"Was ich heute erlebt habe, das habe ich noch nie erlebt." Luise Kinseher zeigte sich bei der gestrigen Prunksitzung der Kitzinger Karnevalsgesellschaft (KiKaG) sichtlich überwältigt. Als Niederbayerin bekam sie ein wahres Herzstück fränkischer Tradition überreicht: den Schlappmaulorden. Bereits seit 1989 verleiht ihn die KiKaG jährlich an besonders schlagfertige Prominente. Nach zwei Jahren Corona-Pause ist die Schauspielerin und Kabarettistin Luise Kinseher nun die 37. Ordensträgerin.
"Kann es mit Söder aufnehmen": Luise Kinseher alias Mama Bavaria
Die Kabarettistin beweise in all ihren Rollen Humor, eine scharfsinnige, spitze Zunge, die jedoch nie verletzend sei, und nehme treffend hintersinnig so manche Persönlichkeiten aufs Korn – so begründete Dr. Rainer Müller, Präsident der Karnevalsgesellschaft, die Entscheidung. Zudem habe es einen Nachfolger gebraucht, der es mit dem vorhergehenden Ordensträger aufnehmen kann: Zuletzt hatte nämlich Ministerpräsident Markus Söder die Auszeichnung erhalten. Dass Luise Kinseher auch vor ihm nicht zurücksteckt, hat die 54-Jährige am Nockherberg regelmäßig bewiesen. In ihrer Kultrolle "Mama Bavaria" hat sie Söder immer wieder aufs Korn genommen.
Markus Söder hält Laudatio auf Kinseher
Und auch in ihrer Antrittsrede machte sie sich mit liebevollem Augenzwinkern über den Ministerpräsidenten lustig. Sie hege nur mütterliche Gefühle für ihn, so Kinseher, sei immer besorgt um ihn, so wie es eine "Mama" eben ist. Als vorhergehender Ordensträger fiel Söder traditionell die Aufgabe der Laudatio auf die Preisträgerin zu. Doch statt die Gelegenheit zu ergreifen und endlich zurückzuschießen, zeigte der Ministerpräsident sich versöhnlich – von kleinen Spitzen abgesehen. Kinseher sei eine sympathische und großartige Künstlerin, mit Mut und auch Charme. Naja, zumindest wenn sie es denn wolle.
Im Vergleich zum Frankenfasching: "Das Oktoberfest ist ein veganer Kindergeburtstag"
Söder gab der Kabarettistin aus dem niederbayerischen Landkreis Straubing-Bogen in seiner Rede lieber Nachhilfe in der fränkischen Lebensweise. Und tatsächlich zeigte Kinseher sich begeistert und sogar ein wenig überrumpelt von den hiesigen Fastnachtstraditionen. "Gegen das, was ich heute erlebt habe, ist das Oktoberfest ein veganer Kindergeburtstag", so die Kabarettistin. Eine solche Liebe zum Karneval sei ihr als Niederbayerin völlig neu. "Aber wenn die Franken mir den Preis geben, dann heißt das doch, dass Bayern zusammengehört", so Kinseher.
Lockere Zunge und schlagkräftiges Wort: Lange Reihe prominenter Preisträger
Der Schlappmaulorden wird von der Kitzinger Karnevalsgesellschaft an Personen verliehen, die in der Öffentlichkeit durch "eine gar trefflich lockere Zunge und ein schlagkräftiges Wort" in Erscheinung treten, so die KiKaG. Der Elferrat entscheidet jährlich, wer diese Voraussetzungen am besten erfüllt.
Vor Kinseher wurden unter anderem bereits Helmut Kohl, Günther Beckstein, Gregor Gysi, Barbara Stamm sowie Hubert Aiwanger mit dem Orden geehrt. Auch andere Prominente wie Sternekoch Alfons Schuhbeck und Kabarettist Michl Müller kamen zum Zug. Markus Söder durfte den Orden als erster Preisträger für ganze drei Jahre behalten, da die Veranstaltung pandemiebedingt zwei Jahre entfallen war. Dass er nun nicht mehr als Schlappmaul auftreten dürfe, sei schon schwer, witzelte Söder. Ab sofort müsse er sich wohl wieder normal verhalten.
Kommt Kinseher zur Fastnacht in Franken?
Nächstes Jahr ist es an Luise Kinseher, die Laudatio auf ihren Nachfolger zu halten. Tatsächlich könnte sie aber bereits davor in den fränkischen Fasching eintauchen: bei der Fastnacht in Franken. In seiner Laudatio schlug Söder eine gemeinsame Verkleidung vor. Als Kinseher anmerkte, gar nicht eingeladen zu sein, versprach der Ministerpräsident das zu regeln.
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