4 Uhr morgens. Es ist noch dunkel in Höhenmoos. Die Melkmaschine surrt. Und das zum allerletzten Mal, denn in gut einer Stunde werden die Kühe von Bauer Sepp Unterseher abgeholt, denn er gibt seine Landwirtschaft auf.
Schlimme Nächte für Bauer Unterseher
Zwei Nächte lang habe er nicht geschlafen. Schlimm sei das Ganze, bilanziert der Landwirt. Der 54-Jährige hat sich nach reiflicher Überlegung bewusst dafür entschieden, mit der Landwirtschaft aufzuhören. Nichtsdestotrotz ist das für ihn ein hochemotionaler Tag.
"Wie auf einer Beerdigung"
Als Sepp Unterseher sich in seinem Stall umsieht, kommt die eine oder andere Träne. Man könne sich das vorstellen wie auf einer Beerdigung. Das sei alles nicht leicht, aber es müsse weitergehen, meint er.
Unterseher weiß, dass seine Art der Kuhhaltung, die Anbindehaltung, keine Zukunft mehr hat. Eine Alternative sah der 54-Jährige für sich nicht.
- Hier geht es zu unserem Hintergrund-Artikel: Psychische Not: Bayerns Bauern an der Belastungsgrenze
Landwirt will keine Schulden machen
Sepp Unterseher stand vor der Entscheidung, sich entweder enorm zu vergrößern oder mit der Milchviehhaltung aufzuhören. Aber groß investieren, Grund zu verkaufen oder gar Schulden zu machen, das möchte er keinesfalls.
Und auch die Weidehaltung sei viel Arbeit und alleine nicht zu schaffen. Er habe keine Kinder, damit fehle ihm der Hofnachfolger.
Kleine Bauern unter Druck
Von der Politik und auch vom Bauernverband fühlt sich Unterseher im Stich gelassen. Vor allem die kleinen Bauern mit 20 oder 30 Kühen sieht er unter Druck. Man sehe nur noch Milchfabriken mit 100 oder 150 Kühen, mit Biogasanlagen und Photovoltaik, vielleicht noch mit Urlaub auf dem Bauernhof und einem Hofladen dazu.
Wer könne das schultern, fragt sich der Landwirt. Da müsse eine Familie schon unglaublich gut zusammenhelfen.
Der Viehtransporter kommt pünktlich um 5 Uhr
Nun heißt es Abschied nehmen im Stall vom "Stoiz", so der Hausname des Hofes. Die dreizehn Kühe müssen jetzt den Hof verlassen. Der Viehtransporter kommt pünktlich um kurz vor 5 Uhr.
Nach und nach wird jedes Tier verladen. Sepp Unterseher hilft mit, für ihn ist dieser Moment ein emotionaler Kraftakt. Aber alles klappt reibungslos und nach rund 30 Minuten sind die Rinder weg und Sepp Unterseher ist kein Milchviehhalter mehr.
Das Leben geht weiter
Man müsse auch dankbar sein für die wunderbare Zeit auf dem Hof, sagt ein sichtlich ergriffener Sepp Unterseher am Ende. In seinem Stall ist es jetzt unglaublich ruhig, nur die Schwalben hört man noch lustig pfeifen.
Jetzt will der Landwirt erstmal mit seiner Freundin Urlaub machen. Um den Kopf frei zu bekommen, wie er sagt. Sein Geld will er künftig als Bauhelfer verdienen. Was mit dem ehemaligen Kuhstall passieren wird, darüber will er sich später Gedanken machen.
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