Wie von Zauberhand rollt die Kugel nach vorne, bremst ab und bewegt sich dann nach rechts weiter. "Das ist Sphero, ein Roboter und den programmieren wir", erklärt Magdalena stolz. Die Viertklässlerin sitzt mit zwei Mitschülern in einem Klassenzimmer der Grundschule Jettingen-Scheppach. Auf dem Boden haben sie mit Stiften eine kurvige Strecke aufgezeichnet, die die Kugel nehmen soll. Über ein Tablet können die Kinder vorher einstellen, wie lange oder wie schnell sie in eine bestimmte Richtung rollt.
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Chancen und Probleme der Technik
Direktor Andreas Spatz hat vergangenes Jahr Themen wie Robotik oder Künstliche Intelligenz (KI) an der Schule eingeführt. Viele Kinder kommen zuhause mit Saug- oder Rasenmährobotern in Berührung und sollen erfahren, wie die Technik funktioniert, findet der Direktor. Dazu zähle auch die kritische Auseinandersetzung. Die Schüler sollen verstehen, dass KI von den Daten abhängig ist, mit denen man sie füttert. Die Schüler suchen beispielsweise mit der KI passende Bilder zu einem Herbstgedicht. Doch die liefert statt des Drachens, der an einer Schnur in den Himmel steigt, nur das unter Biologen umstrittene Exemplar, das Feuer spuckt. Meist beschäftigen sich die Kinder fächerübergreifend mit einem Thema. Das soll Wissen besser in den Köpfen verankern.
Nominiert beim Deutschen Schulpreis
Diese Unterrichtskonzepte haben die Jury überzeugt. Die Grundschule steht im Finale des Deutschen Schulpreises. Am Donnerstag findet in Berlin die Verleihung statt, bei der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sechs der 15 verbliebenen Schulen auszeichnet. Neben der Grundschule Jettingen-Scheppach hat es aus Bayern die Eichendorff-Mittelschule aus Erlangen ebenfalls in die Endrunde geschafft. Den Siegern winken Preisgelder von bis zu 100.000 Euro.
Der reine Frontalunterricht ist an der Grundschule längst in der pädagogischen Mottenkiste verschwunden. Die Kinder sollen aktiv werden, indem sie selbst Videos mit ihren Tablets drehen. "Wer Dinge anderen erklären will, muss es vorher selbst verstanden haben, so lernen die Kinder besser", sagt Spatz. Jedes Kind besitzt an der Schule sein eigenes Tablet. So konnten die Lehrer während der Coronapandemie mit allen Kindern zuhause in Kontakt bleiben. Die digitalen Lernkonzepte, die viele andere Schulen erst mühsam aufbauen mussten, waren hier bereits etabliert.
Das Beste aus beiden Welten
Der Computer hat trotzdem nur in Teilen des Unterrichts Einzug gehalten, es gibt weiterhin Hefte und Stifte. Man wolle die Vorteile aus der digitalen und der analogen Welt vereinen, betont Schulleiter Spatz. Das bedeutet auch, dass sich die Lehrkräfte immer wieder durch Kurse weiterbilden müssen, um Dinge wie den kleinen Sphero einsetzen zu können. Der transparente tennisballgroße Kugelroboter folgt nach ein paar Versuchen exakt der aufgemalten Strecke und hat es sogar schon aus dem Klassenzimmer geschafft. "Paul hat einen zur Kommunion bekommen und ich habe auch einen Roboter zuhause", erzählt Magdalena. Vielleicht werden aus den technikbegeisterten Grundschülern in einigen Jahren die Ingenieure von morgen.
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