Landwirtin Theresia Mayer aus Moosburg sitzt am Laptop ihrer Küche – und geht einem Bürojob nach: Düngeberatung für gut 50 andere Landwirtschaftsbetriebe im Landkreis Freising. Dabei führt die 33-Jährige seit fünf Jahren den elterlichen Betrieb eigentlich im Haupterwerb weiter – rund 40 Milchkühe und 60 Hektar Ackerland, auf dem rund ein Drittel des Getreides zur Fütterung ihrer Kühe wächst.
"Der Betrieb wirft nicht genug ab, damit wir davon leben können", sagt Mayer und meint mit "wir" auch ihren Mann Gerhard, der mit Forstarbeiten für Waldbesitzer auch noch etwas dazuverdient. Um heute ausschließlich von ihrem Kerngeschäft, der Milchviehhaltung, leben zu können, müssten die Mayers mehr Kühe halten, den Stall vergrößern – und technisch aufrüsten.
Subventionen für Stallbauförderung "höchstens ein Zuckerl"
Die Staatsregierung würde Stallumbauten grundsätzlich im Rahmen des sogenannten Agrarinvestitionsförderprogramms (ATP) mit maximal 25 Prozent fördern. Die Mittel dafür kommen aus der EU, vom Bund und dem Freistaat.
"Das ist höchstens ein Zuckerl", sagt Teresia Mayer mit Blick auf ihren 36 Jahre alten Stall. Für die Umrüstung wäre eine hohe sechsstellige Investition nötig. Und das kann ihr Familienbetrieb nicht stemmen. Denn auch viele andere Kosten sind gestiegen, zum Beispiel die Preise auf dem Tiermarkt. Der jüngste Zukauf von zwei Kälbern kostete die Mayers knapp 1.000 Euro pro Tier. Gestiegen sind auch die Pachtpreise für zusätzliche Nutzflächen. Deshalb ist fraglich, ob sich die Vergrößerung für den Familienbetrieb am Ende rechnet.
Staatsregierung: Nebenerwerb "vor allem für Frauen in Bauernfamilien" ein Gewinn
Die Mayers haben sich entschieden, lieber auf zusätzliche Einnahmequellen zu setzen. Und damit sind sie nicht allein. Laut bayerischem Agrarbericht von 2024 (mit Erhebung für das Jahr 2023) waren unter den 100.735 landwirtschaftlichen Betrieben in Bayern 37 Prozent im Haupterwerb. Zum Vergleich: Zehn Jahre zuvor waren unter den damals 111.734 Betrieben noch 41 Prozent im Haupterwerb.
Die bayerische Staatsregierung sieht in diesem Trend aber keine Fehlentwicklung. Im Gegenteil: Auf Anfrage teilt das Landwirtschaftsministerium mit: "Wir sehen die Notwendigkeit des Wachstums beim Familieneinkommen, wie das überall notwendig ist." Ein zweites berufliches Standbein bringe außerdem "neue Perspektiven auch und vor allem für die Frauen in den Bauernfamilien".
Signale der EU zugunsten kleinerer Betriebe
Theresia Mayer aus Moosburg kann dem nur bedingt zustimmen. "Der Austausch mit anderen Landwirten durch meinen Bürojob ist natürlich 'was Positives", sagt die Landwirtin. "Aber mir wäre es lieber, wenn ich mich doch wieder mehr auf das konzentrieren könnte, was ich eigentlich gelernt habe." Ihr Kerngeschäft eben, die Milchviehhaltung.
Tatsächlich können Betriebe wie der von Theresia Mayer demnächst auf mehr Unterstützung aus Brüssel hoffen: Dort hat der neue EU-Kommissar für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, Christophe Hansen, kürzlich signalisiert, auch kleinere und mittlere Betriebe, wie sie in Bayern typisch sind, stärker subventionieren zu wollen. Auch der Freistaat hat sich dafür in Brüssel eingesetzt. Und wenn sich der neue EU-Agrarkommissar durchsetzen kann, könnte auch Theresia Mayer mehr Subventionen in der nächsten EU-Förderperiode erhalten. Die startet aber erst nach 2027.
Zwei von drei Landwirtschaftsbetrieben in Bayern kommen heute nur noch über die Runden, weil die Bauern nebenbei dazuverdienen
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