Ein Schild an einer Tür: Gründerinnenakademie 2023.
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Ein eigenes Start-up gründen in Deutschland nur wenige Frauen: 2023 lag ihr Anteil bei rund 20 Prozent. Initiativen sollen das ändern.

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Männerbereich Start-up-Szene: Darum gründen so wenige Frauen

Musk, Zuckerberg, Gates – Namen, die für männliche Gründer stehen. Wo sind die weiblichen Pendants? In Deutschland werden nur etwa 20 Prozent aller Firmen von Frauen gegründet. Projekte, die das ändern sollen, entstehen zum Beispiel in Oberfranken.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau am .

Sarah Seewald hantiert geschickt mit Diskokugel, Kamera und Lichterkette. Das Foto-Shooting mit Modell Maria ist in vollem Gange. Lebendige Bilder sollen entstehen: Die Bambergerin ist dokumentarische Familienfotografin. Sie bildet Menschen in natürlichen Situationen des Alltags ab. Sarah Seewald ist ihre eigene Chefin, hat ihr eigenes Atelier – die zweifache Mutter kann sich ihren Arbeitstag selbst einteilen. "Ich habe die komplette Macht über all meine Ideen und kann mich austoben", sagt sie selbstbewusst.

Männerdomäne Selbstständigkeit

Ein eigenes Start-up gründen in Deutschland nur wenige Frauen: 2023 lag ihr Anteil bei rund 20 Prozent. Das zeigt eine Statistik der Online-Plattform Statista. Prof. Dr. Rodrigo Isidor Lehrstuhl für Human Resource Management und Intrapreneurship der Universität Bayreuth forscht zum Thema und ist selbst Mentor für junge Gründerinnen. Zu den größten Hemmnissen, so der Forscher, zählten alte Rollenbilder, die immer noch in der Gesellschaft verankert seien. Eine Firmengründung sei immer noch männlich konnotiert. Die Folge: Frauen fühlten sich in der Start-up-Szene fehl am Platz.

Es fehlt zudem an weiblichen Vorbildern und Netzwerken, die Frauen ermutigen und unterstützen. Auch bei der Vergabe von Krediten oder Fördergeldern reagieren Investoren zurückhaltender. Das belegen mittlerweile Studien. "Es wird immer noch geglaubt: Für eine erfolgreiche Gründung ist es irgendwie förderlich, wenn man männlich ist", fasst Rodrigo Isidor zusammen.

Gezielte Förderung

Doch mittlerweile entstehen Initiativen, die gezielt Frauen voranbringen wollen: von privaten Co-Working-Spaces bis hin zu Förderprogrammen der Bundesregierung. Ein Beispiel: Die "Gründerinnenakademie" der Universität Bayreuth. Eine Woche lang spielen die Teilnehmerinnen eine Firmengründung von A bis Z durch. Am Ende wird das Businessmodell einer Jury von gestandenen Chefinnen vorgestellt. Bei dem Kooperationsprojekt machen auch die Universitäten Passau und Mannheim mit. Die Teilnehmerinnen sollen so Selbstbewusstsein tanken – und die Erfahrung machen, dass eine erste Gründungsidee trägt und funktionieren kann. Die dritte "Gründerinnenakademie" findet heuer vom 11. bis zum 14. März 2024 an der Universität Mannheim statt.

Förderprogramme an den Unis

Bundesweite Programme wie "EXIST Women" laufen an mehreren fränkischen Universitäten. Seit Dezember 2023 bietet das auch die Uni Bayreuth an und fördert derzeit zehn junge Frauen. Bewerben können sich für das Programm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz wissenschaftliche Mitarbeiterinnen, Studentinnen und Absolventinnen der jeweiligen Uni. Insgesamt läuft das Programm ein Jahr lang: mit Networking-Events, mit Workshops und mit einem begleitenden Coaching. Jede Teilnehmerin bekommt eine erfahrene Geschäftsfrau als Mentorin an die Seite gestellt.

Konzentration auf Gründungsidee

Darüber hinaus gibt es eine dreimonatige finanzielle Förderung, um den Lebensunterhalt zu decken – bis zu 3.000 Euro pro Monat. So sollen sich die Teilnehmerinnen auf die Entwicklung ihres Start-ups konzentrieren können. Die Erfahrung der EXIST-Mit-Organisatorin Tanja Meffert: Frauen täten sich in einem geschützten Rahmen leichter. Wenn sie unter sich sind, könnten sie ihre Ideen in Ruhe und ohne Leistungsdruck voranbringen.

Die IHK für Oberfranken Bayreuth stellt mit den "IHK-Businesswomen Oberfranken" ein neues Netzwerk auf. Es richtet sich an Unternehmerinnen, Frauen in Führungspositionen und Gründerinnen aus der Region. Angeboten werden zum Beispiel analoge oder digitale Netzwerktreffen, Unternehmensbesuche in Oberfranken und ein jährlich stattfindender Unternehmerinnentag. Auch in Forchheim geht gerade ein neues Netzwerk an den Start, das den Austausch unter Gründerinnen fördern soll: das Frauennetzwerk "Femme Founders".

Mut machen

Auf den Netzwerkgedanken setzt auch Fotografin Sarah Seewald: Sie hat vor vier Jahren "femmespace" ins Leben gerufen – einen Co-Working-Ort für Frauen in Bamberg. Hier treffen sich Berufstätige, die sonst oft allein in ihren Büros oder Werkstätten arbeiten. Sie können Kontakte knüpfen, Räume und Workshops buchen und sich gegenseitig Mut machen. Unterstützung sei unglaublich wichtig beim Start in die Selbstständigkeit. "Gerade im Gründungsbereich ist mein Tipp, das A und O: Such Dir Menschen, die Dich nach oben ziehen", betont Sarah Seewald.

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