Unverpackte Lebensmittel werden in Gläsern und Metallbehältern zum Verkauf angeboten
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Einkaufen im Unverpackt-Laden in Kempten

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Lebensmittelversorgung neu gedacht - Mitmach-Laden in Kempten

Unverpackt-Läden gibt es inzwischen in fast jeder Stadt. Auch in Kempten kann man Lebensmittel ohne störendes Plastik oder Papier einkaufen. Das Konzept bei "Piepmatz" unterscheidet sich aber von anderen Läden - hier muss man Mitglied sein.

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Rosemarie Stöffel kommt etwa einmal die Woche in den Unverpackt-Laden in der Kemptener Innenstadt. Wenn sie hier einkauft, tut sie das nicht als Kundin, sondern als Mitglied. Denn "Piepmatz" ist ein besonderer Unverpackt-Laden: Er funktioniert als Verein, man darf also nur einkaufen, wenn man Mitglied ist.

Nicht Teil des Wettbewerbs

"Wir sind nicht Teil des Wettbewerbs draußen sozusagen", sagt Steffen Kustermann, einer der Gründer des dahinterstehenden Vereins Gemeinwohl Gesellschaft e.V.. "Wir sind eine vereinsstrukturierte Organisation, also Mitglieder zahlen einen gewissen Beitrag im Monat, und so können wir Miete, Events und eben Produkte zu Preisen anbieten, mit denen man sonst so einen Laden nicht betreiben könnte."

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Kein Gewinn durch Lebensmittelverkauf

Denn Piepmatz macht mit dem Verkauf von Lebensmitteln wie Linsen, Süßigkeiten oder Nudeln keinen Gewinn. "Wir finden das toll, weil der Laden von sich aus existieren kann", sagt Rosemarie Stöffel. "Das ist eigentlich eine coole Idee.“ Das ist auch vor dem Hintergrund interessant, da viele Unverpackt-Läden derzeit Probleme haben, weil sie nicht mehr wirtschaftlich sind. Laut Dachverband würden die Menschen seit der Pandemie wieder mehr im Supermarkt einkaufen, derzeit schließe etwa ein Laden pro Woche.

Mitgliedsbeitrag nach Einkommen gestaffelt

Der reguläre Mitgliedsbeitrag liegt bei 15 Euro im Monat – Menschen mit wenig Geld zahlen zehn Euro, ohne Einkommen überhaupt nichts. Das bedeutet, dass Kinder ohne Einkommen beispielsweise nichts bezahlen - bei einer vierköpfigen Familie mit zwei Berufstätigen zahlen also zwei. Erwachsene mit überhaupt keinem Einkommen gibt es bisher zwar nicht, aber Kustermann ist der Aspekt wichtig: "Es geht bei uns auch darum, Nachhaltigkeit darf nicht die Welt kosten, und an der Stellschraube schrauben wir auch."

Vereinsmitglieder engagieren sich

Mittlerweile sind etwa 300 Mitglieder dabei, der Verein wächst langsam, aber stetig. Funktionieren kann der Laden nur, indem manche Mitglieder selbst mit anpacken – Auffüllen, hinter der Kasse stehen oder neue Produkte recherchieren. Da ist es Piepmatz sehr wichtig, möglichst regionale und nachhaltig hergestellte Lebensmittel zu finden. Um den Aufwand in Grenzen zu halten, hat der Unverpackt-Laden bisher nur am Freitag und Samstag offen.

Konzept soll auch in anderen Städten funktionieren

Idee ist auch, die Vereinsstruktur so auszufeilen, dass es einfach auf andere Städte übertragbar ist. "Wir zeigen, dass es funktioniert, dass die Leute auch bereit sind." Wichtig dafür: Eine Community, die sich engagiert und gemeinsam den Laden am laufen hält.

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