In Niederbayern droht laut Bayerischem Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) ein gravierender Lehrermangel im kommenden Schuljahr. Rund 125 Vollzeitstellen seien vakant, die kompensiert werden müssten, wie es in einem Schreiben des BLLV heißt. Das bedeutet: 3.500 Lehrerstunden stehen offen.
Angespannte Personallage im nächsten Schuljahr
Die niederbayerische Bezirksvorsitzende des BLLV, Judith Wenzl aus dem Landkreis Landshut, übt Kritik: "Es müssen Unterrichtsangebote gestrichen werden, um ausreichend Pädagogen als Klassenleiter einsetzen zu können." Wie das "regional spezifische Ausbalancieren von angespannten Personallagen" - wie es das Kultusministerium nennt - konkret ausgestaltet werden soll, werde sich in den kommenden Wochen herauskristallisieren, sagt Wenzl.
BLLV: "Müssen es Eltern erklären"
Von der Streichung schulischer Angebote über größere Klassen hin zu Studierenden als Klassenlehrkräften – vieles sei denkbar.
"Wir sollen nur noch das anbieten, was unbedingt notwendig ist. Das ist nach zwei Jahren Pandemie, in der unsere Kinder so oft zurückstecken mussten und keinen Präsenzunterricht hatten, eine Bankrotterklärung ans Bildungswesen." Judith Wenzl, BLLV
Zudem kritisiert Wenzl, dass nicht das Kultusministerium den Eltern erklären müsste, warum ihre Kinder in "übervollen Klassen" sitzen und es keine Förderangebote mehr gebe – die Lehrer vor Ort aber schon. "Oder wir müssen ihnen erklären, dass ihr Kind von einer Hilfskraft unterrichtet wird, weil wir keine grundständig ausgebildete Lehrkraft mehr haben."
Vom BLLV heißt es, am Lehrermangel seien weder Pandemie noch Krieg Schuld – sondern "politische Nicht-Entscheidungen der vergangenen Jahre und Jahrzehnte". Die Politik hätte rechtzeitig handeln müssen.
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Problematische Situation in ganz Bayern
Hintergrund: Das Kultusministerium hatte vergangene Woche in einem Brief an die Bezirksregierungen die problematische Situation des Lehrermangels in Bayern geschildert.
Das Ministerium in München machte noch keine konkreten Angaben dazu, wie viele Stellen am Anfang des Schuljahres 2022/23 im September im Vergleich zum vorherigen Schuljahr fehlen werden. Welche Unterrichtsangebote konkret ab September wegfallen, sollen jetzt die örtlichen Schulämter zusammen mit den Schulleitern klären. In dem internen Brief wird dies als "regionalspezifische Ausbalancierung von angespannten Personallagen" bezeichnet.
Das Ministerium spricht von einer "strafferen Einsatzplanung" und möglichen "punktuellen Einschränkungen bei Wahl- und Neigungsangeboten".
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