Fressermarkt in Kirchheim bei München. Hier werden gleich knapp 500 junge Rinder, in der Fachsprache Fresser, versteigert – und das zu einem möglichst hohen Preis. Mit dabei ist auch Landwirt Christian Maier. Er hat seine Tiere sehr teuer als Kälber gekauft, dann gemästet und möchte sie nun mit einem knappen halben Jahr an Bullenmäster verkaufen. 1.400 Euro würde er gerne für ein Tier bekommen.
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"In den letzten drei bis vier Wochen ist das Kalb auf bis zu 1.000 Euro gesprungen und das ist für die Jahreszeit nicht normal", sagt Maier.
Kälberpreise sind so hoch wie noch nie
Allein in den letzten drei Monaten ist der Preis für Kälber zum Beispiel auf dem Miesbacher Kälbermarkt um bis zu 50 Prozent gestiegen. Als Fressermäster ist Maier deshalb darauf angewiesen, dass er seine Tiere jetzt teuer weiterverkaufen kann. "Wir sind immer dazwischen, als Sandwich quasi und brauchen eine gewisse Spanne für unser Auskommen", erklärt er.
In Kirchheim bei München werden alle zwei Wochen junge Rinder versteigert.
Immer mehr Landwirte hören auf
Der Grund für die hohen Preise: Immer weniger Nachwuchs im Stall, denn es gibt immer weniger Rinderhalter. "Jetzt haben wir in Bayern nur noch 80.000 Betriebe, vor 20 Jahren waren es noch 150.000", erklärt Mastviehhalter Maier. Und: "Die Leistung der Milchkuh steigt, sie gibt immer mehr Milch. Das bedeutet: weniger Tiere im Stall für die gleiche Menge an Milch. Somit auch weniger Kälber. Hinzukommen noch Tierseuchen wie die Blauzungenkrankheit oder die Maul- und Klauenseuche, die zu einer zusätzlichen Verknappung des Angebots führen.
Hohen Preise merken auch die Kunden
Das merkt am Ende auch der Verbraucher. Denn die gestiegenen Preise werden an die Schlachthöfe und Metzger weitergegeben, erklärt Konrad Ammon. Er ist Geschäftsführer des Metzgerschlachthofs Fürth und Inhaber einer eigenen Metzgerei. "Für Jungbullen haben wir eine Preissteigerung innerhalb eines Jahres von 50 Prozent", berichtet er. "Und bei Jungkühen 35 Prozent."
Seinen Bedarf kann der Metzgermeister weiterhin decken, das liegt vor allem an den guten Beziehungen, die er seit Jahrzehnten zu den Landwirten hat. Doch auch in seiner Metzgerei, die inzwischen von seinen Söhnen geführt wird, ist das Rindfleisch teurer geworden. 65 Euro kostet inzwischen ein Kilo Rinder-Filet. Das hat Folgen: "Der Kunde kauft bewusster ein. Er kauft nicht mehr so viel wie noch vor Jahren. Im Umkehrschluss bedeutet das aber: Es landet nicht mehr so viel im Müll."
Konventioneller Jungbulle teurer als Bio-Bulle
Auffällig ist auch: Konventionelles Rindfleisch ist inzwischen teurer als Bio-Rind. Das liegt daran, dass der Bedarf an Bio-Rind – anders als beim konventionellen Rind – nicht gestiegen ist und das Angebot die Nachfrage weiterhin decken kann. Beim konventionellen Rind ist das anders und das merken die Verbraucher jetzt auch am Preis.
Im Video: Unser Land - Darum ist Rindfleisch so teuer
Unser Land: Darum ist Rindfleisch so teuer
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