Weiße und lila Krokusse blühen
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Die wilden Krokusse am Heuberg leuchten in der Morgensonne

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Krokusblüte: Naturschauspiel auf dem Heuberg

Krokusblüte: Naturschauspiel auf dem Heuberg

Die vielen warmen Tage haben die Krokusse auf dem Heuberg in der Gemeinde Nußdorf zum Leben erweckt. Auf den breiten Almwiesen direkt unter der Gipfel-Felswand breitet sich nun ein lila-weißes Blütenmeer aus und lockt Bienen wie Menschen an.

Tausendfach drängen sie nun ans warme Licht, die wilden Krokusse. Hier auf etwa 1.000 Metern Höhe stimmt einfach alles für die Frühblüher. Nach Norden und Westen schützt die Wasserwand des Heuberggipfels vor kalten Stürmen; die Wiesen neigen sich nach Osten und Süden, kriegen fast den ganzen Tag Sonne, und der Boden ist zwar feucht, aber auch genügend durchlässig - ideale Bedingungen offenbar. Kaum ziehen sich die Schneefelder zurück, sprießen auch schon die weißen und lila Frühlingsboten aus dem Boden.

Krokusse und Heuberg
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Blütenmeer auf den Wiesen unter der Wasserwand, dem Felsgipfel des Heubergs

Pilgerstrom zum Blütenmeer

Diese große Bühne des Frühlings lockt nicht nur die ersten dicken Hummeln an, sondern auch viele Menschen. An Wochenenden pilgern sie oft in großer Zahl auf den Heuberg, um die Pracht der Krokuswiesen zu bewundern. In der Region Rosenheim macht die Parole irgendwann im März schnell die Runde: Der Heuberg blüht! Oben am Berg, an den Wiesen sieht man nur strahlende Augen, die Krokusse zaubern ein Lächeln in alle Gesichter. Viele sagen, dass ihnen das einfach gut tut und Kraft gibt. Manche sitzen stundenlang auf einem Felsbrocken in der Wiese und lassen Farben und Bienensummen auf sich wirken. Manche bitten den wandernden und filmenden Korrespondenten, besser nicht über dieses Kleinod zu berichten: "Ned, dass no mehra keman!"

Andererseits ist das Naturereignis längst kein Geheimtipp mehr. Auf Hunderten Onlineseiten mit Wandertipps findet sich die Krokusblüte als Ausflugsziel. Eine Dame, die seit mehr als vierzig Jahren hier heraufsteigt, sagt, es seien zwar oft sehr viele Leute, aber im Großen und Ganzen verhielten die sich durchaus rücksichtsvoll gegenüber der Natur. So sieht das auch die Wirtin der Laglerhütte, einer der beiden Almen auf den Wiesen. Irmgard Auer meint, die Leute passten schon auf, keiner wolle ja die Blumen zertreten. "Bisher san´s no immer wieder kema, die Krokusse", sagt sie lachend.

Stabile Population des Crocus albiflorus

Auch das Landratsamt in Rosenheim sieht die Lage entspannt. die Untere Naturschutzbehörde hat keine Beeinträchtigung des "Crocus albiflorus" festgestellt. Das Vorkommen am Heuberg gilt als "stabile Population". Sollten sich einmal größere Schäden durch Wanderer zeigen, dann könnte ein Wegegebot Abhilfe schaffen, heißt es. "Da der Wuchsort von einigen Wegen durchzogen wird, könnte die Krokusblüte weiterhin besucht werden." Seit 2015 werden die Daffnerwaldalmen, so der offizielle Name der Wiesen, über das Vertragsnaturschutzprogramm gefördert. Das verhindert unter anderem eine Intensivierung der Beweidung.

Weniger Düngung, weniger Blumen?

Die Wirtin der Laglerhütte hat allerdings den Eindruck, dass die Krokusse seit ein paar Jahren weniger geworden sind. Als Grund nennt Irmgard Auer, dass die Düngung abgeht. Bis vor 7 Jahren habe man noch Kunstdünger ausgebracht, jetzt reiche der Naturdünger durch die etwa 80 Stück Vieh im Sommer nicht, um genügend Nährstoffe in die Erde zu bringen. Die Naturschutzbehörde im Landratsamt sieht das allerdings anders: "Eine Abnahme der Anzahl der Krokusse durch fehlende Düngung kann nicht angenommen werden." In einer floristischen Fachkartierung auf diesen Almwiesen habe man festgestellt, dass in der Nähe der Hütten, wo der Nährstoffgehalt im Boden höher sei, die Krokusse ganz oder teilweise verschwunden sind. In der Regel sei es auch so, dass sie auf extensiv bewirtschafteten Weiden und Wiesen besser gedeihen.

Eine uralte Kulturpflanze

Das Wort Krokus gab es auch schon im Altgriechischen, stammt aber wohl aus einer kleinasiatischen Sprache. Es bezeichnet den "Safran", eine alte Kulturpflanze, die auch als Färbemittel verwendet wurde. Jeder kennt die Zeile "Safran macht den Kuchen gehl" aus dem Kinderlied "Backe, backe Kuchen", wobei gehl einfach gelb bedeutet. In der Antike galt der Krokus als Zeichen der Hoffnung, er wurde oft auf Gräber gepflanzt. Heute gibt es mehr als 200 Arten in vielen Farben.

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