Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hat seinen Politikstil durch die Corona-Krise geändert, wie er selbst sagt: Im Interview mit Thorsten Otto bei "Die blaue Couch" auf Bayern 1 erklärte er, er orientiere sich mehr an wissenschaftlichen Erkenntnissen. "Basis aller Entscheidungen ist Vernunft und Wissenschaft. Und das wird auch mein Politikstil bleiben", sagte Söder.
"Habe viel von Merkel gelernt"
Auch der Bundeskanzlerin ist Söder während der Pandemie näher gekommen. Einen unaufgeregten, wissenschaftlich fundierten und rationalen Zugang zu Politik habe er von Angela Merkel mitnehmen können, sagte der bayerische Ministerpräsident. "Ich habe zu ihr persönlich früher nie so einen Draht gehabt. Aber während Corona hat sich das über diesen Vorsitz der Ministerpräsidentenkonferenz völlig neu ergeben. Und ich muss zugeben, ich habe da sehr viel gelernt."
Freie Wähler gehen "subjektiv" an Politik heran
Wie Söder verriet, hat ihm der Politikstil der Kanzlerin auch im Umgang mit dem Koalitionspartner in Bayern geholfen. Merkel lege Wert auf eine Objektivierbarkeit der Politik, so der CSU-Chef. "Das hilft mir auch mit unserem Koalitionspartner in Bayern zum Beispiel. Der, sagen wir mal, sehr subjektiv an Dinge herangeht", sagte Söder mit Blick auf die Freien Wähler.
Junge Menschen in Bayern bald impfen
Er selbst finde in der Krise Kraft im Gebet. Er sei ein gläubiger Mensch und bitte Gott um Hilfe, Kraft und Weisheit.
Weil die Corona-Pandemie und ihre Folgen vor allem für junge Menschen schwierig sei, werde man in Bayern alles dafür tun, junge Leute eher zu impfen als andere das tun. Auch Schülerinnen und Schüler sollten geimpft werden, beispielsweise im Juni die Abschlussklassen. "Also, ich gebe mir Mühe und hab das auch echt total auf dem Schirm", versprach der Ministerpräsident.
Kalifornien-Idee für Bayern
Der CSU-Chef betonte, wie wichtig ihm der Kampf gegen den Klimawandel sei. "Mich hat das schon früher bewegt. Aber ich gebe zu: Das hat die letzten zehn Jahre auch deswegen keine Rolle gespielt, weil uns Finanzkrise, Euro-Krise und Flüchtlingskrise beschäftigt haben." Die Coronakrise habe ihm "die Verletzlichkeit unserer Welt" bewusst gemacht, so Söder.
Für die Zukunft Bayerns schwebt Söder "ein bisschen so eine Kalifornien-Idee" vor. Weil viele Menschen neu in den Freistaat gekommen seien, habe sich das Land verändert. Söder wünscht sich ein "Land von Leben und leben lassen" mit Freiheit, tollen Arbeitsplätzen, einer funktionierenden Work-Life-Balance, wirtschaftlicher Produktion und intakter Natur. Das sei kein Widerspruch.
Das ganze knapp einstündige Interview von Bayern 1-Moderator Thorsten Otto mit Ministerpräsident Markus Söder ist als Podcast abrufbar: auf bayern1.de, im BR Podcastcenter und in der ARD Audiothek.
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