Laurent beim Malen.
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Der kleine Laurent ist erst drei Jahre alt und doch schon feiert ihn die halbe Kunstwelt als Superstar!

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"Kinderkünstler" Laurent Schwarz: Was Kunstpädagogen dazu sagen

"Kinderkünstler" Laurent Schwarz: Was Kunstpädagogen dazu sagen

Fünfstellige Summen zahlen Kunstliebhaber aus aller Welt angeblich für seine Gemälde – dabei ist Laurent Schwarz aus Oberbayern eben erst drei Jahre alt geworden. Kann man Begabung bereits in so frühem Alter erkennen? Und sollten Eltern dies fördern?

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Er ist kaum größer als die Leinwände, die er bemalt. Und doch ist Laurent Schwarz aus Neubeuern in der Kunstwelt bereits bekannt. Am 19. September hatte der Dreijährige seine erste Vernissage in seinem Heimatort. Auf Instagram folgen ihm 60.000 Menschen. Auf der Social-Media-Plattform begann Laurents Erfolg vor einigen Monaten. Die Mutter des jungen Künstlers lud dort Fotos von Laurents Gemälden hoch. Eine Galerie kontaktierte die Familie. "Kurz darauf sind die ersten Bilder verkauft worden", berichtet Laurents Mutter Lisa Schwarz der Deutschen Presse-Agentur. Inzwischen stünden rund 20.000 Interessenten auf der Warteliste für Bilder.

Sogar Fanpost erhält Laurent bereits – aber es gibt auch kritische Stimmen: etwa, dass das Kind zu früh vermarktet wird. Laurent müsse nicht malen, betont Vater Philipp. "Wir fördern ihn, indem er malen darf, wann er will – und indem wir Farben zur Verfügung stellen", sagt er. "Das Wichtigste ist, dass er Kind sein darf." "Vielleicht verliert er in zwei Jahren die Lust und hört auf", sagt Laurents Mutter. Angesichts seiner Leidenschaft könne sie sich das aber nicht vorstellen. Diese habe er in einer Kindermalstube im Familienurlaub entdeckt.

Kinder und Kunst: Altersgerechtes Fördern oder Vermarktung?

"Es ist wunderbar, dass sich Laurent so stark entfalten und seine Leidenschaft ausleben kann", sagt Rainer Wenrich, Inhaber der Professur für Kunstpädagogik und Kunstdidaktik an der Katholischen Universität Eichstätt. Man müsse aber in solchen Fällen grundsätzlich vorsichtig sein, wie sehr man dies zu Schau stellt, wie viel das Kind und die Familie verträgt. Problematisch wäre es dann, wenn eine Erwartungshaltung entsteht, dass ein Kind mehr und weiterhin "produziert" – sei es durch die Eltern oder von außen. Und man müsse damit rechnen, dass Laurent sein Interesse für das Malen vielleicht auch wieder verliert. Einer Studie zufolge passiere das oft beim Eintritt in die Pubertät.

"Das Wichtigste ist, dass es keinen Druck gibt", betont auch Elena Schneider, Inhaberin der Malschule "Kunst Atelier Petersburg" in München. Stehen Kinderkünstler oft auf der Bühne oder erhalten viel Aufmerksamkeit, so könne großer Erfolg im frühen Alter durchaus problematisch sein. "Aber wenn das alles eher im Hintergrund läuft, ist es etwas anderes", erklärt die Expertin.

Um das Kind zu fördern, reiche es in diesem Alter aus, ihm die Möglichkeit zu geben, die Leidenschaft auszuleben – etwa die Materialien bereitzustellen, verschiedene Stifte und Farben. "In diesem Alter braucht ein Kind nur Liebe und Unterstützung", sagt sie. Malkurse, etwa bei Kunstschulen, gebe es dann für Kinder ab dem Alter von etwa vier Jahren. Grenzen setzen dürften die Eltern den Kindern aber durchaus – etwa, wenn die Farbe nicht auf dem Papier oder der Leinwand, sondern auf Menschen oder Gegenständen landet.

Malendes Wunderkind? Wie und ab wann man Talent erkennen kann

"Ob ein Kind Begabung hat, kann man eigentlich erst etwa ab dem Alter von fünf Jahren erkennen", sagt Schneider. In manchen Fällen auch erst mehrere Jahre später. Ausnahmen gebe es immer. Da Kinder so früh noch eine ganz andere Wahrnehmung hätten, sei es schwierig, von Talent zu sprechen.

Wenrich von der Katholischen Universität Eichstätt erklärt: Bei der Bewertung von Kunst müsse man bedenken, welche Intention dahinter steckt. "Kunstwissenschaftler sehen dann in einem Werk vielleicht eine abstrakte, gegenstandslose Komposition." Wird ein Gemälde mit einer Interpretation versehen, stelle sich die Frage, ob der kleine Maler die Motive bewusst dargestellt hat. Ein Beispiel dafür sei etwa "Red Eyes" von Laurent Schwarz. Die Augen sind klar erkennbar, auch ein Gesicht ist schemenhaft zu sehen.

Grundsätzlich sei zu sagen: Kinder durchlaufen verschiedene gestalterische Entwicklungsstufen. "Das zeigt sich von außen betrachtet auch bei Laurent auf natürliche, für sein Alter entsprechende Weise", sagt Wenrich. Um sein Talent oder seine Begabung einzuschätzen, müsse man sich aber noch stärker mit ihm befassen und abwarten, wie es mit seiner Leidenschaft weitergeht.

Mit Informationen von dpa

Im Video: Kinderkünstler Laurent Schwarz aus Oberbayern

Der Mini-Picasso
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Dieser Artikel ist erstmals am 11.09.2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.

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