Farbenfrohe Blumen öffnen ihre Blüten, große Blätter und Lianen umranken einen alten Tempel. Für das "Dschungelbuch" verwandelt sich die Bühne auf der Burghalde in der Kemptener Innenstadt in eine geheimnisvolle Dschungellandschaft. Das Team um Intendantin Silvia Armbruster und Regisseur Hans Piesbergen verspricht "einen Abend voller Magie, mitreißender Musik und einer großen Portion gute Laune."
Eine Reise in die Welt von Mogli, Balu und Shir Khan
Mogli, eigentlich ein Menschenjunge, lebt im indischen Dschungel. Von Wölfen großgezogen, verbringt er seine Tage am liebsten mit seinen Freunden, dem Bären Balu und Panther Baghira. Sorgenfrei und leicht – bis der böse Tiger Shir Khan zurückkehrt, um Mogli zu töten. Schweren Herzens beschließen seine Freunde, Mogli zu seinem Schutz in die weit entfernte Menschensiedlung zu bringen.
Mit farbenfrohen Kostümen, fetziger Musik und lustigen Tanz- und Akrobatikeinlagen nehmen die fünf professionellen Darstellerinnen und Darsteller die Zuschauer mit auf eine fantasievolle Reise durch den Dschungel. Dabei gilt es, so manches Abenteuer zu bestehen. Das Stück wurde als interaktives Musiktheater umgesetzt, die Zuschauerinnen und Zuschauer dürfen immer wieder mitmachen und sich zum Beispiel als zischende Schlange ausprobieren.
Der Stoff birgt auch Herausforderungen
Der 30-jährige Roman Just spielt Mogli, die Hauptrolle. Dabei immer an seiner Seite: Corinne Steudler. Ganz in Schwarz gekleidet springt sie katzengleich als Panter Baghira über die Bühne. In der 70-minütigen Vorstellung ist sie immer präsent, hat keine Pause. Corinne Steudler: "Kreislaufmäßig nicht schlappzumachen, ist schon eine große Herausforderung. Auf jeden Fall trinke ich davor viel, danach viel – und freu mich im Anschluss wirklich sehr auf die Dusche, denn nach der Vorstellung bin ich klatschnass."
Auch für den Regisseur, Hans Piesbergen, brachte das Drehbuch einige Herausforderungen. Neben der Schwierigkeit, die ganze Geschichte mit nur fünf Darstellerinnen und Darstellern zu erzählen, handle es sich beim "Dschungelbuch" vor allem um ein "Roadmovie", erklärt Piesbergen. Erzählt wird eine Reise durch den Dschungel - auf einer einzigen Bühne sei das, so Piesbergen, nur schwer darzustellen. Piesbergen: "Aber durch die verschiedenen Szenen, die Bewegung und die Musik ist uns das ganz gut gelungen."
Der Märchensommer im Allgäu – längst eine Erfolgsgeschichte
Zum bereits sechsten Mal wird die Kemptener Burghalde zur Spielstätte des Märchensommers. Die Freilichtbühne auf dem Hügel der früheren Burg eignet sich laut Intendantin Silvia Armbruster ideal für die Aufführung von Märchen, sie sei schließlich ein "verträumter, märchenhafter Platz mitten in der Stadt". Bei schlechtem Wetter werden die Aufführungen ins Stadttheater Kempten verlegt.
Ins Leben gerufen wurde der "Märchensommer" ursprünglich, um die Sommerlücke im Spielplan des Theaters zu füllen. Wenn das Publikum lieber an den See oder in die Berge geht, pausieren auch die Vorstellungen im Theater. Doch längst ist der Märchensommer kein Geheimtipp mehr. Kamen anfangs laut Intendantin Silvia Armbruster noch rund 3.500 Besucher, sahen im vergangenen Jahr mehr als 11.000 Zuschauer die Vorführungen der "Kleinen Meerjungfrau".
Das Theater hofft auf einen ähnlichen Erfolg in diesem Jahr. Silvia Armbruster: "Märchen verbinden: Wir haben viele Großeltern, die mit ihren Enkeln in die Vorstellungen gehen oder Menschen, die ihre Nachbarskinder mitnehmen - Märchen sind etwas, wo Menschen wirklich von drei bis 101 Jahren hingehen."
Die Kinder vor und auf der Bühne „geben die Power“
Eine Besonderheit des Märchensommers: Neben den fünf professionellen Darstellern stehen auch 130 Kinder aus dem Allgäu auf der Bühne. Aufgeteilt auf fünf Gruppen spielen sie das Wolfsrudel oder rasen als Affenbande über die Bühne.
Für Darstellerin Nina Janke, die Affenkönig King Louie spielt, eine echte Bereicherung. Nina Janke: "Das ist total schön. Umso mehr man sieht, wie viel Spaß die haben, das beflügelt uns selbst auch noch mal. Man hat von vorne die Power von den Kindern der Zuschauer und hinten die Power von den Spielkindern, da kann man gar nicht müde werden."
Die Frage nach der Zugehörigkeit kennt jeder
Nach gut 70 Minuten wird es auf der Bühne brenzlig: Mogli trifft auf Shir Khan. Doch er besiegt den bösen Tiger – und weiß endlich, wo er hingehört. Darsteller Roman Just als Mogli: "Zum ersten Mal in meinem Leben spüre ich, dass ich ein Mensch bin. Ja! Ich gehöre in die Welt der Menschen."
Für Intendantin Silvia Armbruster ein zentrales Motiv, das auch viele Kinder beschäftigt. Armbruster: "Zur Familie fühlt man sich von Haus aus zugehörig, aber dann im Kindergarten, in der Schule ist das schon ein zentrales Thema: Wo gehöre ich dazu? Wie gehöre ich dazu? Wie muss ich aussehen, um dazuzugehören? Und im Berufsleben verstärkt sich das ja weiter. Die Zugehörigkeit ist ein Grundthema von Mensch-Sein."
Auf die Zuschauer wartet ein Mix aus Spaß und Spannung
Rund 500 Kinder aus Allgäuer Kindergärten und Schulen durften das Stück bei der Hauptprobe bereits sehen. Und wie war's? "Mir hat's sehr gut gefallen, vor allem, dass der Mogli so coole Tricks gemacht hat", staunt eine Grundschülerin nach der Vorführung. Und während vor allem der tollpatschige Bär Balu bei den Kindern für viele Lacher sorgte, stieg mit den Auftritten der heimtückischen Schlange Kaa die Spannung. Immer wieder versucht sie, Mogli und seine Freunde mit ihrem Blick zu hypnotisieren. Doch auch mit mehreren Kindern in den ersten Zuschauerreihen ging Antonia Welke als "Kaa" auf Tuchfühlung, streichelte sie mit ihrer blau-schimmernden Schwanzspitze. "Ich hatte vor der Schlange ein bisschen Angst - weil die so gruselig war", erklärt ein Mädchen im Kindergartenalter.
Wer sich also ein bisschen gruseln – und vor allem viel Spaß haben will: Noch bis zum 18. August ist das Dschungelbuch insgesamt 15 Mal auf der Burghalde in Kempten zu sehen.
Für die kommenden Jahre kündigt Intendantin Armbruster schon jetzt eine Änderung an: Nach verschiedenen Disney-Produktionen kommen beim Märchensommer ab 2025 die großen Märchen der Gebrüder Grimm auf die Bühne.
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