Feierliche Wiedereröffnung des restaurierten Wirtshaus "Becher" in Lauingen.
Bildrechte: BR, Judith Zacher
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Feierliche Wiedereröffnung des restaurierten Wirtshaus "Becher" in Lauingen.

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Licht statt Leerstand: "Altstadtfreunde" beleben Lauingen

Licht statt Leerstand: "Altstadtfreunde" beleben Lauingen

In Lauingen gibt es besonders viele denkmalgeschützte Häuser: Das birgt auch Schwierigkeiten: Viele Häuser sind renovierungsbedürftig. Wie eine Gruppe Lauinger es schafft, damit voranzukommen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Der gelbe Bierkrug leuchtet über dem Eingang: Der "Becher" in Lauingen hat wieder geöffnet. Einst ein Traditionswirtshaus, in dem so mancher Lauinger schon so einiges erlebt hat: Geheiratet wurde dort, getanzt, getrunken, gelacht und gegessen. Einige Jahre war das denkmalgeschützte, rund 600 Jahre alte Gebäude nun aber leer gestanden. Bis der Lauinger Bernd Schwenk es vor einem Jahr kaufte.

Vom Leerstand zur Wiedereröffnung

Zunächst wurde die Fassade saniert und in einem hellen Gelb gestrichen, dann kamen die Innenräume dran: Für das Wirtshaus hat Schwenk mit dem Ehepaar Sapper aus Wertingen erfahrene Gastronomen als Pächter gefunden. Ein bayerisches Wirtshaus soll es wieder werden, wie es früher schon war, so der Plan von Robert Sapper. Tradition und Moderne sollen zusammenkommen: Die alten Türen etwa hat man in einem hellen Olivgrün gestrichen, an den Wänden hängen historische Fotos von Lauingen. Die Wiedereröffnung am Wochenende samt Bieranstich und Pferdegespann ist ein voller Erfolg, die Gäste sind begeistert. Da hätten sie schon so lange drauf gewartet, sagen einige, und lassen sich das frisch gezapfte Freibier schmecken.

Wirtshaus und Wohnraum in einem

Im ersten Stock, wo früher viele Feste gefeiert wurden, hat Bernd Schwenk Wohnungen eingebaut. In der einen wohnt er selbst, die andere ist für das Pächter-Ehepaar gedacht. Er zeigt auf den Holzboden: Den hat er im vergangenen Winter selbst abgeschliffen, "ein wunderschönes Fischgrätenparkett", sagt er stolz und geht zum Fenster: Auf der einen Seite sieht man auf den Lauinger Marktplatz mit dem historischen Rathaus und dem Schimmelturm, auf der anderen Seite die Herzog-Georg Straße hinauf. Ein denkmalgeschütztes Gebäude reiht sich hier am anderen. Und Bernd Schwenk zeigt auf ein gelb gestrichenes Haus schräg gegenüber: Das war das erste Haus in Lauingen, das er sich gekauft und renoviert hatte.

Woher die Begeisterung für alte Häuser kommt

Wie er dazu kam? Er habe in Regensburg studiert, dort die Altstadt genossen, die wunderschönen Bauten, mit Cafés. Und als er dann zurück in seine Heimatstadt Lauingen kam, habe er sich gedacht: "Das muss hier doch auch gehen". Also hat er ein Haus gekauft und renoviert. Dabei habe er viele Erfahrungen gesammelt, mit dem Denkmalschutz, mit Handwerkern, Vermietung und Verpachtung. Diese Informationen habe er weitergeben wollen. So kam es vor sechs Jahren zur Gründung der "Lauinger Altstadtfreunde", einer Interessensgemeinschaft, der zahlreiche Hausbesitzer und andere Bürger angehören. Regelmäßig finden Treffen statt, man tauscht sich aus, über potenzielle Investoren sowie über Themen wie Renovierung oder Vermietung.

"Ein kleines Paradies"

Eine Lauinger Altstadtfreundin ist Margit Heusler. Sie freut sich, dass der "Becher" wieder so schön hergerichtet wurde. Sie hat bereits vor zwanzig Jahren ein erstes Haus in Lauingen renoviert: Entstanden ist ein Wohnhaus mit Büro samt einem schönen Garten. "Fast wie eine Stadtvilla", schmunzelt sie. Grüne Fensterläden, graue Sprossenfenster, Obstbäume im Garten: So ein kleines Paradies würde man hier gar nicht vermuten.

Renovierung alter Häuser birgt auch Überraschungen

Natürlich gibt es auch noch Ecken, an denen viel zu tun wäre. Bei einem Haus sei der Dachstuhl eingestürzt, bevor die Genehmigung zur Renovierung da gewesen sei, erzählt Schwenk. Hier würden sie sich mehr Entgegenkommen vom Denkmalschutz wünschen, sagt Altstadtfreundin Heusler. Solche Gebäude müsste man abreißen dürfen, dann wäre zum Beispiel auch Platz für einen Garten für die Menschen, die das Haus daneben renovieren. Andere Gebäude haben offenbar noch keinen Käufer gefunden. Denn eines sei klar, sagt Margit Heusler: Das sei schon ein Wagnis. Sie habe jetzt noch zwei Häuser gekauft. Beim einen sei der Giebel schief, das werde jetzt alles sehr kompliziert werden, fürchtet sei. Aber – hätte sie nicht auch schon viele gute Erfahrungen gemacht, wäre sie das Wagnis nicht eingegangen, fügt sie hinzu.

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