Oberbürgermeister Dr. Christian Moser, Schulleiterin GS Rettenbach, Barbara Jeworutzki
Bildrechte: Stadt Deggendorf

Oberbürgermeister Dr. Christian Moser, Schulleiterin GS Rettenbach, Barbara Jeworutzki

Per Mail sharen
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Lob und Kritik für Projekt "Schule im Festzelt"

Lernen wo sonst gefeiert wird: Im Landkreis Deggendorf werden einige Grundschüler aufgrund der Corona-Pandemie jetzt in Festzelten unterrichtet, wo die Abstände besser eingehalten werden können. Das Feedback auf diese Lösung fällt geteilt aus.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Niederbayern am .

Im Landkreis Deggendorf findet der Unterricht für einige Grundschüler draußen in Festzelten statt. Seit Mittwoch wird die erste Klasse der Grundschule Mietraching in einem Zelt auf dem Sportplatz unterrichtet. Seit Anfang der Woche findet auch für Grundschüler an der Grundschule Rettenbach der Unterricht im Festzelt statt.

Zusätzlicher Unterrichtsraum

Die Idee stammt vom Deggendorfer Oberbürgermeister Christian Moser (CSU). Da die Inzidenz im Landkreis unter 165 liegt, gibt es an Grundschulen für die Klassen eins bis drei Wechsel- oder Präsenzunterricht, sofern Abstände eingehalten werden können. Wie Moser dem BR sagte, müssten dafür aber Klassen geteilt werden, wodurch zwei Klassenzimmer benötigt werden. Oft findet deswegen an Schulen Wechsel-, statt Präsenzunterricht statt. Doch mit dem Festzelt habe man einen zusätzlichen Unterrichtsraum geschaffen, so Moser: "Ich will schauen, dass wir alle Schüler in den Präsenzunterricht bringen, der komplette Klassenverband soll da sein."

Ein bisschen "Schulalltag"

Mit dem Zelt schaffe man Freiraum im Schulhaus und könne alle Schüler an die Schule holen. "In Rettenbach können alle Klassen unterrichtet werden - ohne Zelt wäre das nicht möglich", so Moser. Ein Pfarrsaal oder andere geeignete Gebäude, die für den Unterricht genutzt werden könnten, gebe es nicht. Auch in Mietraching werde das Zelt gebraucht, obwohl auch in der Turnhalle unterrichtet werde.

Seit Mittwoch wird hier die erste Klasse unterrichtet. Schulleiterin Angela Neißendorfer der Rettenbacher Grundschule: "Als Schulleitung bin ich sehr froh, dass unsere Kinder wieder im Präsenzunterricht sind – vor allem die ersten beiden Klassen. Die hatten nur bis Dezember den Schulalltag kennen gelernt – und das auch nur mit Maske. Die sind noch nicht zu einer Klassengemeinschaft zusammengewachsen gewesen. Von Dezember bis Februar waren wir im Wechselunterricht. Das muss man sich für einen Schulanfänger vorstellen, dass das schwierig ist."

Nicht jeder findet es gut

Zudem sei der Distanzunterricht auch für Eltern schwierig, die ihre Kinder jeden Tag motivieren müssen, an den Konferenzen am Computer teilzunehmen, so Neißendorfer. "Die persönliche Bindung, die ist so wichtig - die baut sich über die Distanz aber nicht auf." Die soziale Gemeinschaft müsse erst wieder wachsen und neu gelernt werden - jetzt eben im Zelt. Der Unterricht in Festzelten stößt aber auch auf Kritik, vor allem im Internet: User kritisieren den Einsatz der Zelte und die Kosten, anstatt dass Klassenräume mit Filteranlagen ausgestattet werden. Außerdem stören sich einige User daran, dass die Kinder sowohl bei starkem Regen, als auch bei Hitze im Zelt unterrichtet werden sollen.

Kosten übernimmt die Stadt

Für OB Moser ist die Zeltlösung ein Versuch: "Dass ein Zelt nicht optimal ist, ist mir klar. Es ist aber wichtiger, dass die Kinder in die Schule kommen. Wenn die Schulleiter nicht zufrieden sind, dann bauen wir die Zelte ab – dann haben wir es aber zumindest versucht." Moser sieht im Zelt den Vorteil, dass die Kinder ganz in der Nähe der Schule sind, somit können sie mit dem Bus dorthin fahren. Die Kosten für die Zelte übernimmt die Stadt Deggendorf. Pro Zelt wird mit ca. 10.000 Euro gerechnet. Ein Zelt ist rund 300 Quadratmeter groß – ein normales Klassenzimmer rund 70 Quadratmeter.

Die Zelte sind mit Lautsprecheranalgen ausgestattet, die Lehrer halten mit Mikrofonen Unterricht. Vor knapp drei Wochen hat Moser einen Brief mit seiner Idee ans Kultusministerium geschickt – bis heute hat er noch keine Antwort. Eine Genehmigung für die Zelte braucht er jetzt aber ohnehin nicht mehr, da die Inzidenz unter 165 liegt, und somit Unterricht wieder stattfinden darf.

"Darüber spricht Bayern": Der neue BR24-Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!