Krisenstimmung in der Festivalszene - vor allem rund um München. In Freising gibt es das Uferlos-Festival seit 16 Jahren. Die Macher haben für diesen Sommer abgesagt. Das Kultfestival in Dachau organisieren die Vereine dort alle zwei Jahre - wird es 2025 auch nicht geben. Und in Erding stand die letzten Wochen das Sinnflut-Festival auf der Kippe.
Kosten steigen seit Jahren
Der Grund ist nicht schwer zu erraten. Es sind die Finanzen. "Die Preise sind so gestiegen, dass man das nicht mehr gegenfinanzieren kann", sagt Vipo Maat vom Freisinger Uferlos-Festival. Die gesamte Infrastruktur vom Baucontainer über den Toilettenwagen bis zum mobilen Büro habe sich preislich vervielfacht. Peter Feller aus Erding zählt noch weitere Kostentreiber auf. Auch Security-Firmen und die Bands wollen und können mehr Geld verlangen: "30 bis 40 Prozent mehr und vor allem die Amateurmusiker sind teurer geworden, gar nicht mal die Profibands", sagt er.
Nachwuchs fehlt
Seit 30 Jahren steigt im Juli das Sinnflut-Festival in Erding mit mehreren zehntausend Besuchern in elf Tagen. Inzwischen stemmen das die beiden Gründer Peter Feller und Börnie Sparakowski allein. Mitarbeiter hatten sie früher, heute können sie sich die nicht mehr leisten. Das finanzielle Risiko und der hohe Aufwand, seien kaum noch tragbar, sagt das Sinnflut-Urgestein Börnie Sparakowski: "Klar ist, dass man so ein Festival in dieser Größenordnung allein gar nicht mehr stemmen kann. Und auch für uns zu zweit wird das schon grenzwertig." Die Jüngeren würden abwinken bei der Frage, ob sie Leitung und Organisation der Festivals übernehmen wollen. Zu viel Arbeit, zu wenig Ertrag.
Immer mehr Bürokratie
"Das Sinnflut-Festival stand auf der Kippe, weil ich gesagt habe, ich mag nicht mehr weitermachen!" Feller beklagt damit auch die über die Jahre immer größer gewordenen bürokratischen Anforderungen. Bisher gab es von den Kommunen keine große Unterstützung, sagen die Veranstalter alle. Viele Städte freuen sich zwar über die Einnahmen durch Platzmieten und Schanklizenzen. Aber bei Aufwand und Ertrag fühlen sich die Festivals alleingelassen.
Probleme kommen bei Lokalpolitik an
Inzwischen erkennt die Lokalpolitik offenbar, dass sie sich für ihr Kulturleben auch etwas mehr einsetzen muss. In Freising gab es bereits Gespräche, erzählt Vipo Maat, er sei in Kontakt auch mit dem Oberbürgermeister. "Wir sind als Firma ja auch eine gemeinnützige GmbH, um nach außen zu zeigen, dass wir gemeinnützig sind, und Kultur machen von Freisingern für Freisinger." Peter Feller sieht das ähnlich: "Wir liefern ja das an Kultur, praktisch als privates Unternehmen, was die Stadt nicht leistet."
Zu viel Konkurrenz
Die Nähe zu München macht die Situation nicht einfacher. Großkonzerte wie letzten Sommer von Adele oder Taylor Swift würden auch das Festival-Budget der Menschen bis weit in die Regionen absaugen, sagt Tobias Schneider vom Dachauer Kulturamt. Und zur Wahrheit gehöre sicher auch, dass in den letzten Jahren sehr viele Festivals neu dazugekommen sind. Wer da überleben will, muss ein erstklassiges Programm bieten. "Der Trend geht dahin, ausgewählte, hochwertige Veranstaltungen zu besuchen, dann aber auch Geld dafür in die Hand zu nehmen", so Schneider. Das sehe man bei den großen Stadionkonzerten und großen Festivals. Schwer werde es sicher für kleinere Festivals.
Fazit: Es müssen viele Besucher kommen, das Programm soll hochwertig sein, das Wetter sommerlich warm und die Preise familienfreundlich – dann kann ein Festival ein Erfolg werden. Klingt nach einem Geschäft mit viel Risiko.
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