auf den Eklat im Weißen Haus
Der ukrainische Präsident neben dem US-Präsidenten im Weißen Haus.
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